Hamburg.

Ecke Marc Rzatkowski, Kopfball Lasse Sobiech – Tor zum 2:0 für den FC St. Pauli! Diese in aller Kürze beschriebene Szene hat sich vor nur knapp vier Wochen zugetragen. Es war das letzte Testspiel der Millerntor-Elf vor dem Wiederbeginn der Zweiten Liga. Auch der Treffer zum 3:0-Endstand gegen den dänischen Erstligisten Silkeborg IF durch Julian Koch entsprang einer Standardsituation, in diesem Fall einem Freistoß aus dem Mittelfeld.

Diese beiden Tore in dem zur Generalprobe erklärten Testspiel nährten die Hoffnung, dass das Einstudieren der Situationen mit ruhendem Ball im Wintertrainingslager erkennbar Früchte getragen hätten. Die Realität aber sieht ganz anders aus. In den bisherigen drei Zweitliga-Punktspielen in diesem Kalenderjahr hat der FC St. Pauli genau ein Tor erzielt, es war der Anschlusstreffer zum 1:2 am vergangenen Sonnabend bei 1860 München. Dieser fiel aus dem Spielverlauf und konnte an der Niederlage nichts ändern. Dagegen blieben alle fünf Ecken und mindestens ebenso viele Freistöße weit in der gegnerischen Hälfte ungenutzt. Allein in den drei Partien gegen Sandhausen (0:0), Fürth (0:1) und München wurden St. Pauli 20 Eckstöße zugesprochen, kein einziger führte zu einem Treffer.

Dabei mangelt es den Hamburgern keineswegs an Spielern, die allein auf Grund ihrer Körpergröße potenziell kopfballstark sind. Neben den Innenverteidigern Lasse Sobiech (1,96 Meter) und Sören Gonther (1,86) gehören aus dem Kreis der Stammspieler auch die Außenverteidiger Sebastian Schachten (1,90) und Marcel Halstenberg (1,87) sowie die Stürmer John Verhoek (1,87) und Ante Budimir (1,90) zu dieser Kategorie. „Es kommt auch immer darauf an, dass die Bälle gut in den Strafraum geschlagen werden. Hier ist es dann auch wichtig, die Mitspieler freizublocken. Das Entscheidende aber ist, ohne Rücksicht auf Verluste zum Ball zu gehen und ihn auf das Tor bringen zu wollen. Es ist besser, dabei auch einmal ein Stürmerfoul zu riskieren, als zu zaghaft zu sein“, sagt Sobiech zu diesem Thema. „Insgesamt müssen wir einfach mehr Bälle Richtung Tor bringen.“

Der vom HSV ausgeliehene Abwehrspieler hat in dieser Saison immerhin schon zwei Tore im Anschluss an eine Standardsituation erzielt, es waren in der Anfangsphase der Saison die Siegtreffer gegen Sandhausen (2:1) und Braunschweig (1:0). Verhoek gelang ein Treffer nach einem Freistoß, Christopher Nöthe verwandelte zwei Elfmeter und Aalens Oliver Barth steuerte nach einer Ecke von St. Paulis Dennis Daube ein Eigentor zur Bilanz bei. Das war es aber schon mit den Treffern nach ruhenden Bällen für den FC St. Pauli.

Die Chancen, dass die Ausbeute an diesem Sonntag (13.30 Uhr) im Heimspiel gegen den Tabellen-16. Erzgebirge Aue aufpoliert wird, stehen jedenfalls theoretisch nicht so schlecht. In der voraussichtlichen Startformation werden die Sachsen nur drei Akteure aufbieten, die 1,86 Meter oder größer sind. Bei St. Pauli fällt allerdings aus der Riege der Langen Sebastian Schachten mit einer Oberschenkelzerrung aus.

Für Sobiech liegt der Schlüssel zum Erfolg allerdings nicht allein in einer gesteigerten Erfolgsquote nach Ecken und Freistößen. „In unserem jüngsten Heimspiel waren die Fürther zum Teil aggressiver als wir. An dieser Spielweise sollten wir uns jetzt orientieren. Angesichts der Platzverhältnisse und des Gegners wird es wohl ohnehin kein besonders schönes Spiel geben“, sagt der 24-Jährige zu Recht.