Die von der Fifa gestellte Strafanzeige ist für mich ein verzweifeltes Ablenkungsmanöver“, sagte eine Anti-Korruptions-Expertin. Sie fordert die Fifa auf, Hintergründe der Strafanzeige offenzulegen.

Köln. Anti-Korruptions-Expertin Sylvia Schenk sieht den Fußball-Weltverband Fifa in der Debatte um den Bericht der Ethikkommission bezüglich der WM-Vergaben 2018 und 2022 händeringend um Schadensbegrenzung bemüht. „Die von der Fifa gestellte Strafanzeige ist für mich ein verzweifeltes Ablenkungsmanöver“, sagte die Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International am Mittwoch.

Fifa-Präsident Joseph S. Blatter hatte die Bundesanwaltschaft Bern persönlich eingeschaltet. Gegenstand der Anzeige bildet laut Weltverband ein mögliches Fehlverhalten von Einzelpersonen im Zusammenhang mit den von Chefermittler Michael Garcia untersuchten Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar im Dezember 2010.

„Man hat erst gar nichts gesagt, dann kommt man nach drei Tagen mit einer Strafanzeige um die Ecke. Für mich ist das ein verzweifelter Versuch, das Heft des Handelns wieder in die Hand zu bekommen“, sagte Schenk. Die Fifa habe die öffentliche Reaktion „völlig falsch“ eingeschätzt: „Das hat niemand im Griff gehabt, das sind alles Managementfehler.“

Schenk forderte die Fifa auf, Hintergründe der Strafanzeige offenzulegen. „Gegen wen? Gegen alle, die genannt wurden, oder ist das selektiv? Wer trifft diese Auswahl? Nach welchen Kriterien?“, fragte Schenk: „Das Misstrauen wird immer größer.“

Aus der Fifa-Mitteilung und der Bestätigung der Bundesanwaltschaft war nicht hervorgegangen, gegen wen sich die Anzeige des Weltverbandes im Speziellen richtet.