Hamburg. HSV-Handballer besiegen Tabellenletzten Bietigheim nach 12:13-Halbzeitrückstand noch mit 28:23

Jens Häusler hatte seinen HSV-Handballprofis ein freies Wochenende versprochen – falls sie deutlich gewinnen. Nun wird der Trainer wohl Wort halten müssen, schließlich lautete das nackte Ergebnis gegen den Tabellenletzten SG Bietigheim 28:23 (12:13). Bravourös kam dieser Erfolg des Ligaachten nicht zustande, 20 starke Minuten reichten. „Das war mal wieder eine Achterbahnfahrt der Gefühle“, klagte Häusler. „Gegen die Teams von unten haben wir uns immer schwer getan. Also: Pflichtaufgabe erfüllt“, meinte Präsident Karl Gladeck gnädig.

Die 5752 Zuschauer in der O2 World wurden um eine Schweigeminute für die Opfer des Flugzeugabsturzes über Südfrankreich gebeten. Der HSV spielte mit Trauerflor, auf eine geplante Verlosung von Lufthansa-Flügen des Partners Hamburg Airport wurde aus Pietätsgründen verzichtet. Nach der Stille war der HSV sofort präsent. Prompt stand es 5:1. Und das, obwohl der angeschlagene Hans Lindberg (muskuläre Probleme im Bein) geschont in der Spielerbox saß. Als Ersatz fügte sich Stefan Schröder als Rechtsaußen mit dem Auftakttor gleich gut ein. Nach dem furiosen Beginn, den Geschäftsführer Christian Fitzek „teuflisch“ nannte, „weil wir dann dachten, wir spielen jetzt mal für die Galerie“, ließ der HSV locker, und auch die Körpersprache ließ zu wünschen übrig.

Das Zusammenspiel passte in der restlichen erste Spielhälfte nicht mehr, jeder werkelte so vor sich und nahm wilde Würfe (beispielsweise Kentin Mahé, Petar Djordjic und Alexandru Simicu). Häusler sprach von „leichtfertigem Spiel“ und einer „angezogenen Handbremse“. Und dann kam auch noch Pech dazu: Beim Stand von 11:10 trümmerte der Halbrechte Adrian Pfahl den Ball links unten ins Tor, der Ball sprang gegen die hintere weiße Stange und dann wieder aus dem Gehäuse. Die Referees Pawel Fratczak/Paulo Ribeiro entschieden auf Pfosten. Die Badener, bei denen der frühere U23-HSV-Spieler Tim Dahlhaus (2 Tore) in der Startformation stand, nutzten die helle Aufregung, gingen zum 12:11 erstmals in Führung. Beim Gang in die Kabine (12:13) mussten sich die HSVer „Aufwachen, aufwachen!“-Rufe aus ihrem Fanblock anhören.

Zur zweiten Hälfte setzte Häusler mit der Einwechselung des angeschlagenen Kapitäns Pascal Hens (Sprunggelenk) ein Zeichen. Als in der 52. Minute der übermotivierte Schröder seine dritte Zeitstrafe kassierte und Rot sah, musste sogar noch Lindberg ran, die „dänische Wundertormaschine“ (Fitzek). Extralob verteilte er außerdem für Keeper Johannes Bitter (13 Paraden) und Kreisläufer und Abwehrkante Henrik Toft Hansen. „Das sind unsere drei Größen in den letzten Wochen, die uns immer wieder retten.“ Fitzek berichtete danach, dass sich am Mittwoch „Hamburgs Club 100“ gegründet habe. Ein Unterstützerkreis für den HSV aus acht Gründungsmitgliedern, allesamt Hamburger Unternehmen.

Tore, HSV: Toft Hansen 5, Schröder 5, Mahé 5, Schmidt 3 (1 Siebenmeter), Simicu 3, Hens 3, Lindberg 2 (1), Flohr 1, Pfahl 1; Bietigheim: Schmid 8, Lohrbach 4, Schäfer 3 (2), Praznik 2, Dahlhaus 2, Haller 1, Rentschler 1, Salzer 1, Blodig 1; SR: Fratczak/Ribeiro (Kamp-Lintfort /Diepholz), Z.: 5752. Zeitstrafen: 6; 6. Rot: Schröder (52.), dritte Zeitstrafe.