Neu-Isenburg/Hamburg. Bei einer Forsa-Umfrage sprachen sich in Hamburg 64 Prozent für das Sport-Großereignis aus, in der Hauptstadt lag die Zustimmung bei 55 Prozent.

Hamburg hat beim Stimmungstest in Sachen Olympia die Nase vorn, doch eine Vorentscheidung im Wettstreit mit Berlin um den deutschen Kandidaten für die Ausrichtung der Sommerspiele 2024 müssen die neun Prozentpunkte Vorsprung noch nicht bedeuten. Bei einer Forsa-Umfrage, deren Ergebnisse der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) via Twitter verbreitete, sprachen sich in Hamburg 64 Prozent der Befragten für das Sport-Großereignis aus, in der Hauptstadt lag die Zustimmung bei 55 Prozent. Jeweils 1500 Bürger wurden in den vergangenen Wochen repräsentativ befragt, ob sie Olympische Spiele in ihrer Stadt befürworten oder nicht.

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat die deutliche Zustimmung der Hamburger zu Sommerspielen als einen Schritt der Stadt hin zu einer deutschen Olympia-Bewerbung bewertet. „Hamburg wäre sehr geehrt, wenn der deutsche Sport uns beauftragt, sich für unser Land um Spiele zu bewerben“, sagte Scholz. „Wir spüren, dass die olympische Idee begeistert und dass von ihr Impulse ausgehen, die unserem Land gut tun.“ Kompakte Spiele, nachhaltige Planung und transparente Verfahren könnten auch Beispiel gebend für Spiele im Sinne der olympischen Idee sein.

Seeler hält Rennen um Olympia für entschieden

Für Uwe Seeler sind die Würfel bei der nationalen Olympia-Bewerbung zugunsten Hamburgs gefallen. „Dann ist das ja an und für sich schon entschieden“, sagte der ehemalige Stürmer des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV am Dienstag. „Hamburg ist prädestiniert für Olympia und bereit, die Spiele durchzuführen. Ich bin da sehr positiv gestimmt“, sagte Seeler. Besonders die Möglichkeit von Spielen am Wasser und kurzen Wegen zwischen den Sportstätten begeistern den 78-Jährigen.

Handelskammer: Umfrageergebnis ist wichtiger Schritt

Reinhard Wolf, Olympia-Beauftragter der Handelskammer Hamburg, zu den Ergebnissen der Forsa-Umfrage:
"Das Ergebnis der repräsentativen Forsa-Umfrage ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer Olympia-Bewerbung Hamburgs. Das klare Ja der Hamburger kann dem Deutschen Olympischen Sportbund die Sicherheit geben, dass auch in einem Referendum im Herbst eine Olympia-Bewerbung der Hansestadt bestätigt wird", so Wolf. "Nun kommt es darauf an, das DOSB-Präsidium und die deutschen Sportfachverbände in den bevorstehenden Sitzungen davon zu überzeugen, dass das Hamburger Konzept der kompakten Spiele im Herzen der Stadt auch international durchsetzungsfähig ist."

Wirtschaft begeistert über Ergebnis

Hamburgs Olympia-Botschafter, der Unternehmer Alexander Otto, sagte, die Aktionen der vergangenen Monate hätten das Thema zum Stadtgespräch werden lassen und damit ihr Ziel erreicht. „Das Ergebnis zeigt, dass viele Menschen, die anfänglich noch zurückhaltend auf die Spiele reagiert haben, sich ein eingehenderes Bild gemacht haben und jetzt positiv gestimmt sind.“

„Wir freuen uns über die riesige Zustimmung zu Olympischen und Paralympischen Spielen und vor allem auch darüber, dass es in beiden Städten Zuwächse bei der konkreten Bewerberfrage gab. Wir haben vor Ort gespürt, dass sich das Meinungsklima positiv entwickelt hat. Nun haben wir eine gute Grundlage für den weiteren Entscheidungsprozess“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Zuvor hatte der Verbandschef geäußert, dass die Zustimmung in der Bevölkerung für eine Ausrichtung Olympischer Spiele „sehr entscheidende Bedeutung“ habe.

Zustimmung ist Vertrauensvorschuss

Die Zustimmung von 64 Prozent der Hamburger hat die CDU-Bürgerschaftsfraktion als Vertrauensvorschuss gewertet. „Es kommt klar zum Ausdruck, dass die Hamburger Olympische Spiele in ihrer eigenen Stadt wirklich wollen, und dass sie diese Mammutaufgabe Hamburg auch zutrauen“, sagte CDU-Fraktionschef André Trepoll. „Dieser Vertrauensvorschuss ist zugleich wertvolles Kapital, aus dem eine große Verantwortung erwächst.“ Bis zu einer Volksbefragung sollte die Zustimmung weiter steigen.

Seit September 2014 wuchs in beiden Städten die Olympia-Zustimmung deutlich. Auf die Frage zu den Olympia-Plänen hatten sich vor einem halben Jahr 53 Prozent der Hamburger und 48 Prozent der Berliner für eine Bewerbung ausgesprochen. Gleichzeitig sank in diesem Zeitraum in beiden Metropolen die Zahl der Menschen, die das Projekt ablehnen: in Hamburg von 44 auf 32 Prozent, in Berlin von 49 auf 39 Prozent.

Mit der Vorlage der aktuellen Umfrage-Ergebnisse wurde der Countdown zur Kür des deutschen Bewerbers eröffnet. Am kommenden Sonntag trifft sich das DOSB-Präsidium mit den Spitzensportverbänden, einen Tag später mit Vertretern der Zivilgesellschaft. Auf der Basis dieser Gespräche, in die die Umfrage-Ergebnisse einfließen, wird die DOSB-Führung am Abend des 16. März eine Empfehlung für einen Kandidaten aussprechen. Die endgültige Wahl des deutschen Bewerbers steht am 21. März in der Frankfurter Paulskirche an.

Bürgerentscheid vor Bekanntgabe

„Wenn beide nahe beieinander liegen und exzellente Werte haben, wird das nicht das entscheidende Kriterium sein und nur eine untergeordnete Rolle spielen. Je größer der Abstand, umso eher wird es Auswirkungen haben“, hatte Hörmann vor einigen Wochen gesagt.

Bevor der DOSB und die deutsche Bewerberstadt am 15. September ihre offizielle Kandidatur für die Ausrichtung der XXXIII. Olympischen Spiele beim Internationalen Olympischen Komitee einreichen, wird es in der nominierten Stadt noch einen Bürgerentscheid geben. In Berlin würde dieser am 13. September stattfinden, in Hamburg ist der Termin noch offen. Im Sommer 2017 wählt die IOC-Session in Lima den Gastgeber der Spiele 2024.