Hamburg. Der Streit um die Genehmigungsgebühr des Leichtathletik-Verbands droht zu eskalieren. Laufveranstalter macht Kompromissvorschläge.

Dass ihm für eine 300-prozentige Gebührenerhöhung eine Welle der Sympathie entgegenschlägt, hatte Wolfgang Timm nicht erwartet. Etwas mehr Verständnis für sein Anliegen allerdings schon. Schließlich komme der Euro, den die Laufveranstalter von 2016 an für jeden Finisher über 20 Jahre an den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) entrichten sollen, doch allen zugute: „Die Vereine und Verbände leisten die Basisarbeit, sie bilden Trainer aus, fördern Jugendliche. Und die kommerziellen Anbieter profitieren davon“, sagt der Hamburger Timm, der in seiner Funktion als Sprecher der Volkslaufwarte der Landesverbände für den Finisher-Euro wirbt – und dabei auf viel Widerstand stößt.

Erst Ende Februar hat der DLV-Verbandsrat die neue „Genehmigungsgebühr“ bestätigt – nicht ohne sich zuvor „ausführlich mit der von einigen Veranstaltern geäußerten Kritik“ auseinanderzusetzen. Die Abgabe diene auch dem Ziel, Rechtssicherheit und eine bundeseinheitliche Regelung zu schaffen. Dass der Beschluss „einstimmig“ erfolgte, wundert Hans Schreckenberg, den Sprecher des Lauftreffs Alstertal, der im September zum 25. Mal seinen Volkslauf veranstaltet. Schließlich habe man Timm, der dem Präsidium des Hamburger Verbands angehört, anlässlich der Volkslaufbörse im Herbst ersucht, sich im DLV für eine Reduzierung der von Gegnern sogenannten „Lauf-Maut“ einzusetzen. „Gerade für kleine, ehrenamtlich organisierte Läufe ist ein Aufschlag um einen Euro bei der Meldegebühr nicht durchsetzbar“, sagt Schreckenberg.

Auch größere Veranstalter bezweifeln den Verwendungszweck. „Dass das Geld in die Nachwuchsförderung und die Trainerausbildung fließt, ist nicht klar ersichtlich“, sagt Alexander Extra (Blankeneser Heldenlauf, Christmas Run). Er verlange nicht, dass das Geld seinen Läufen zugutekomme. „Aber wir wollen unsere Teilnehmer nicht dafür belasten, Haushaltslöcher in Verbänden zu stopfen.“ Mögen die doch erst einmal jene „wilden“ Veranstalter in die Pflicht nehmen, die bisher nicht einmal den sogenannten „Volkslaufcent“ entrichten – in Hamburg sind das etwa 25 Cent pro Finisher.

Karsten Schölermann von der BMS-Laufgesellschaft (Hella-Hamburg-Halbmarathon, Alsterlauf) hat Timm zwei Kompromissvorschläge unterbreitet. Demnach soll die Zwangsabgabe halbiert und erst ab dem 151. Finisher erhoben werden – oder sich nach der Höhe des Meldegelds richten. Andernfalls drohe eine „Spaltung der Laufbewegung“.

Extra will dem DLV vorerst die Treue halten – für seinen Lauf aber auch weiterhin nur freiwillig 25 Cent entrichten. Notfalls lasse er es auf einen Rechtsstreit ankommen.