Hamburg.

Es war einmal ein Landesligist in Wilhelmsburg. Jahrelang wollte er in die Oberliga Hamburg aufsteigen. Unbedingt. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Der Landesligist verpflichtete viele tolle Spieler, das Team spielte phasenweise zauberhaft, manchmal unerklärlich schwach, verschliss viele Trainer – und am Saisonende hieß es stets: Ziel leider verpasst. Das war sie, die Welt des FC Türkiye. Um 16.50 Uhr am gestrigen Sonntag ging diese Welt in einem wahren Freudensturm 300 begeisterter Gästefans unter, die das 2:1 in Billstedt feierten wie den Gewinn der Champions League. Nicht nur für sie ist ein Märchen wahr geworden. Der FC Türkiye ist tatsächlich in die höchste Hamburger Klasse aufgestiegen. Als dritter türkischer Club in der Geschichte der Oberliga Hamburg nach Önek Türkspor und dem GSK Bergedorf.
„Das war eine schöne und intensive Zeit. Als Trainer bin ich ab sofort gefeuert“, sagte Präsident und Noch-Trainer Dogan Inam lachend. Ihm, der als Coach zurücktritt und seinen Nachfolger am Dienstag bekannt geben will, hat Türkiye viel zu verdanken. Das explosive Gebilde mit hochveranlagten Spielern, die untereinander ab und an auf dem Feld einen rüden Umgangston pflegen, führte Inam zum Erfolg.
Die Fans trugen ihn nach Spielschluss dafür auf Händen. In den 90 Minuten hatte Sascha de la Cuesta doppelt eingesetzt. Einmal nach 32 Sekunden im Anschluss an einen schwachen Rückpass des Billstedters Marian Zwiewka und einen Aussetzer seines Torwarts Thorben Joost, ein zweites Mal nach 38 Minuten per Kopf als Krönung eines Konters. Das 1:2 der Billstedter durch Zwiewka (73.) kam zu spät. „Gestern habe ich geheiratet, der Aufstieg ist wie ein Heiratsgeschenk“, jubelte Kapitän Emre Özkan. „Das frühe Tor hat uns beruhigt. Wir haben es uns diese Saison zu oft zu schwer gemacht.“ De la Cuesta kündigte schon „einen einstelligen Tabellenplatz“ als Ziel in der neuen Saison an. Wer immer das Team dann trainiert, wird viel zu tun haben, um ein weiteres türkisches Märchen zu schreiben. In der Oberliga.