Hamburg. Betrügerische Sportler und ihre Hintermänner müssen vor einem neuen Gesetz zittern. Sportverbände fürchten, dass dopende Sportler noch häufiger klagen.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hat die von der Bundesregierung geplante strafrechtliche Verfolgung von Doping-Sündern im Profi-Sport verteidigt. „Geldstrafen und Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren werden eine abschreckende Wirkung haben“, sagte der Minister abendblatt.de, der Onlineausgabe des Hamburger Abendblatts. „Sportlerinnen und Sportler haben alle ein Leben nach dem Sport. Dann müssen und wollen die meisten von ihnen einem ganz normalen Beruf nachgehen.“ Dies sei deutlich einfacher, wenn man nicht vorbestraft ist, sagte Maas.

Am heutigen Mittwoch will das Bundeskabinett von Union und SPD in Berlin den Entwurf für ein Anti-Doping-Gesetz verabschieden. Dopenden Sportlern drohen danach Haftstrafen von bis zu drei Jahren. In diesem Jahr soll das Gesetz verabschiedet werden.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte in seiner offiziellen Stellungnahme einerseits das staatliche Engagement im Kampf gegen Doping begrüßt, andererseits jedoch Bedenken gegen wichtige Kernpunkte des Anti-Doping-Gesetzes geäußert. Die Anwendung von Dopingmitteln durch die Sportler geschehe „freiwillig unter Inkaufnahme der Gefährdung ihrer eigenen Gesundheit. Ein solches Verhalten ist jedoch von unserer Verfassung geschützt und kann nicht umgekehrt zu staatlichen Eingriffen wider Willen ermächtigen", heißt es von Seiten des DOSB. Der Verband befürchtet eine Klageflut von Athleten gegen das Gesetz, sollte es in Kraft treten.

Justizminister Maas verteidigte gegenüber dem Abendblatt die Kritik des DOSB: „Bisher konnten nur die Hintermänner oder Leute, die mit größeren Mengen Dopingmitteln erwischt wurden, strafrechtlich verfolgt werden. Das allein hat offensichtlich noch nicht ausgereicht.“ In Zukunft würden sich „auch die Doper selbst strafbar“ machen. Das sei konsequent, denn „schließlich sind sie es, die sich einen Wettbewerbsvorteil erschleichen“, hob der Justizminister gegenüber dem Abendblatt hervor.

Maas sieht durch das geplante Gesetz auch einen Vorteil für die Hamburger Olympia-Bewerbung. „Niemand will ein Doping-Wettrennen, alle wollen saubere Spiele. Deswegen sollte die Konsequenz des Gastgeberlandes im Kampf gegen Doping bei der Vergabe von Olympischen Spielen eine Rolle spielen.“ Deutschland gehöre mit dem neuen Gesetz „international jetzt sicher zu den Vorreitern“.

Die Opposition im Bundestag hatte in den vergangenen Monaten immer wieder die schnelle Umsetzung eines Gesetzes im Kampf gegen Doping im Spitzensport gefordert. Scharfe Kritik kam dagegen vom Doping-Experten Werner Franke und der ehemalige Weltklasse-Sprinterin Ines Geipel. Franke begründete dies im Hessischen Rundfunk mit aus seiner Sicht eklatanten Versäumnissen und Schwächen des Gesetzentwurfs. So solle es strafrechtliche Konsequenzen nur für Spitzenathleten und Profis geben, nicht aber für Amateure und Freizeitsportler. Der Heidelberger Molekularbiologe kritisierte außerdem das System der Sportförderung: „Wir haben einen Staat, der jede Art der Hilfe für junge Leute von der Zahl der Medaillen abhängig macht.“