Am Sonntag steht für die Hamburger Baseballer am Ballpark Langenhorst gegen Dortmund das Heimdebüt ihrer 20. Bundesligasaison an.

Hamburg. Zum Abschied überreicht Jürgen Lüdtke noch eine Broschüre. Sie trägt den Titel "Den HSV neu entdecken" und enthält eine Chronik der Stealers. "Die 90er-Jahre waren unsere Glanzzeit", sagt Lüdtke, der sich in der Baseballszene als "Catweazle" einen Namen gemacht hat. Seit 1990 hat er die Bundesligamannschaft begleitet, anfangs als Fan, später hat er die Anzeigetafel bedient. Inzwischen ist der Mann mit dem ergrauten Knebelbart als "Ground Keeper" für den Ballpark am Langenhorst zuständig. Aus dem Schutz einer Garage beobachtet er das Training jedes der acht Stealers-Teams. Man könnte auch sagen: Lüdtke ist die lebende Chronik des ersten Hamburger Baseballvereins.

Am Sonntag, 12 Uhr, geben die HSV Stealers gegen die Dortmund Wanderers das Heimdebüt ihrer 20. Bundesligasaison. Erstklassig sind sie schon seit 1991. Nur 2001 rutschten sie für eine Spielzeit in die Zweite Liga ab, ausgerechnet im Jahr nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte, als sie Meisterschaft, Pokal und Europacup gewannen. Ein solches Tripel habe keine andere deutsche Baseballmannschaft geschafft, merkt Lüdtke stolz an. Und die Bayern auch nicht.

In diesem Jahr ist wieder einmal das Erreichen der Play-off-Runde und somit Platz vier in der Nordgruppe das Minimalziel. Zum Saisonauftakt gab es am vergangenen Sonntag einen Sieg und eine Niederlage beim amtierenden Nordmeister Solingen Alligators. Noch weiß Trainer Jens Hawlitzky nicht, ob er das als Erfolg verbuchen kann oder nicht, denn die Solinger hätten personell ein bisschen abgebaut. Die Stealers hingegen haben fünf Spieler als Verstärkung neu angeworben, drei stammen aus den USA. Damit die Bundesligamannschaft künftig stärker auf den eigenen Nachwuchs zurückgreifen kann, wurde gerade ein U-23-Team gegründet, das in der Regionalliga Spielpraxis sammelt.

Vom Baseball leben kann in Deutschland nur eine Handvoll Leute. Der Baseball in Deutschland lebt vielmehr von Leuten wie Hawlitzky, 30. Im Hauptberuf fertigt der gelernte Tischler Spielzeug für einen Kindergarten. An vier Tagen in der Woche ist er ab 15 Uhr bis spätabends auf dem Platz in Niendorf zu finden. Er sagt: "Wir haben zum Glück genug Baseballverrückte in unserer Mannschaft, die ihre Arbeit für den Sport reduziert haben."

Wer es erst später zum Training schaffe, bleibe eben länger. Für die voll Berufstätigen wurden kürzlich Scheinwerfer im Schlagkäfig montiert. In Eigenarbeit, versteht sich. "Eine Flutlichtanlage wäre ein Traum", sagt Lüdtke. Eine Instandsetzung des etwas holprig gewordenen Platzes wäre auch schon etwas. Hawlitzky hofft auf die Unterstützung des HSV. Ein externer Geldgeber würde natürlich auch helfen. Für nur 15 000 Euro ist man bei den Stealers Hauptsponsor. Auch das erfährt man aus der Broschüre.