Die Auflistung liest sich wie die Folgen einer Massenschlägerei: Kapselverletzung im Knie, drei Muskelfaserrisse, ein Innenband-Anriss, ein Schlüsselbeinbruch, ein kaputter Oberschenkel und eine Knie-OP. Doch was nach einem Krankenhausbericht nach einer Massenkarambolage klingt, ist nicht mehr und nicht weniger als eine Aufzählung der Wehwehchen, mit denen gleich acht HSV-Profis derzeit zu kämpfen haben. Hinzu kommt noch eine nicht ganz so spektakulär klingende Magendarmgrippe von René Adler, die aus dramaturgischen Gründen erst an dieser Stelle genannt wird.

Dramaturgie hin oder her – der HSV hat ein echtes Problem. Längst hat der Club eindrucksvoll bewiesen, dass er trotz 27 Fußballern im Kader zwar die Quantität, aber keinesfalls die Qualität besitzt, die zahlreichen Ausfälle adäquat zu ersetzen. Um es einmal drastisch auszudrücken: Nur ein fitter und gesunder HSV hat das Potenzial, die Klasse in der Bundesliga zu halten.

Dabei darf gerne über das unverschämte Verletzungspech geklagt werden. Zur vollständigen Wahrheit gehört aber auch, dass die HSV-Verantwortlichen bei ihren Transfers extrem ins Risiko gegangen sind. 8,5 Millionen Euro für Pierre-Michel Lasogga, der sich schon immer besser in Arztpraxen als in Fußballstadien auskannte. 3,5 Millionen Euro für Valon Behrami, der sich selbst als „Kaputten“ bezeichnete. Und zwei Millionen Euro für Ivica Olic, der eben doch nicht in einen Jungbrunnen gefallen ist und dessen 35 Jahre sich nun bemerkbar machen.

Am Ende der Saison zählt aber nur ein akut sehr leidender Patient: der HSV. In diesem Sinne: Gute Besserung!