Spitzenreiter Borussia Dortmund bejubelte beim 2:0 in Mainz nicht nur die Rückkehr an die Tabellenspitze. Auch der Auftritt von Supertalent Mario Götze ließ die Experten staunen.

Mainz. Mit einem Jubiläumstor und einem Traumpass hat Supertalent Mario Götze Borussia Dortmund zurück auf den Thron der Fußball-Bundesliga geführt. Als Jürgen Klopp noch die doppelten Ovationen von Dortmunder und Mainzer Seite genoss, war der wahre Held des Spitzenspiels schon wortlos in der Umkleidekabine verschwunden. Während der 18-Jährige nach dem 2:0 (1:0) des BVB beim FSV Mainz 05 bewusst aus dem Rampenlicht genommen wurde, schwärmten die Verantwortlichen der Borussia von ihrem „Juwel“.

„Mich hat seine Leistung nicht überrascht. Wir haben seinen Vertrag ja nicht umsonst vorzeitig um zwei Jahre bis 2014 verlängert. Wir fühlen uns in unserer internen Einschätzung bestätigt, wollen Mario in der Öffentlichkeit aber keinen großen Rucksack aufsetzen“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

BVB-Trainer Klopp war erneut „sehr glücklich, dass sein Vater von Bayern nach Dortmund gezogen ist und seinen Sohn hier angemeldet hat“. Klopps Aufzählung von Götzes fußballerischen Fähigkeiten ähnelte einer Laudatio und endete mit der schlichten Feststellung: „Mario ist ein guter Junge - und auch noch nett.“

Als Nett werden die Mainzer Götze nicht wahrgenommen haben. Einen Slalomlauf schloss der U17-Europameister, der in den vergangenen beiden Jahren mit der Fritz-Walter-Medaille als bester Nachwuchsspieler seiner Altersklasse ausgezeichnet worden war, zu Dortmunds Tor Nummer 2500 in der Liga-Geschichte ab (26.). Das 2:0 durch Lucas Barrios (67.) bereitete Götze bravourös vor. Als Belohnung winkt dem Youngster am 17. November in Schweden das Debüt in der deutschen Nationalmannschaft.

BVB-Manager Michael Zorc war der Trubel um Götze allerdings zu viel. „Wir wollen, dass er seine Leichtigkeit behält“, sagte Zorc und begründete so den „Maulkorb“ für Götze. Einem Journalisten rief der Manager lachend zu: „Gib ihm eine drei.“

Die Schwarz-Gelben bemühten sich nach der Gala in Mainz auch generell um Understatement. Der Liga-Startrekord von fünf Auswärtssiegen und der beste Auftakt der Klubhistorie lassen beim BVB niemanden abheben. Klopp, der am Triumph an alter Wirkungsstätte mit taktischer Finesse und „Fußball nach dem Tannenbaumprinzip“ maßgeblichen Anteil gehabt hatte, betonte: „An den Titel verschwenden wir nullkommanull Gedanken.“

So sieht es auch Watzke: „Wir sind bislang gut damit gefahren, uns immer auf das nächste Spiel zu konzentrieren. Ich hoffe, dass wir nun in Paris genauso spielen wie in Mainz.“ Mit einem Sieg am Donnerstag bei Paris St. Germain will der BVB die Chance auf den Einzug in die nächste Runde der Europa League wahren - und dann am Sonntag in der Liga bei Hannover 96 nachlegen. „Wir reden den Spielern gar nicht erst ein, dass sie eigentlich müde sein müssten“, sagte Watzke: „Dann fühlen sie sich auch nicht so.“

In Mainz herrschte nach dem Sturz von der Tabellenspitze Ernüchterung, aber keine Enttäuschung. „Wir haben gezeigt, dass wir uns nicht verstecken müssen. Wenn Eugen Polanski den Elfmeter gegen Roman Weidenfeller verwandelt hätte, hätte das Spiel auch kippen können“, sagte FSV-Präsident Harald Strutz.

Manager Christian Heidel wollte bei einem Punkt Rückstand auf Dortmund kein Trübsal blasen und lobte vielmehr den BVB im Übermaß. „Das war der mit Abstand reifste und beste Gegner. Wenn Bayern München meint, dass sie Dortmund noch einfangen können, gehört schon eine gehörige Portion Optimismus dazu“, sagte Heidel, und Trainer Thomas Tuchel meinte nach der Niederlage gegen seinen Vorgänger: „Wir müssen uns weder für das Ergebnis noch für unsere Leistung schämen.“

Tuchel bekam von Klopp zum Abschluss noch ein paar tröstende Worte. „Thomas macht in Mainz überragende Arbeit und bringt den Klub im Minutentakt nach vorn“, sagte Klopp: „Da kann er mir doch nur sympathisch sein.“

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Nach der beeindruckenden Gipfel-Gala von Borussia Dortmund war für Verlierer Thomas Tuchel die Sache klar. „Mit der Qualität kann Dortmund Meister werden“, sagte der Coach des FSV Mainz 05 artig nach dem 2:0 (1:0), mit dem die Borussia Mainz am Sonntag von der Tabellenspitze stürzte und Rang eins übernahm. Tuchels Vor- Vorgänger Jürgen Klopp, immer noch eine Mainzer Kultfigur, nahm das Lob gelassen hin. „Das interessiert uns nullkommanull“, meinte der 43-Jährige. Für BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke war der zurückeroberte erste Platz nur „eine schöne Momentaufnahme“.

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Wahnsinnig schwer sei der Erfolg gefallen, meinte Klopp. Eugen Polanski vergab den zwischenzeitlichen Ausgleich, als er mit einem Foulelfmeter an BVB-Torwart Roman Weidenfeller scheiterte (48.). „Jeder hat gesehen, wie eng das heute war, wie stark die Mainzer sind. Das macht den Sieg noch süßer, und wir fahren mit einem guten Gefühl am Mittwoch zum Europa-League-Spiel nach Paris“, erklärte Klopp. In dem erst 18-jährigen Mario Götze, dessen Bruder Fabian in der U23 der 05er kickt, hatte die Borussia im Bundesliga- Gipfeltreffen dieses Mal das größte Talent in ihren Reihen.

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„Der kann kicken, schießen, hat Ausdauer und ist taktisch geschult. Ein guter Junge, auch noch nett“, sagte der BVB-Coach, der den bisherigen Jugendtrainern den größeren Anteil an der Entwicklung Götzes zuschiebt. Der 18-Jährige schoss sich mit dem 1:0 (26. Minute) ins BVB-Geschichtsbuch, denn es war der 2500. Treffer in der Bundesliga-Geschichte der Westfalen. Zum 2:0 von Lucas Barrios (67.) leistete Götze die Vorarbeit.

Das blamable Pokal-Aus bei Drittligist Offenbach habe nicht am Selbstvertrauen gekratzt, betonte Klopp, dessen Schützlinge schon vor der Pause mehr Tore hätten erzielen müssen. Doch Barrios schob den Ball allein vor FSV-Schlussmann Christian Wetklo am Tor vorbei und traf noch den Pfosten, auch Götze scheiterte einmal frei vor Wetklo am Keeper. Weidenfeller sorgte mit seiner Elfmeter-Parade dafür, dass sich das nicht rächte. In die Annalen gehen auch die fünf Auswärtssiege in Serie der Dortmunder zu Saisonbeginn ein, denn das schaffte noch kein Verein.

Die zum zweiten Mal auf eigenem Platz unterlegenen Mainzer können aber schon am kommenden Samstag mit einem Erfolg beim SC Freiburg wieder zur Borussia aufschließen. „Wir haben mit einfachen Ballverlusten Sicherheit und Vertrauen verloren. Zu früh wurden die Bälle lang und hoch noch vorn geschlagen, dadurch konnten wir die Abständen nicht eng genug halten“, erklärte Tuchel, dessen Schützlinge sich trotz optischer Überlegenheit zu Beginn beider Hälften nicht für das Pokal-Aus in Aachen reahbilieren konnten.

Der im Spitzenspiel nicht überzeugende Lewis Holtby zeigte sich trotz der dritten Niederlage in den letzten vier Spielen nicht sonderlich enttäuscht. „Ich bin einfach froh, Mitglied dieser Mannschaft zu sein. Und hallo: Wir sind immer noch Zweiter“, sagte der 20-Jährige. Der Mainzer Manager Christian Heidel, der ein enges Verhältnis zu Klopp pflegt, lobte die Dortmunder. „Das war mit gehörigem Abstand die beste Mannschaft, die in letzter Zeit hier gespielt hat. Wenn die so weitermachen, wird es für jedes Team schwer. Wir haben uns nie als Gejagte gesehen. Gejagt wird man nur, wenn man die deutsche Meisterschaft anstrebt.“