Schwergewichtler erlitt in Berliner U-Bahn-Tunnel schwere Kopfverletzungen. Bis 2012 boxte Boytsov für den Hamburger Universum-Stall.

Hamburg. Dem russischen Schwergewichts-Boxprofi Denis Boytsov droht das Ende seiner Karriere. Der 29-Jährige, der von 2004 bis 2012 für den Hamburger Universum-Stall in den Ring stieg und seit dessen Insolvenz beim Berliner Sauerland-Team unter Vertrag steht, liegt mit schweren Kopfverletzungen in einem Berliner Krankenhaus. Wegen starker Schwellungen im Hirnbereich wurde Boytsov von den behandelnden Medizinern in ein künstliches Koma versetzt.

Über die Ursache der Verletzungen gibt es derzeit keine gesicherten Informationen, die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Fakt ist, dass Boytsov in der vergangenen Woche in einem Berliner U-Bahn-Tunnel zwischen den Bahnhöfen Bismarckstraße und Wilmersdorfer Straße von einem U-Bahn-Fahrer im Gleisbett entdeckt worden war. Wegen der schweren Kopfverletzungen musste er sofort operiert werden, zudem war auch eine Hand in Mitleidenschaft gezogen worden. Zum Zeitpunkt des Unfalls soll der in bislang 37 Profikämpfen nur einmal besiegte Sportler betrunken gewesen sein.

Boytosv wird in drei Wochen Vater

Der Sauerland-Stall reagierte mit großer Bestürzung auf die Nachricht. „Über den Unfallhergang wissen wir nichts, deshalb werden wir das auch nicht kommentieren“, sagte Promoter Kalle Sauerland, „unsere Gedanken und Gebete gelten Denis und seiner Familie, wir hoffen, dass er wieder ganz gesund werden wird.“ Manager Peter Hanraths, der den Russen einst zum Universum-Stall gebracht hatte, sagte: „Wenn ein Leistungssportler im Koma liegt, muss man immer befürchten, dass er nie wieder seinem Beruf wird nachgehen können. Zum jetzigen Zeitpunkt können die Ärzte darüber jedoch keine verlässliche Aussage machen.“

Boytsovs persönlicher Berater Gagik Khachatryan, der wegen Vertragsstreitigkeiten zwischen Boytosv und dem früheren Universum-Chef Waldemar Kluch im April 2013 in Hamburg auf offener Straße Opfer eines Überfalls geworden war und diesen nur durch Glück überlebt hatte (Abendblatt berichtete), zeigte sich geschockt über die schwere Verletzung seines Schützlings, wollte jedoch über etwaige Verbindungen zwischen dem damaligen Überfall und dem jetzigen Unfall nicht spekulieren. „Besonders tragisch ist, dass Denis in drei Wochen Vater wird“, sagte er.

Boytsov, der seit einigen Monaten bei Sauerland-Chefcoach Ulli Wegner trainiert und zuletzt im März 2015 den Brasilianer Irineo Beato Costa Junior innerhalb von zwei Runden besiegt hatte, galt zu Universum-Zeiten als große Hoffnung im Schwergewicht und legitimer Nachfolger von Dreifachweltmeister Wladimir Klitschko. Nach einer Niederlage im WM-Ausscheidungskampf gegen den Australier Alex Leapai im November 2013 war seine Karriere allerdings ins Stocken geraten. Nun scheint sie beendet zu sein.