Nach einer turbulenten Saison bei den Hamburg Freezers und einem privaten Schicksalsschlag plant Stürmer Jason King den Neuanfang.

Hamburg. Jason King sieht man die Vorfreude an, als er nach der ersten Trainingseinheit des Tages seine Haustürschlüssel aus der Tasche holt und in die frisch bezogene Neubauwohnung im Stadtteil Schnelsen eintritt. In der Küche backt Ehefrau Jennifer zum Mittagessen eine Pizza, Sohn Kaden tobt über den Parkettboden und blickt immer wieder auf den Fernseher, wo amerikanische Zeichentrickserien laufen. Im Familienidyll fühlt sich der Stürmer der Hamburg Freezers wohl. Hier kann er vom anstrengenden Trainingsalltag abschalten. "Wir trainieren wirklich viel. Das ist gut. Denn so wie man trainiert, so spielt man am Ende auch. Das hat man ja letzte Saison gesehen", sagt King und widmet sich seinen Liebsten.

Als einer von fünf Profis bekam der 28 Jahre alte Kanadier, der mit 25 Toren zu den wenigen Lichtblicken gehörte, nach der schwachen Vorsaison der "Eisschränke" einen neuen Vertrag. Über die, wie er sagt, schlechteste Saison, die er je mit einem Team gespielt hat, mag der Offensivspieler nicht gerne reden. Das allerdings hat nur bedingt etwas mit dem Verpassen der Play-offs zu tun. Ende Oktober 2009, mitten in der Krisenzeit der Freezers, wurde die Familie King von einem Schicksalsschlag getroffen. "Ich habe damals in der siebten Schwangerschaftswoche mein Baby verloren. Es war eine sehr harte Zeit für uns. Privat und sportlich kam vieles zusammen. Wir haben es als Familie durchgestanden, waren füreinander da. Jason und auch unser Sohnemann haben mir sehr geholfen, das zu verarbeiten", sagt die 29-Jährige, die seit zehn Jahren mit dem ehemaligen NHL -Profi verheiratet ist. "Da sieht man im Leben, was wirklich wichtig ist. Eishockey ist nicht alles. Wir haben aus dieser traurigen Zeit viel gelernt. Wir freuen uns jetzt auf das, was kommt", ergänzt der Freezers-Stürmer und streichelt zärtlich über den Babybauch seiner Frau. "Im Januar kommt unser zweites Kind auf die Welt. Wir wissen noch nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Aber das ist auch egal. Hauptsache, es wird gesund", sagt der werdende Vater.

Schlagartig steigt die Stimmung bei den Kings. Auch wenn man ihn auf die kommende Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) anspricht, bemerkt man den Optimismus. Zwar sei es "ein wenig komisch" gewesen, als er zur ersten Besprechung der neuen Saison kam und 18 neue Profis begrüßen durfte, aber man spürte gleich, so erzählt King, dass es ein Unterschied wie Tag und Nacht zum Vorjahr sei. Es herrsche eine andere Mentalität, und jeder sei bereit, sich im Training für die gemeinsamen Ziele einzusetzen. "Es gab einen großen Schnitt, der auch wirklich notwendig war. Die Strukturen im Verein sind professioneller geworden. Die Klubführung hat alles getan, jetzt sind wir Spieler gefordert", sagt King. Dabei ging er in seinem Sommerurlaub mit gutem Beispiel voran. In Florida und zu Hause in Neufundland trainierte er täglich drei Stunden. Das Ergebnis: Der einst schmächtige Stürmer hat an Muskelmasse zugelegt. Ein Trainingsprogramm aus seiner früheren NHL-Zeit und die Vorgaben der Freezers absolvierte der Musterprofi mit großem Ehrgeiz. "So eine Saison wie im Vorjahr will ich nie wieder mitmachen. Mit dieser Mannschaft ist vieles möglich. Obwohl wir erst so kurz zusammen sind, sieht man, wie viel schneller und technisch besser das Team ist. Auch, wenn es momentan vermessen ist: Ich will in meiner Karriere einmal Meister werden. Und zwar mit den Freezers."

Seine Ehefrau lauscht fast ein wenig verwundert den Worten ihres Gatten. Schließlich ist King normalerweise kein Mann großer Worte. Bis 2012 steht der Profi, der 2009 aus Mannheim zu den Freezers kam, noch unter Vertrag. Geht es nach Familie King, ist dann aber auch danach noch lange nicht Schluss in Hamburg. "Ich könnte mir vorstellen, hier meine Karriere zu beenden", sagt King, dessen Frau ihm da nur beipflichtet. "Es war einfach Liebe auf den ersten Blick mit dieser Stadt. Es war lustig, als wir im Sommer bei unseren Verwandten in Neufundland waren und unser Sohn gesagt hat, dass er nach Hause möchte. Damit meinte er nicht unser Zuhause in Kanada. Sondern, 'da, wo Daddy Eishockey spielt'. So ging es uns allen", sagt Jennifer lächelnd und voller Vorfreude auf den Januar. Dann ist mit der Geburt des Babys das Glück im Hause King endlich vollkommen.