Nun hat also auch der Fußball sein Dopingproblem. Gerüchte hat es immer wieder gegeben, hier und dort auch einen positiven Test, womöglich sogar ein vertrauliches Geständnis, spätabends am Tresen. Aber wer es wagte, König Fußball öffentlich an den Pranger zu stellen, machte sich zumindest unbeliebt oder riskierte, wie einst der frühere Nationaltorhüter „Toni“ Schumacher, gar die Karriere.

Mit den Enthüllungen der Freiburger Evaluierungskommission um die Praktiken beim VfB Stuttgart und dem SC Freiburg in den 70er- und 80er-Jahren ist wissenschaftlich erwiesen, dass auch der beliebteste Sport der Welt systematisches Doping erlebt hat. Gerade bei Verletzungen sind damals offenbar leichtfertig verbotene Mittel verabreicht worden, um Heilungsprozess und Muskelaufbau zu befördern – teilweise ohne Wissen der Betroffenen.

Man muss unterstellen, dass es sich bei den Vereinen nicht um Einzelfälle handelt. Bis zu 70 Prozent der westdeutschen Topathleten, auch prominente Fußballer wie Paul Breitner und Uli Hoeneß, waren seinerzeit beim zweifelhaften Freiburger Sportmediziner Armin Klümper in Behandlung.

Bei Folgerungen für die Gegenwart ist Vorsicht geboten. Seitdem der Deutsche Fußball-Bund 1988 den Kampf gegen Doping aufgenommen hat, wurden 20.000 Tests durchgeführt, neuerdings auch am Blut. Ganze 26 waren positiv. Dass Doping im Fußball sinnlos sei, wie uns unlängst Franz Beckenbauer wieder glauben machen wollte, ist zwar widerlegt. Aber die neue Fußballergeneration scheint um die Risiken und Nebenwirkungen zu wissen.