Der Franzose Christophe Lemaitre hat sich zum Sprint-König Europas gemacht. Für die deutschen Athleten läuft die EM bisher nicht nach Plan.

Barcelona. Die deutschen Leichtathleten haben bei den Europameisterschaften in Barcelona einen Fehlstart hingelegt. Nach Nadine Kleinert enttäuschte am Mittwochabend mit Diskuswerferin Nadine Müller die nächste Mitfavoritin und wurde nur Achte. Die deutsche Mannschaft wartet somit auch nach zwei Wettkampftagen auf ihre erste Medaille, während die internationalen Athleten für die Höhepunkte sorgen: Christophe Lemaitre aus Frankreich gewann das mit Spannung erwartete und extrem knappe 100-Meter-Finale. Sandra Perkovic aus Kroatien brachte die 38 Jahre alte Rumänin Nicoleta Grasu mit ihrem letzten Diskus-Versuch um den ersten großen Titel.

Müllers schwache Weite (57,78) lag dagegen exakt zehn Meter unter ihrer Weltjahresbestleistung. Sogar Teamkollegin Sabine Rumpf (Niederselters) warf als Siebte weiter (58,89). „Abhaken, der nächste Wettkampf kommt bestimmt. Ich hatte schwere Beine“, sagte die 24 Jahre alte Hallenserin. Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, wurde da schon deutlicher. „Eine Medaille von Nadine Müller war eingeplant. Wir hatten gehofft, heute mit dem Medaillenholen zu beginnen. Das ist eine Enttäuschung“, sagte er.

Sabrina Mockenhaupt (32:06,02 Minuten) lief beim Sieg der in Äthiopien geborenen Türkin Elvan Abeylegesse (31:10,24) zwar auf einen guten sechsten Platz über 10 000 Meter, das Ziel zweistellige Medaillenzahl ist für den DLV so aber nur noch schwer zu erreichen bei dieser EM. Denn mit Kugelstoßerin Kleinert war am Vortag eine weitere deutsche Hoffnungsträgerin lediglich Siebte geworden.

Nach dem 100-Meter-Finale mussten alle Sprinter zunächst auf die Anzeigetafel starren. Der umjubelte Lemaitre gewann die Zentimeter- Entscheidung in 10,11 Sekunden vor gleich vier zeitgleichen Läufern. Nach einem Fotofinish ging die Silbermedaille an den Briten Mark Lewis-Francis und Bronze an den Franzosen Martial Mbandjock. Titelverteidiger Francis Obikwelu (Portugal) und Mitfavorit Dwain Chambers aus Großbritannien (alle 10,18) gingen leer aus.

Die weiteren Titel des Abends sicherten sich Hammerwerfer Libor Charfreitag aus der Slowakei (80,02 Meter) und Weitspringerin Ineta Radevica. Die Lettin gewann mit 6,92 Metern völlig überraschend vor der weitengleichen Naide Gomes aus Portugal. Geherin Melanie Seeger hatten am Morgen nur elf Sekunden zu Bronze gefehlt. Die 33-jährige belegte Platz vier über 20 Kilometer und war darüber glücklich. „Das hätte ich mir niemals träumen lassen: 21 Jahre Hochleistungssport – und jetzt hab' ich endlich das Rennen meines Lebens“, jubelte die Potsdamerin. Noch nie war eine deutsche Geherin bei einer großen Meisterschaft so weit vorn gelandet. Nach

1:29:43 Stunden ging sie nur knapp hinter dem russischen Trio mit der neuen Europameisterin Olga Kaniskina, Anisja Kirdjapkina und Vera Sokolowa ins Ziel. „„Ich ärgere mich überhaupt nicht“, sagte Seeger. Als aussichtsreiche Medaillen-Anwärter gelten weiter Hammerwerferin Betty Heidler und die deutschen Stabhochspringerinnen um Silke Spiegelburg. Sie alle erreichten am Mittwoch ihr Finale. Doch während Heidler dafür nur einen Wurf über 71,85 Meter benötigte, schied die WM-Vierte Kathrin Klaas (beide Frankfurt) überraschend in der Qualifikation aus (65,82). „Die Enttäuschung ist groß“, sagte die 26-Jährige. „Ich habe nur mit angezogener Handbremse geworfen.“ Heidler dagegen übertraf sogar Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk aus Polen (71,17). „Ich bin sehr gut drauf. Wenn ich das umsetzen kann, stehe ich irgendwo auf dem Treppchen“, meinte sie. Das bleibt im Stabhochsprung auch das Ziel von Spiegelburg (Leverkusen) und Carolin Hingst (Mainz). Beide übersprangen im Vorkampf 5,40 Meter. Mit Blick auf das Finale am Freitag sagte Spiegelburg: „Ich hoffe, dass es dort so hoch wie möglich hinausgeht und ich ganz weit vorne mitspringen kann.“ Lisa Ryzih (Zweibrücken) erreichte mit 4,35 Metern ebenfalls den Endkampf der besten Zwölf.