Hamburg. Im Streit um den geplanten Finisher-Euro bleiben die Positionen unvereinbar

Der Streit um den sogenannten Finisher-Euro spitzt sich zu. Die German Road Races (GRR), eine Interessengemeinschaft von 63 Straßenlaufveranstaltungen, gehen anlässlich des Berliner Halbmarathons am Wochenende mit Protestaktionen und einer Online-Petition gegen die von ihnen als Laufmaut gebrandmarkte Abgabe vor. „Der Deutsche Leichtathletik-Verband muss sich auf Gegenwind gefasst machen“, sagte der GRR-Vorsitzende Horst Milde dem Abendblatt.

Ende Februar hatte der DLV beschlossen, dass von 2016 an für jeden Finisher über 20 Jahre ein Euro abzuführen ist. Für Hamburgs Veranstalter, die bisher auf freiwilliger Basis 25 Cent je Teilnehmer entrichten, entspräche das einer Vervierfachung der Gebühr.

„Eine solche pauschale Kopfsteuer trifft die Kleinen immer am härtesten“, sagt der stellvertretende GRR-Vorsitzende Karsten Schölermann von der Agentur BMS (Alsterlauf, Hella-Hamburg-Halbmarathon): „Sie wollen keinen Profit machen, kein Produkt anbieten, sondern lediglich ihre Unkosten decken.“ Eine konkrete Gegenleistung für den Euro habe der Verband bislang auch nicht aufzeigen können.

Den Vorwurf aber lässt Wolfgang Timm, Präsidiumsmitglied im Hamburger Verband HLV und Initiator des Finisher-Euros, nicht gelten: „Der DLV investiert 400.000 Euro im Bereich Volks- und Straßenläufe. Es wird nicht gesehen, was geleistet wird.“ Timm beruft sich auf das Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf, wonach ein Fachverband für von ihm genehmigte Wettbewerbe Gebühren einfordern darf. Nach Einschätzung des Neubrandenburger Anwalts Markus Grigat, der den GRR in der Sache vertritt, gilt dieser Anspruch jedoch nicht für sogenannte wilde Veranstaltungen.

Milde, Gründer und langjähriger Leiter des Berlin-Marathons, bekräftigte die Bereitschaft, einen Beitrag zu leisten: „Aber wir wollen sehen, dass er in den Laufsport investiert wird. Man kann nicht einfach von oben herab bestimmen. Vor allem die kleinen Veranstalter müssen knapsen. Der DLV sägt an dem Ast, auf dem er sitzt.“

Ein Kompromiss, etwa ein nach Veranstaltungsgröße gestaffelter Beitragssatz, wie ihn Schölermann vorgeschlagen hat, ist nicht in Sicht. Timm: „Auch Milde und die anderen haben ja der Abgabe zugestimmt. Es ist scheinheilig, sich jetzt dagegenzustellen.“

Nun drohen die ersten Veranstalter mit der Abspaltung aus dem DLV. „Wir werden förmlich gedrängt, einen Spartenverband zu gründen“, sagt Schölermann. Beim HLV-Verbandstag am Mittwoch war davon freilich nichts zu hören. Von 31 vertretenen Vereinen griff nur der Lauftreff Alstertal im Oberalster VfW, Organisator des jährlichen Volkslaufs, das Thema auf – ohne konkretes Ergebnis. Lauftreff-Sprecher Hans Schreckenberg kündigte weiteren Widerstand an: „Wir werden das nicht auf sich beruhen lassen.“