Die Vorauswahl von 23 Spielern für den Ballon d'Or ist getroffen. Einer der Favoriten des Hamburger Abendblatts ist Bastian Schweinsteiger.

Sie werden ihn nicht wählen. Zu wenig Glanz, zu wenig Glamour. Zu wenige „Zaubertore“ gegen Teams aus Levante oder Eibar. Zu wenig Rekorde, zu wenig Dribblings, zu wenig Hacke, Spitze, eins zwei, drei. Zu wenig internationale Vermarktbarkeit. Diesen Namen kann doch niemand außerhalb Bayerns richtig aussprechen. Und dennoch sollte der Weltfußballer des Jahres 2014 Bastian Schweinsteiger heißen.

Nach dem WM-Triumph der deutschen Mannschaft gegen Argentinien trug Schweinsteiger das deutsche Souvenier-Trikot mit den Unterschriften aller deutschen Weltmeister. Er trug es zurecht. Schweinsteiger war der entscheidende Spieler im Finale, im größten Spiel des Jahres weltweit. Er war der Mann, an dem sich das deutsche Team aufrichtete. Er stellte sich den Argentiniern entgegen, wie Rocky einst Ivan Drago. Er kassierte Schläge und Tritte, blutete und hatte Schmerzen, er stand immer wieder auf. Er ließ sich am Seitenrand tackern, er kehrte auf das Feld zurück. Schweinsteiger lief in der Partie 15,3 Kilometer, mehr als jeder andere auf dem Platz, und gewann 20 seiner 29 Zweikämpfe – ebenfalls Bestwert. Schweinsteiger hat im Endspiel das Spiel seines Lebens gemacht – und vielleicht damit de facto seine Karriere beendet. Seit dem Endspiel in der magischen Sommernacht von Rio konnte er keine Partie mehr bestreiten, der in 14 Jahren malträtierte Körper braucht immer längere Auszeiten.

Schon vor der WM musste er wegen chronischer Schmerzen am Sprunggelenk operiert werden. In der Saison 2013/14 hatte er nur wenig Einfluss auf die Triumphe der Bayern. Noch in der WM-Vorrunde hatte er keinen Stammplatz in Löws Mannschaft. Doch er biss sich rein, schwang sich noch einmal mit ungeheurer Willensstärke zu einer Galaform auf. Die Großen, die sind da, wenn es wirklich zählt. Wie Bastian Schweinsteiger im Sommer 2014.