Die Woche vor dem vorentscheidenden Heimspiel gegen Hertha BSC war aus Sicht des VfB Stuttgart katastrophal. Wie wird nun das Spiel?

Stuttgart - Hertha BSC

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Halbzeit: Das vermeintliche Endspiel um die Zukunft von Trainer Huub Stevens wird für den VfB Stuttgart zur Zitterpartie. Im Abstiegskrimi gegen Hertha BSC kommt das Bundesliga-Schlusslicht nach 45 Minuten nicht über ein torloses Remis hinaus und würde damit keinen Boden auf den direkten Konkurrenten, der fünf Punkte vor dem VfB liegt, gutmachen.

Die seit sieben Spielen sieglosen Schwaben begannen das Schlüsselduell engagiert, aber auch etwas übereifrig. Manch gut gemeinter Offensivansatz fiel diesem unkontrollierten Bemühen zum Opfer. Die Berliner setzten ihrerseits auf ein stabiles Defensivsystem und mit schnellen Gegenstößen auf die Beweglichkeit ihrer einzigen Spitze Salomon Kalou.

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Bei Stuttgart suchte vor allem Alexandru Maxim die Verantwortung für das Angriffsspiel, doch auch der Rumäne vermochte sich zunächst nicht entscheidend durchsetzen. Der Begegnung des schwächsten Heimteams gegen die schwächste Auswärtsmannschaft wurde so zu einem Geduldsspiel, in dem VfB-Flügelstürmer Timo Werner (14.) die erste große Möglichkeit ausließ.

Stevens hatte 160 Tage nach dem bisher einzigen VfB-Sieg im eigenen Stadion (27. September gegen Hannover) den gesperrten Martin Harnik durch Filip Kostic ersetzt. Der teuerste Sommertransfer der Schwaben, der bislang fast durchweg enttäuscht hatte, zeigte diesmal zumindest anfangs brauchbare Ansätze.

Stevens' Elf wurde mit zunehmender Spielzeit dominanter und band die Mannschaft von Pal Dardai doch verstärkt in der eigener Hälfte. Es fehlte allerdings erst einmal die letzte Präzision im Abschluss. Zudem verhinderten die Berliner gerade noch einen Kopfball von Daniel Ginczek (24.), der womöglich die Führung bedeutet hätte. Zudem wäre in der 38. Minute Marvin Plattenhardt bei einer riskanten Abwehraktion beinahe ein Eigentor unterlaufen.

Andererseits brachten eigene Unzulänglichkeiten die Stuttgarter auch immer wieder einmal in Bedrängnis. Bei einem der seltenen Hertha-Konter besaß der Schweizer Valentin Stocker (26.) die bis dahin beste Gelegenheit.

Vor dem Spiel: Huub Stevens’ Nachfolger steht angeblich schon fest. Am Tag vor dem wichtigen Heimspiel gegen Hertha BSC berichtete die „Bild“-Zeitung, der VfB Stuttgart habe sich mit Leipzigs Ex-Coach Alexander Zorniger auf einen Vertrag über drei Jahre geeinigt. Spätestens zum Saisonende soll der 47-Jährige demnach mit dem schon oft beschworenen Neuanfang beim derzeitigen Tabellenschlusslicht der Fußball-Bundesliga beginnen. Womöglich aber auch schon früher – falls Stevens mit dem VfB am Freitagabend (20.30 Uhr/Sky) gegen Berlin auch im achten Spiel nacheinander kein Sieg gelingt.

Herthas lange Ausfallliste um Ex-VfB-Stürmer Julian Schieber ist im Vergleich zum Tohuwabohu in Stuttgart ein vergleichsweise bescheidenes Problem. Neben den Spekulationen um Stevens’ Posten, aus denen auch ein Streit zwischen Zornigers Ex-Chef Ralf Rangnick und VfB-Sportvorstand Robin Dutt entstanden ist, soll auch noch Sportdirektor Jochen Schneider vor dem Abschied stehen. Wie der TV-Sender Sky am Donnerstag berichtete, wird der Betriebswirt den Verein auf eigenen Wunsch verlassen.

Dazu muss sich der Traditionsverein vom Neckar seit Montag mit Doping-Vorwürfen auseinandersetzen. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre soll der Club Anabolika bestellt haben. Das belegen angeblich Unterlagen, die die Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin ausgewertet hat, um die Doping-Vergangenheit der Universität Freiburg zu untersuchen.

Dass in Andreas Singler ein Mitglied des Gremiums ohne Absprache ausgerechnet jetzt damit an die Öffentlichkeit gegangen ist, ist Letizia Paoli als Vorsitzender der Kommission unangenehm. „Ich nenne das gerade auch deswegen unverantwortlich, weil das mediale Interesse und die damit verbundenen Spekulationen gerade im Fall des SC Freiburg und VfB Stuttgart, die auf dem 17. respektive 18. Tabellenplatz stehen, deren Konzentration und Mobilisierung aller Kräfte zum Bundesliga-Klassenerhalt sicher nicht zuträglich sind“, schrieb die Mafia-Expertin in einem Brief an die Schwaben.

Stuttgart hatte zuvor darum gebeten, Einsicht in die Unterlagen zu bekommen. Das sei leider nicht möglich, antwortete Paoli. Der Verein müsse auf das Gutachten bis zur Veröffentlichung des Abschlussberichts warten. Der soll im Herbst fertig sein.

Bis dahin ist zumindest die Trainerfrage beim VfB beantwortet. Und auch, ob der fünfmalige deutsche Meister dann nur noch ein Zweitligist ist oder nicht.

Eine besondere Bedeutung wollte Stevens dem Duell mit den von seinem ehemaligen Spieler Pal Dardai trainierten Berlinern aber nicht zuschreiben. „Danach kommen noch zehn Schicksalsspiele“, sagte der 61-Jährige. „Aber klar: je weniger Spiele du hast, desto schwieriger ist es, wenn du da unten stehst.“

Trotz der langen Verletztenliste bei Hertha BSC hat Trainer Pal Dardai die formschwachen Hajime Hosogai und Ronny nicht für das Abstiegsduell nominiert. Hingegen wird der nach einem Nasenbeinbruch operierte Verteidiger Peter Pekarik mit einer Schutzmaske auflaufen. Dardai hatte es dem Slowaken zuvor freigestellt, ob er in Stuttgart mit der Maske spielen wolle. Auch Tolga Cigerci steht nach acht Monaten Zwangspause wegen eine Zehenverletzung erstmals wieder im Hertha-Kader.

Aufstellungen:

Stuttgart: 1 Ulreich - 16 Klein, 3 Schwaab, 6 Niedermeier, 21 Hlousek - 20 Gentner, 26 Serey Die - 19 Timo Werner, 44 Maxim, 18 Kostic - 33 Ginczek. - Trainer: Stevens

Berlin: 1 Kraft - 2 Pekarik, 15 Langkamp, 25 Brooks, 21 Plattenhardt - 28 Lustenberger, 5 Heitinga - 27 Beerens, 13 Hegeler, 14 Stocker - 11 Kalou. - Trainer: Dardai

Schiedsrichter: Felix Brych (München)

Zuschauer: 45.000