Vattenfall zieht sich vom wichtigsten deutschen Radrennen zurück

Aufschreie des Entsetzens würde man vermuten, wenn eine traditionsreiche Hamburger Sportveranstaltung ihren Titelsponsor und damit den Hauptgeldgeber verliert. Jetzt ist den Cyclassics genau das passiert. Der Energiekonzern Vattenfall, der, zunächst als HEW, seit der Premierenveranstaltung im Jahr 1996 das wichtigste Radrennen Deutschlands in die Gewinnzone lenkte, gab seinen Ausstieg nach der Jubiläumsveranstaltung am 22./23. August 2015 bekannt. Betroffenheit über den Schritt des treuen Geldgebers, der dem Radsport auch während der harten Jahre der schlimmsten Dopingskandale die Treue gehalten hatte, ist allerorts zu spüren. Aber Sorgen um die Zukunft der Cyclassics? Die macht sich niemand.

Um zu verstehen, warum das so ist, lohnt sich ein Blick auf die Struktur des einzigen deutschen World-Tour-Rennens. Die Finanzierung des 2,8Millionen Euro umfassenden Budgets für das Event, das seinen volkstümlichen Charakter vor allem durch die Einbindung von rund 22.000 Jedermannfahrern bewahrt, fußt auf vier Säulen. Der wichtigste Stützpfeiler sind die Startgelder der Hobbyfahrer. Kleine, aber dennoch wichtige Beiträge leisten auch das Rahmenprogramm, in dem sich im Radsport tätige Unternehmen auf einer Messe präsentieren können, und der Anteil aus dem Topf der internationalen Fernsehgelder. Bleibt als viertes Element der Bereich Sponsoring. Über die Summe, die Vattenfall beisteuert, haben die Partner Stillschweigen vereinbart, kolportiert wird eine Zahl im unteren sechsstelligen Bereich.

Es wird jetzt ein neuer Titelsponsor gesucht. Aus Respekt vor dem langjährigen Partner soll der Nachfolger erst nach dem Rennen 2015 bekannt gegeben werden.