Nach den gescheiterten Verhandlungen von ARD und ZDF dürfen die Handball-Fans für die WM 2015 in Katar offenbar wieder auf eine Übertragung hoffen. Sport1 hat bereits ein Angebot abgegeben.

Hamburg. Die Hoffnungen auf Live-Bilder von der Handball-WM im frei empfangbaren Fernsehen (Free-TV) schwinden immer mehr. Nach dem Scheitern der Gespräche mit ARD/ZDF hat zwar Sport1 ein Angebot für alle WM-Spiele im Januar in Katar an den Rechtemakler Pitch abgegeben. Der Free-TV-Kanal will die Partien aber auf seinem Pay-TV-Sender Sport1+ und als Livestream im Internet zeigen. Nach Angaben des Spartensenders, der einen „Sponsors“-Bericht bestätigte, ist nach derzeitiger Lage eine Übertragung der WM-Spiele im deutschen Free-TV aus lizenzrechtlichen Gründen nicht möglich.

Der Deutsche Handballbund (DHB) reagierte zurückhaltend auf die Sport1-Offerte. „Wir sind derzeit auf vielen Wegen und Kanälen unterwegs und nutzen viele Kontakte, damit die WM doch noch im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt wird. Wir hoffen darauf, dass der Rechtevermarkter beINsport seine Entscheidung überdenkt, dass ein deutscher Sender seine Übertragungen über einen verschlüsselten Satelliten abwickeln muss“, sagte Verbandspräsident Bernhard Bauer am Rande der Frauen-EM in Zagreb. Er sei noch immer hoffnungsvoll, dass es klappt. „Aber natürlich wird die Zeit langsam sehr knapp“, meinte Bauer.

Für die deutschen Handballer, die nur dank einer Wildcard in Katar spielen dürfen, ist ein Turnier ohne TV-Zuschauer aus PR- und Marketingsicht eine Katastrophe. „Wenn das das letzte Wort ist, ist das ein Schlag in den Nacken“, erklärte Frank Bohmann. Der Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL sieht dadurch auch die Bemühungen für eine starke deutsche Nationalmannschaft torpediert. „Wenn wir keine Bilder von der WM haben, hat das auch Auswirkungen auf die Liga“, sagte Bohmann. „Wir bekennen uns zur Nationalmannschaft als Lokomotive, aber wenn das keiner sieht, werden die Bemühungen um die Nationalmannschaft unzureichend bemerkt.“

ZDF-Sportchef „enttäuscht und irritiert“

Bauer sieht keine Einflussmöglichkeit. „Der DHB hat mit allen Akteuren gesprochen und unterstrichen, wie wichtig das auch für die Bevölkerung ist“, sagte der Präsident: „Aber wir als nationaler Verband können nichts machen.“ „Wir hätten gerne übertragen“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Die Verhandlungen mit Rechteinhaber beIN Sports und einer englischen Agentur seien gescheitert, „da wir trotz wiederholter Aufforderungen eine nicht akzeptable Antwort auf unser Angebot erhalten haben“.

ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz sagte, er sei „enttäuscht und irritiert“. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender hatten bereits im August ein Angebot gemacht und lange vergeblich auf eine Rückmeldung gewartet. Am Geld soll es dem Vernehmen nach nicht gescheitert sein. Vielmehr wurde den Sendern eine Ausstrahlung über bestimmte Satelliten untersagt. Das würde auch anderen Interessenten Probleme bereiten, sodass eine Lösung für den deutschen Markt unmöglich scheint.

Rechte für Rekordsumme verkauft

Rechteinhaber ist beIN Sports, eine Tochtergesellschaft des katarischen TV-Imperiums Al Jazeera, die bei der Weitervermarktung mit einer englischen Agentur zusammenarbeitet. Die Internationale Handball-Föderation (IHF) hatte die weltweiten Rechte für die Rekordsumme von rund 80 Millionen Euro verkauft. Dieser Deal hatte für Aufsehen gesorgt, weil das Unternehmen aus Katar erstmals ein solches Sportpaket erwarb und die IHF rund 66 Prozent mehr als aus dem vorherigen Kontrakt mit UFA Sports einnahm. Der Vertrag umfasst je zwei Weltmeisterschaften bei den Männern (2015 in Katar und 2017 in Frankreich) und bei den Frauen (2015 in Dänemark und 2017 in Deutschland).