Profi-Trainer haben in der Hansestadt oft nur eine kurze Verweildauer. Bei allen vier großen Hamburger Clubs wurden in dieser Saison schon die Coaches getauscht. Nur bei den Freezers ging es bergauf.

Hamburg. Hansestadt mit Charme, Touristenmagnet und möglicher Olympia-Gastgeber – für Profi-Trainer aber alles andere als ein sicherer Hafen. Die Trainerstühle in Hamburg haben sich in diesem Jahr als wahre Schleudersitze entpuppt. Alle vier großen Vereine der Hansestadt wechselten ihre Chefcoaches. In drei Fällen mit wenig Effekt. Beim Bundesliga-Gründungsmitglied HSV, dem selbst ernannten Kult-Club FC St. Pauli und den Handballern des HSV Hamburg hat die Rochade der Übungsleiter wenig bis nichts gebracht.

Bestes Beispiel sind die zuletzt nicht bundesligatauglichen Fußballer des HSV: Wie im Vorjahr unter Bert van Marwijk stehen Rafael van der Vaart & Co. nach dem 16. Spieltag erneut nur mit 16 Punkten da. Vor Josef Zinnbauer probierte nach dem leidenschaftslosen Ex-Bondscoach van Marwijk der engagierte Mirko Slomka sein Glück beim Europapokalsieger von 1983. Mit mehr Training, Disziplin und 20 Millionen Euro für neue Spieler sollte es nach dem Fast-Abstieg ins Mittelfeld gehen. Er traute sich aber kaum, die spät verpflichteten Neuen einzusetzen – und musste schon früh in der Saison gehen.

U23-Lehrer Zinnbauer ging mutiger an die Sache, die Youngster bekommen eine Chance, Millionenverdiener schickt er ohne Zögern auf die Tribüne. Nach drei Heimsiegen keimte Hoffnung auf. Doch das 0:1 gegen den VfB Stuttgart am Sonntag war ein Rückfall in längst überwunden geglaubte Slomka-Zeiten – die Fehler haarsträubend.

St. Pauli bleibt weiter Tabellenletzter

Beim FC St. Pauli sieht man schon seit Wochen, dass die Persönlichkeiten auf dem Feld fehlen. Ein Nachfolger von Fabian Boll ist nicht in Sicht. Trainer Roland Vrabec musste schon Anfang September gehen, der von der U23 geholte Coach Thomas Meggle konnte das Ruder in der Stadt an der Elbe auch nicht herumreißen. Nun wurde Sportchef Rachid Azzouzi für die erfolglose Transferpolitik zur Verantwortung gezogen, Club-Ikone Meggle auf dessen Stuhl gelobt.

Die Überraschungsverpflichtung Ewald Lienen saß am Mittwoch erstmals auf der Bank und sah bei der 1:2-Niederlage in Ingolstadt immerhin Kampfgeist. „Das war ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte der 61-Jährige. Am Sonnabend im letzten Heimspiel des Jahres gegen den VfR Aalen müssen dringend drei Punkte her, sonst überwintert St. Pauli als Schlusslicht der 2. Bundesliga.

Bei den Handballern kam für Christian Gaudin nach fünf Niederlagen in sieben Spielen das Aus. Nach einer Heim-Niederlage gegen den Tabellenletzten und dem Absturz auf Platz neun riss der Vereinsführung der Geduldsfaden. Doch die Mannschaft, die erst in dritter Instanz die Bundesliga-Lizenz für das laufende Jahr erhielt, ist nicht mehr mit dem Team der Vorjahre zu vergleichen. Der Champions-League-Gewinner von 2013 musste seine besten Spieler verkaufen, verfügt derzeit nur über eine starke Sieben, die zweite Garnitur passt nicht. Gaudin waren nach der Entlassung von Martin Schwalb folglich die Hände gebunden.

Aufschwung bei den Freezers

Nur im Eishockey sieht es besser aus. Im heißen Hamburger Spätsommer entließen die Hamburg Freezers Benoit Laporte, nachdem die ersten neun Pflichtspiele in der DEL und der Champions League verloren gingen.Co-Trainer Serge Aubin wurde zum Nachfolger bestimmt, Stephane Richter übernahm parallel zu seinem Amt als Sportdirektor die Rolle des Assistenztrainers. Die Stimmung in der Mannschaft, die unter Laporte zunehmend gelitten haben soll, hat sich gebessert.

Auch der sportliche Erfolg ist zurückgekehrt. Der Halbfinalist der vergangenen Saison arbeitete sich vom Tabellenende auf den fünften Tabellenplatz vor. Lediglich die Konstanz lässt noch zu wünschen übrig. Mit der Arbeit des Trainers ist man bei den Freezers dennoch zufrieden. „Er ist sehr nahe an der Mannschaft und spricht sehr viel mit den Spielern. Das hat dazu beigetragen, dass wir das Tief hinter uns gelassen haben“, sagt Freezers-Geschäftsführer Uwe Frommhold. Auf ein Hoch im neuen Jahr hoffen sie auch bei den drei anderen Clubs.