Und plötzlich scheint wieder die Götterdämmerung über dem Nord-Londoner Stadtteil Islington angebrochen. „WengerOut“ boomt unter Mode-Fans des FC Arsenal als Hastag bei Twitter, die französische Trainer-Legende Arsène Wenger, 65, ist die Zielscheibe nach der 1:3-Heimpleite gegen Wengers alte Liebe AS Monaco im Achtelfinalhinspiel der Champions League. Taktisch habe sich der starrsinnige „Le Prof“ einen Fehlgriff geleistet, als er den bei wichtigen Spielen gern unsichtbaren Phlegmatiker Mesut Özil in die Startelf beorderte. So viel Häme bekam nur Per Mertesacker ab, verspottet als „Mammutbaum“.

Ja, der Kapitän der Kanoniere war am Mittwoch miserabel, aber das Wenger-Bashing hat einen langen Bart und ist respektlos. „AW“ hat ein Lebenswerk, das nur ihn selber über das Ende seiner achtzehneinhalbjährigen Ära entscheiden lassen dürfte. In dieser Zeit qualifizierte er sich immer (!) für die Königsklasse. Der höfliche Elsässer, zugleich penibler Kontrollmensch, prägte eine Clubphilosophie - Arsenal ist Wenger, vor ihm galt es als „Boring, boring Arsenal“, langweilig. Er ließ das Emirates Stadium bauen, zahlte es ab und nahm acht titellose Jahre in Kauf. Der Vorwurf, „wallet-shy“ (geizig) zu sein, war stets ungerecht, einen Cesc Fabregas musste er verkaufen. „AW“, der als erster 1996 die Ernährung seiner Profis umstellte und Leichtathletiksprints einführte, ist „The Great Modernizer“ im Fußball-Mutterland. Als er 2014 den FA-Cup holte, feierten ihn auf einmal auch seine Dauer-Kritiker als Genie. Schön, dass er noch da ist: Es gibt nur einen Arsène Wenger!