Hamburg. An diesem Wochenende starten die sechs Hamburger Hockeybundesligisten mit unterschiedlichen Zielsetzungen in die Rückrunde.

Zweite Plätze zu feiern, das lehnt Kais al Saadi grundsätzlich ab. Insofern war das, was sich in der Nacht zu Dienstag im Clubhaus des Uhlenhorster HC abspielte, aus Sicht des Herrencheftrainers keine Party, sondern ein „gemütliches Beisammensein von Freunden und Familien“, um die Enttäuschung über die Finalniederlage bei der Endrunde der Euro Hockey League (EHL) gemeinsam zu verarbeiten. Nach 22 Penaltys hatte der UHC am Ostermontag im niederländischen Bloemendaal das Endspiel gegen Oranje Zwart Eindhoven mit 6:7 verloren.

Als Einstimmung auf die Bundesligarückrunde (siehe Infokasten) lieferte die EHL-Endrunde allerdings wichtige Erkenntnisse. Vor dem Auftakt blickt das Abendblatt auf alle sechs Hamburger Bundesligisten bei Damen und Herren. Was hat sich über den Winter getan, wie sind die Saisonziele, und wie sollen sie erreicht werden?


Uhlenhorster HC, Herren: Al Saadi geht mit seinem Team als Tabellenführer ins Rennen um die vier Plätze bei der Endrunde, die am 4./5. Juli auf dem Hockeyplatz der Universität Hamburg am Turmweg ausgetragen werden. Mit 25 Punkten sind Rot-Weiß Köln und Titelverteidiger Harvestehuder THC allerdings punktgleich, Uhlenhorst Mülheim folgt mit 24 Punkten, der Berliner HC hat bei 20 Zählern noch ein Nachholspiel zu bestreiten. „Diese fünf Teams werden die vier Plätze untereinander ausmachen“, glaubt al Saadi, der keine Änderungen in seinem Kader zu verzeichnen hat. Natürlich ist für den UHC der erste Feldmeistertitel der Vereinsgeschichte das Ziel, damit auch der Trainer etwas zu feiern hat. Dennoch sagt der 38-Jährige: „Es ist Unsinn zu sagen, dass wir endlich diesen Titel holen müssen. Wenn wir gut genug arbeiten, haben wir die Chance dazu. Aber es gibt keine Verpflichtung.“


Harvestehuder THC, Herren: Der amtierende Feldmeister muss die Enttäuschung verarbeiten, in der EHL bereits im Achtelfinale ausgeschieden zu sein, und das als Titelverteidiger mit einer derben 2:6-Packung gegen die KHC Dragons aus Belgien. Cheftrainer Christoph Bechmann glaubt allerdings, dass sein Team mental stark genug ist, um sich voll auf das Ziel, den deutschen Meistertitel zu verteidigen, zu konzen­trieren. Aus der eigenen Jugend stieß Max Cordes zum Kader, der frühere Nationalspieler Moritz Fuhrmann ist nach beruflichen Auslandsaufenthalten ebenfalls zurück im Trainingsbetrieb. Dafür droht zum Auftaktspiel beim Tabellenvorletzten Düsseldorf (Sa., 14 Uhr) der Ausfall von Co-Kapitän Benjamin Stanzl (Bänderriss).


Club an der Alster, Herren: Nach einer total verkorksten Hinrunde steckt das neu formierte Starensemble von Cheftrainer Jo Mahn punktgleich mit dem Vorletzten Düsseldorf tief im Abstiegskampf. „Für uns zählt einzig der Klassenerhalt, dafür müssen wir Punkte hamstern“, sagt Mahn, dessen Team nach dem schweren Auftakt mit dem Derby gegen den UHC am 18. April das direkte Duell mit Düsseldorf vor der Brust hat. Bitter ist der Ausfall von Ex-Nationaltorwart Tim Jessulat, der mit einer schweren Verletzung am kleinen Finger, zugezogen beim Einbau einer neuen Küche, noch drei Wochen fehlt. Auch Julian Hofmann-Jeckel (Oberschenkelblessur) und Dieter Linnekogel (Fingerverletzung) drohen zum Auftakt auszufallen. Neu im Kader ist U18-Nationalspieler Johannes Große, der von den Zehlendorfer Wespen aus Berlin zu Alster wechselte.


Club an der Alster, Damen: Trainer Jens George hatte die undankbare Aufgabe, sein Team auf eine Rückrunde im Niemandsland vorzubereiten, da es mit 14 Punkten weder mit der Endrunde noch mit dem Abstieg zu tun haben dürfte. George: „Mein Blick geht zunächst nach unten, wir müssen uns zunächst vom Tabellenkeller absetzen.“ Die ehemalige Nationalspielerin Tina Schütze, die beruflich bedingt pausiert hatte, ist wieder dabei, zudem kamen als Verstärkung die U18-Nationalspielerinnen Nele Aring und Benedetta Wenzel aus Hannover. Im Tor hofft George auf ein baldiges Comeback von U21-Nationalkeeperin Emma Seng, die wegen einer schweren Knieblessur die Hinrunde verpasste. Wegen Bänderrissen fehlen Mieketine Hayn, Emily Wolbers und Lynne Fröschle.
Harvestehuder THC, Damen: In der Hinrunde sieglos, wollen die Schwarz-Gelben mit dem neuen Trainerduo André Otten/Tobias Hauke, das in der Hallensaison den Halbfinaleinzug schaffte, angreifen. Gegen die Konkurrenten Rüsselsheim und Braunschweig, beide haben drei Punkte Vorsprung, hat der Tabellenletzte Heimrecht. „Wenn wir diese beiden Spiele gewinnen und ein, zwei weitere Siege holen, dann werden wir unser Ziel, die Klasse zu halten, erreichen“, sagt Hauke. Die zurückgetretenen Katharina Hau­schildt und Johanna Voigt wurden reaktiviert, Unterstützung für das Trainerteam leistet die Ex-Bundesligaspielerin Birgit Borkamm, wenn Hauke mit den HTHC-Herren gefordert ist.


Uhlenhorster HC, Damen: Angesichts des mit Auswahlspielerinnen gespickten Kaders muss der Meistertitel das Ziel sein. Cheftrainer Claas Henkel setzt zunächst darauf, dass der Tabellenvierte (21 Punkte) im Vierkampf mit Düsseldorf (25), Köln (24) und München (22) so schnell wie möglich die Endrundenqualifikation schafft. Janne Müller-Wieland ist nach einem Japan-Aufenthalt wieder dabei, dafür fehlen die Nationalspielerinnen Yvonne Frank, Lisa Altenburg und Katharina Otte noch bis Ende April verletzt.