Das Auftaktspiel der Hallenhockey-Weltmeisterschaft am Mittwoch in Leipzig gegen Schweden ist auch ein internes HTHC-Duell. Die betroffenen Spieler stellten den Kontakt vorsichtshalber ein.

Leipzig. Weil geteiltes Leid halbes Leid ist, gab es am Sonntag im Marriott-Hotel in Leipzig eine Meisterfeier der besonderen Art. Während die Nicht-Nationalspieler des Harvestehuder THC in Hamburg mit ihren Fans den Gewinn der deutschen Hallenhockeymeisterschaft bejubelten, der am Sonntag in Berlin durch einen 10:7-Finalsieg über Rot-Weiß Köln perfekt gemacht worden war, saßen die deutschen Auswahlspieler Tobias Hauke, Tobias Lietz und Tobias Walter auf einem Zimmer und schauten gemeinsam das Finale der US-Football-Profiliga NFL.

Ein Bier war erlaubt, über die Stränge schlug aber keiner der HTHC-Leistungsträger. Schließlich trafen sie bereits am Montagabend in der Arena Leipzig in einem Testspiel für die Hallen-WM, die von diesem Mittwoch an an selber Stelle ausgetragen wird, auf Österreich mit ihren Mannschaftskameraden Michael Körper, Benjamin Stanzl und Xaver Hasun. Titelverteidiger Deutschland gewann locker 10:4.

Was am Montagabend unter die Kategorie friedliches Testspiel fiel, wird am Mittwoch um 12.45 Uhr zum Ernstfall. Wenn Deutschlands Herren zum WM-Auftaktspiel gegen Schweden antreten, werden aus guten Freunden erbitterte Rivalen, denn im Kader der erstmals für eine Hallen-WM qualifizierten Nordeuropäer stehen mit den Brüdern Johan, 21, und Joakim Björkman, 25, zwei weitere HTHC-Asse ihren drei deutschen Clubkollegen gegenüber. In einem offiziellen Turniermatch gab es das noch nie.

„Natürlich wird es komisch sein, auf einmal gegen die Jungs zu spielen, mit denen ich sonst gemeinsam auflaufe“, sagt Johan Björkman. Der technisch hoch veranlagte Angreifer hatte bei der Hallen-EM 2014 in Wien mit 15 Treffern die Torjägerkanone gemeinsam mit dem deutschen Kapitän Moritz Fürste vom Uhlenhorster HC geholt. Nicht nur deshalb werden Torhüter Walter und Abwehrspieler Lietz ihrem HTHC-Kollegen besondere Beachtung schenken. „Ich kenne Johan ja aus dem Training und weiß, wie schnell er im Torabschluss ist“, sagt Walter. Lietz will sein Rezept, mit dem er den jüngeren der Björkman-Brüder am Torabschluss hindern will, natürlich nicht verraten. „Ich weiß, dass das eine besondere Herausforderung sein wird“, sagt er.

Dass der Respekt vor dem Abo-Weltmeister – Deutschlands Herren holten seit der WM-Premiere unterm Dach, 2003 ebenfalls in Leipzig, bei allen drei Endrunden den Titel – groß ist, will Joakim Björkman gar nicht verhehlen. „Natürlich ist Deutschland der große Favorit. Für uns geht es nur darum, nicht zu hoch zu verlieren. Ein Unentschieden wäre schon ein Traum“, sagt der Mittelfeldspieler.

Und das ist kein Tiefstapeln, sondern Realismus. Bis auf die Björkmans spielen alle Schweden in der heimischen Liga. Dort gibt es mit Partille Göteborg nur einen Club, der in der Bundesliga mithalten könnte, der Rest hat deutsches Drittliganiveau. Und obwohl ein Großteil des Kaders für Partille spielt, sehen sich die Schweden, die in der Heimat noch immer im Schatten des wesentlich populäreren Unihockeys stehen, in der Rolle des Außenseiters. Mit Anders Eliasson und Magnus Mattson stehen immerhin noch zwei weitere Akteure im Aufgebot, die beim UHC in Hamburg vor zehn Jahren Bundesligaerfahrung sammelten.

Kontakt wurde eingestellt

Die Björkmans werden versuchen, ihre Vereinskollegen als normale Gegenspieler zu betrachten. Ob es ihnen gelingt, vermögen sie noch nicht abzuschätzen. „Normalerweise hat man in Zweikämpfen keine Zeit zum Überlegen. Aber natürlich werde ich gegen Deutschland genauer gucken, wer hinter mir steht und ob ich aus dem täglichen Training einen Trick weiß, um ihn zu überlisten“, sagt Joakim. Seit Montagmorgen hat die schwarz-gelbe Reisegruppe ihren Kontakt untereinander eingestellt, erst nach dem Spiel wird wieder telefoniert oder gesimst. Auch wenn es keinerlei HTHC-interne Wetten gibt – die Verlierer dürfen sich auf Frotzeleien gefasst machen.

Eins eint Deutsche und Schweden jedoch schon vor dem Showdown am Mittwoch: Sie alle halten ihr Gruppenspiel gegen Vizeeuropameister Österreich am Donnerstag für das wichtigere. Gewinnen wollen sie es jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Während die Schweden, die um 14 Uhr auf die Alpenrepublik treffen, die Auswahl um ihre Vereinskollegen Stanzl, Körper und Hasun als schlagbaren Konkurrenten um einen der vier Viertelfinalplätze in Gruppe A ansehen, wollen sich die Deutschen, die um 20.15 Uhr gegen den Nachbarn antreten, Spott ersparen. „Wer Michi Körper kennt, der weiß, dass er einen Sieg gegen uns schön raushängen lassen würde“, sagt Lietz, der sich zudem in Hamburg mit Stanzl eine Wohnung teilt. „Wenn wir gegen die verlieren, würde mir Benny das die nächsten Wochen vorhalten.“

Obwohl der Spielplan sie schon in der Vorrunde zueinander führt, könnte jedem der acht HTHC-Asse im Viertelfinale, das die besten vier der beiden Sechsergruppen bestreiten, ein weiterer vereinsinterner Vergleich blühen. Mit Yanik Kloter spielt nämlich ein neunter Harvestehuder für die Schweiz. Aber das wäre eine neue Geschichte.

Die deutschen Damen müssen in Leipzig auf Torjägerin Lisa Altenburg vom Uhlenhorster HC verzichten, die sich beim Treppensteigen einen Riss des Syndesmosebandes im rechten Fuß zuzog. Luisa Steindor (Düsseldorf) wurde nachnominiert.