Die Hamburger verlieren 26:28 gegen Balingen-Weilstetten, obwohl sie nach 20 Minuten schon 13:6 führten. Geschäftsführer Christian Fitzek zog sich mit Aufsichtsrat Matthias Rudolph zur Beratung der Situation zurück.

Hamburg. „Diesen Auftritt müssen mir die Spieler erklären. Ich jedenfalls habe nicht verstanden, was sie nach den ersten guten 20 Minuten abgeliefert haben. Sie sollten sich bei den zahlenden Zuschauern für diese Vorstellung entschuldigen“, zürnte Christian Fitzek nach dem 26:28 (17:15)-Niederlage der HSV-Handballer gegen Balingen-Weilstetten. Es fielen harte Worte an diesem Abend, und der Geschäftsführer musste sich mäßigen, „um nicht noch ganz andere Dinge zu sagen“. 13:6 hatte der HSV schließlich schon geführt, als Balingen begann, Widerstand zu leisten. Später zog sich Fitzek mit Aufsichtsrat und Mehrheitsgesellschafter Matthias Rudolph in den Vip-Raum der O2 World zur Beratung zurück. Dabei dürfte es auch um Trainer Christian Gaudin, 47, gegangen sein.

Seit der Europapokalreise vor zwei Wochen ins schwedische Kristianstad ist die Mannschaft aus dem Tritt geraten, verlor danach drei der nächsten vier Spiele. „Plötzlich war heute die Konzentration weg“, klagte Trainer Gaudin. „Ich muss jetzt mit den Spielern reden, herausfinden, was in ihren Köpfen passiert ist.“ Aufklärung ist dringend geboten, denn am Sonntagabend (20.15 Uhr, Sport1 live) wartet in Flensburg mit dem amtierenden Champions-League-Sieger ein Gegner eines ganz anderen Kalibers. „In diesem Spiel sind wir nicht Favorit“, scherzte Rechtsaußen Hans Lindberg.

Dabei lief anfangs alles optimal. 5:0 führten die Hamburger nach sieben Minuten, sie griffen konzentriert an, deckten aggressiv. Und als Kapitän Pascal Hens in der 19. Minute den Ball aus acht Metern zum 13:6 ins Netz wuchtete, schien es der erhoffte entspannte Handballabend zu werden. Er wurde es nicht. War anfangs jeder Wurf ein Treffer, stieg die Fehlerquote mit der Dauer des Spiels stetig an. Balingen nahm die vorweihnachtlichen Geschenke an, verkürzte den Rückstand bis zur Halbzeit auf 15:17, um zu Beginn der zweiten Hälfte das Kommando zu übernehmen. Erst glich Faruk Vrazalic zum 19:19 (38.) aus, ehe Denni Djozic mit dem 20:19 (39.) dem Spiel die erste Wende gab.

Nun sind Handballspiele nie nach 45 Minuten entschieden, auch dieses nicht. Schließlich kann man den HSV-Handballer eines in dieser schwierigen Saison kaum vorwerfen: mangelnden Kampfgeist. Matthias Flohr, der Mann für alle Positionen, ging wieder mal voran, tankte sich am Kreis durch, warf zwei Tore in Folge, und dann war es der junge Alexander Feld, 21, der erst zum 23:23 (49.), kurz danach zum 24:23 (50.) traf. Doch die nächste Wende folgte auf der Hand. Adrian Pfahl, Richard Hanisch und Hans Lindberg ließen beste Chancen aus, die Balinger nutzten ihre – und durften am Ende tanzend ihren ersten Sieg in Hamburg bejubeln.

HSV-Torhüter Johannes Bitter war hinterher ratlos: „Am Anfang lief es perfekt. Plötzlich waren wir wie verwandelt, als wäre der Stecker gezogen, nichts ging mehr. Uns fehlte einfach die Griffigkeit, wir haben unfassbar viele Chancen liegen gelassen. Und wir haben es dadurch geschafft, dass die Balinger wieder an sich glaubten. Dieses Spiel hätten wir nie verlieren dürfen.“

Tore, HSV: Lindberg 6 (2 Siebenmeter), Pfahl 5, Hens 5, Flohr 2, Feld 2, Mahé 2, Jansen 2, Simicu 1, Hanisch 1; Balingen: Böhm 7, Theuerkauf 6, Djozic 4 (3), M. Strobel 3, Foth 3, Vrazalic 2, Hausmann 2, König 1. SR: Geipel/Helbig (Steuden/Landsberg). Zuschauer: 5045. Zeitstrafen: 2; 4.