Miriam Gössner lief einmal zu wenig durch die 150 Meter lange Strafrunde und verpasste die Qualifikation für den Verfolger. Immerhin schafften es Simon Schempp und Andreas Birnbacher aufs Podium.

Hochfilzen. Nach ihrem Aussetzer mit der vergessenen Strafrunde verstand Miriam Gössner die Welt nicht mehr und weinte bittere Tränen der Enttäuschung. Drei Stunden später hatten die deutschen Biathleten mit den Podestplätzen von Simon Schempp und Andreas Birnbacher aber richtig was zu feiern. Schempp sicherte sich am Freitag in Hochfilzen hinter dem Sieger Johannes Thingnes Bö Platz zwei direkt vor seinem Zimmerkollegen, der mit Rang drei ebenfalls hoffnungsvoll in den Verfolger am Sonntag geht. „Das war ein richtig gutes Rennen“, sagte Schempp.

Gössner schwor nach dem Sprint, alle vier Strafrunden regelkonform absolviert zu haben. „Ich weiß, dass ich zwei Strafrunden nach dem Liegendschießen gelaufen bin. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher“, schilderte Gössner aufgewühlt. Doch die Fernsehbilder, die Verantwortlichen an der Strecke und die Zeitnehmer ließen keine Zweifel zu. Die 24-Jährige war einmal zu wenig durch die Extrarunde gelaufen. Gössner kassierte dafür eine Zwei-Minuten-Strafe und verspielte als 93. die eigentlich sichere Qualifikation für das Verfolgungsrennen am Sonntag.

Birnbacher, der sich erst für das A-Team qualifizieren musste, meinte mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Ich bin überglücklich. Ich werde am Sonntag wieder mein Bestes geben. Es ist viel drin.“ Schempp hat 14,3 Sekunden Rückstand auf Bö, Birnbacher 17,9 Sekunden. Daniel Böhm (+ 53,1) erfüllte als 15. die WM-Norm. Aber zuerst wollen die beiden mit ihren Teamkollegen am Sonnabend in der Staffel (14.30 Uhr/ZDF und Eurosport) alles geben. „Das gibt natürlich Auftrieb“, meinte Schempp.

Gössner wird nun auch die Staffel verpassen


Gössner schnallte dagegen nach den für sie ergebnislosen Diskussionen entnervt und tief enttäuscht ihre Ski an und verschwand auf der Strecke. Denn sie hatte sich geirrt, schlicht verzählt. Nach Auswertungen aller Bilder und Informationen legte das deutsche Team auch keinen Protest ein. Die Zeit belegte eindeutig, dass Gössner nach dem ersten Schießen statt zwei nur eine Strafrunde absolviert hatte. Wäre ihr der Fauxpas nicht passiert, hätte sie sich als 48. sicher für die Verfolgung qualifiziert. Aber so ist der zweite Weltcup für die Garmischerin schon vorbei – in der Staffel am Sonnabend wird sie wohl kaum eingesetzt werden.

„Ich versuche immer mein Bestes zu geben, im Rennen funktioniert es leider nicht. Ich weiß nicht, woran es liegt“, sagte sie Minuten nach dem Rennen, noch nichts von dem Unheil ahnend. Bundestrainer Gerald Hönig litt mit seiner Athletin mit: „Das heute ist natürlich ein Tiefschlag, auch mental für sie. Bei Miriam passt das Gesamtpaket noch nicht, sie wird noch Rennen brauchen.“

Gössner-Patzer überschattet starke Platzierungen


Angesichts des Gössner-Patzers gingen die starken Platzierungen ihrer Teamkolleginnen fast ein bisschen unter. Franziska Hildebrand war als Fünfte erneut beste Deutsche und hat mit einem Rückstand von 36,9 Sekunden auf die finnische Siegerin Kaisa Mäkäräinen eine gute Ausgangsposition für Sonntag. Ihr bestes Karriereergebnis schaffte Vanessa Hinz (+ 38,4 Sekunden) als Sechste. Sie erfüllte damit ebenso die interne WM-Norm wie Franziska Preuß (+ 51,3), die bei strahlendem Sonnenschein im Pillerseetal auf Platz zehn landete.

„Ich muss den Mädels ein Kompliment für die geschlossene Teamleistung machen. Mit drei in den Top Ten, davon haben wir vielleicht geträumt. Aber dass wir das schon hier realisieren, ist wirklich toll“, sagte Hönig.