Borussia Dortmund kann gegen Hannover 96 den Abwärtstrend in der Bundesliga nicht stoppen. Veh gewinnt bei Rückkehr nach Frankfurt mit Stuttgart spektakulär.

Hamburg. Wieder keine Trendwende, erneut kein Sieg – die Krise von Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga nimmt mehr und mehr bedenkliche Züge an. Beim 0:1 (0:0) gegen Hannover 96 musste der Revierclub die bereits vierte Niederlage in Serie hinnehmen. Vor 80 677 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park besiegelte Hiroshi Kiyotake (61. Minute) die nächste Pleite für den BVB, der damit der Abstiegszone immer näher rückt. Nach wiederholtem Foulspiel sah 96-Profi Ceyhun Gülselam die Gelb-Rote Karte (89.).

Nach dem famosen 4:0 in der Champions League bei Galatasaray Istanbul verfiel der BVB im Duell der einzigen Bundesliga-Teams mit zuletzt drei Niederlagen wieder in seinen alten Trott. Dagegen feierten die Norddeutschen mit ihrem ersten Auswärtstreffer den ersten Auswärtssieg der Saison.

Den Antrag der Borussia, in den zuletzt siegbringenden Europapokal-Trikots auflaufen zu dürfen, wurde von der Deutschen Fußball Liga (DFL) kurzfristig genehmigt. Doch der psychologische Kniff verpuffte. Denn den besseren Start in die Partie erwischten die Gäste. Bereits nach sechs Minuten bot sich ihnen die große Chance zur Führung, als der ehemalige Dortmunder Leonardo Bittencourt mit einem Volleyschuss aus sieben Metern das Tor nur knapp verfehlte.

Danach legte der BVB seine Verunsicherung ab und übernahm die Regie. Aus dem nun entstandenen spielerischen Übergewicht schlug Dortmund aber zu wenig Kapital: Bei einem Fernschuss von Henrich Mchitarjan (12.) und einem an die Latte gelenkten Kopfball von Mats Hummels (18.) vereitelte Schlussmann Ron-Robert Zieler einen Rückstand für Hannover. In der 20. und 39. Minute verfehlte Nationalspieler Marco Reus das Tor aus jeweils 18 Metern nur knapp. Hannover verlegte sich bis zur Pause zunehmend auf die Defensive und hielt dem Druck des Gegners mit viel Geschick und etwas Glück stand.

Auch nach Wiederanpfiff ging der BVB mit seinem Torchancen fahrlässig um. Abermals mangelte es Reus an Schussglück: In 47. Minute schoss er von der Außenposition knapp vorbei, acht Minuten später fand er seinen Meister in Zieler. Minute um Minute drückte der BVB stärker auf das gegnerische Tor, fand aber kein probates Mittel zum Erfolg.

Dagegen nutzte Hannover gleich die erste Möglichkeit in der 2. Halbzeit zur Führung. Mit einem sehenswerten Freistoß aus 20 Metern überlistete Kiyotake BVB-Keeper Roman Weidenfeller. Der Treffer sorgte in der BVB-Deckung für Konfusion: Nur vier Minuten später tauchte Torschütze Kiyotake völlig frei vor dem Dortmunder Tor auf, scheiterte aber an Weidenfeller.

In der hektischen Schlussphase warf die Borussia alles nach vorn, ging dabei aber zu planlos vor. Die einzige Chance zum Ausgleich hatte Ramos (76.), der jedoch am Tor vorbeiköpfte.

Calhanoglu sorgt für erste Schalke-Pleite unter Di Matteo

Schalke 04 hat erstmals unter seinem neuen Trainer Roberto Di Matteo eine Niederlage einstecken müssen. Bei seinem ersten Auswärtsspiel mit den Königsblauen kassierte der Italiener im Duell der Champions-League-Teilnehmer bei Bayer Leverkusen eine verdiente 0:1 (0:0)-Pleite, nachdem der Nachfolger von Jens Keller zuvor je einen Sieg in der Meisterschaft und Champions League mit seinem neuen Klub gefeiert hatte.

Den Treffer für Leverkusen, das nach zuvor drei Unentschieden in Folge erstmals wieder einen Dreier landete, erzielte Hakan Calhanoglu mit einem herrlichen Freistoß in der 53. Minute. In der 85. Minute sah Bayer-Profi Tin Jedvaj wegen groben Foulspiels die Rote Karte. Leverkusen, das im neunten Liga-Heimspiel in Serie ungeschlagen blieb, verbesserte sich in der Tabelle auf Rang vier, während Schalke auf dem zwölften Rang weiter den eigenen Ansprüchen hinterherhinkt.

„Es war ein taktisches Spiel mit wenigen Chancen. Wir haben selber zu wenig fußballerisch gemacht und zu lange mit langen Bällen operiert“, sagte Schalke-Stürmerstar Klaas-Jan Huntelaar bei Sky.

Vor 30.210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena hatte Schalke dem beherzten und leidenschaftlichen Auftritt der Werkself nur wenig entgegenzusetzen. Leverkusens Trainer Roger Schmidt vertraute der Formation, die unter der Woche auch in der Königsklasse beim 2:0 gegen Zenit St. Petersburg begonnen hatte. Allerdings musste der Bayer-Coach bereits in der 25. Minute den verletzten Stefan Reinartz durch Jedvaj ersetzen.

Bei Schalke spielte Eric Maxim Choupo-Moting für Kevin-Prince Boateng, der sich in der Champions League beim glücklichen 4:3 gegen Sporting Lissabon eine Bänderverletzung zugezogen hatte. Choupo-Moting machte seine Sache zwar zunächst ordentlich, konnte dem Schalker Spiel aber in der Offensive ebenso wie seine Mittelfeldkollegen keine Impulse geben.

Bayer war von Beginn an das aktivere Team und hatte im Gegensatz zu Schalke bereits in der ersten Hälfte gute Möglichkeiten durch Emir Spahic und Calhanoglu sowie Stefan Kießling. Die beste vergab in der 32. Minute Torjäger Kießling, als er nach toller Vorarbeit von Heung Min Son den Ball nur knapp verpasste. Kurz darauf wurde Huntelaar vom Japaner Atsuto Uchida glänzend in Szene gesetzt. Der Niederländer konnte sich aber nicht entscheidend durchsetzen.

Auch nach dem Seitenwechsel dominierten die Gastgeber das Geschehen gegen viel zu passive und destruktive Schalker, die nur selten den Weg in den gegnerischen Strafraum suchten. In der 53. Minute belohnte dann Calhanoglu sich und seine Mannschaft für die Bemühungen. Vom linken Strafraumeck überlistete er mit einem tolle Freistoß über die Mauer den guten Schalker Schlussmann Ralf Fährmann, der chancenlos war. Für den ehemaligen Hamburger Calhanoglu war es der zweite Saisontreffer.

In der Folgezeit drückte Bayer weiter auf das Gäste-Tor, aber ein zweiter Treffer wollte trotz drückenden Überlegenheit nicht fallen. Stattdessen hatte Leverkusen sogar Glück, dass Huntelaar und der schwache Weltmeister Julian Draxler bei zwei Kontergelegenheiten nicht zum Erfolg kamen.

Abwehrchef Spahic und einmal mehr Calhanoglu waren die besten Leverkusener. Weltmeister Benedikt Höwedes erreichte als einziger Spieler bei Schalke, das vergangene Saison zweimal gegen Leverkusen gewonnen hatte, Normalform.

Volland erlöst Hoffenheim

Aufsteiger SC Paderborn hat in der ersten Fußball-Bundesliga eine bittere Lektion erhalten. Die Ostwestfalen wurden am Samstag bei 1899 Hoffenheim nicht für eine spielerisch starke Leistung belohnt und unterlagen mit 0:1 (0:0). Kevin Volland erlöste die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol mit seinem ersten Saisontreffer in der 73. Minute. Damit blieb die TSG auch am neunten Spieltag ungeschlagen und sprang zumindest vorübergehend auf den zweiten Tabellenplatz.

Nationalspieler Sebastian Rudy war vor 25 712 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena in der 5. Minute mit einem Foulelfmeter an SC-Schlussmann Lukas Kruse gescheitert. In Paderborn empfing Hoffenheim den besten Aufsteiger, seit die TSG 2008/2009 so furios ins Oberhaus gestartet und sogar Herbstmeister geworden war.

Bei den Gastgebern zog Gisdol diesmal im Angriff den Ex-Schalker Adam Szalai vor, obwohl Anthony Modeste zuletzt beim 1:1 in Hamburg traf. Sein Kollege André Breitenreiter setzte auf die Startformation, die zuletzt Frankfurt mit 3:1 besiegt hat: Trotz der Joker-Tore von Marvin Ducksch und Stefan Kutschke stürmte Elias Kachunga; Duksch kam aber nach der Pause.

So forsch sich beide Teams in dieser Saison bisher präsentierten, so munter starteten sie auch in die Partie. Lukas Rupp prüfte nach nicht einmal einer Minute mit einer Bogenlampe aus 20 Metern Hoffenheims Keeper Oliver Baumann. Kurz darauf traf Daniel Brückner auf der Gegenseite im Strafraum das Bein von Kevin Volland – und Schiedsrichter Robert Hartmann (Wangen) gab Strafstoß. Pech für Rudy: Der Ball prallte an den linken Pfosten und Kruse bekam ihn dann zu fassen.

Die Hoffenheimer waren wohl doch etwas überrascht, dass sich Paderborn als technisch und taktisch ebenbürtiger Gegner entpuppte: Der Erstliga-Neuling ließ den Ball oft genauso gekonnt in den eigenen Reihen laufen und stoppte immer wieder geschickt die schnellen Vorstöße des 1899-Teams. Nur die Angriffe schlossen die Gäste – wie Süleyman Koc in der 26. Minute – zu überhastet ab.

Nach einer knappen halben Stunde übernahm dann doch die TSG mehr und mehr das Kommando, aber auch Volland vergab hektisch gleich dreimal aus aussichtsreicher Schussposition. Nur um Zentimeter verpasste dann Roberto Firmino (44.) das Tor. Der 23-Jährige war zwei Tage zuvor erstmals von Brasiliens Nationaltrainer Carlos Dunga in die Seleção berufen worden und hatte wieder zahlreiche sehenswerte Szenen.

Firmino hätte in einer kurzen Drangphase seiner Mannschaft dann mit einem satten Schuss beinahe das 1:0 erzielt. Aber die Hoffenheimer taten sich auch nach dem Seitenwechsel schwer – und atmeten in der 61. Minute erstmal tief durch: Moritz Stoppelkamp traf nach Zuspiel von Duksch den Innenpfosten, der Ball trudelte aber nicht über die Torlinie.

Volland machte dieses Kunststück fünf Minuten später bei einem Freistoß nach, jetzt durfte sich Paderborn bedanken. Nach Zuspiel von Kapitän Andreas Beck gelang Volland dann aber doch noch das Tor des Tages, ehe Schipplock noch den Außenpfosten traf.

Veh mit sensationeller Rückkehr nach Frankfurt

Trainer Armin Veh hat bei seiner Rückkehr nach Frankfurt das bislang spektakulärste Bundesliga-Spiel dieser Saison erlebt. Nach 3:1-Führung und einem 3:4-Rückstand gewann der frühere Meistertrainer mit dem VfB Stuttgart am Samstag noch mit 5:4 (2:1) bei seinem alten Verein Eintracht Frankfurt. Die unter dem Strich klar besseren Gäste, die bereits vor einer Woche gegen Bayer Leverkusen aus einem 0:3 ein 3:3 gemacht hatten, befreiten sich durch diesen Sieg zumindest ein wenig aus dem Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga.

49 700 Zuschauern sahen ein hochdramatisches, aber auch von haarsträubenden Fehlern geprägtes Spiel. Alexander Madlung brachte die Eintracht in der 21. Minute völlig entgegen des Spielverlaufs in Führung, denn die Gastgeber wirkten über weite Strecken der Partie indisponiert. Stuttgart nutzte das zunächst zu einem Doppelschlag von Martin Harnik (34./36.) sowie dem ersten Treffer von Christian Gentner (51.), ehe der VfB den Sieg binnen acht Minuten aus der Hand zu geben schien. Denn auf einmal trafen Alexander Meier (57.), Stefan Aigner (61.) und erneut Madlung (65.) für die Frankfurter, die an diesem Tag aber zu konfus waren, um diese Führung über die Zeit zu bringen. Die Folge: Wieder ein Stuttgarter Doppelschlag, diesmal durch den eingewechselten Timo Werner (81.) und erneut Gentner (85.). Unmittelbar darauf sah Frankfurts Haris Seferovic wegen Meckerns die Rote Karte. Am Ende siegte die bessere, strukturiertere und vor allem gefährlichere Mannschaft doch noch verdient.

Dabei wäre es für beide Trainer auch ohne diesen atemberaubenden Spielverlauf ein ganz besonderer Nachmittag gewesen. Frankfurts Thomas Schaaf erlebte sein 750. Bundesliga-Spiel als Spieler und Trainer und verwirrte seine Mannschaft dabei mit einer missglückten taktischen Volte. Der 53-Jährige stellte in der Abwehr auf eine Dreierkette um, musste dieses Experiment aber schon nach weniger als einer halben Stunde wieder aufgeben. Sein Team wirkte völlig hilf- und orientierungslos.

Vor Schaaf hatte Armin Veh drei Jahre lang mit großem Erfolg bei der Eintracht gearbeitet. Gemessen daran fiel sein Empfang in der Commerzbank-Arena aber ziemlich emotionslos aus. Der Rückkehrer schüttelte zahlreiche Hände und umarmte einige alte Freunde, wurde von den Zuschauern aber weder unterkühlt noch euphorisch begrüßt.

Sein aktuelles Team baute der neue und alte VfB-Coach diesmal gehörig um. Die Zukunftshoffnungen Antonio Rüdiger und Timo Werner saßen nur auf der Bank. Dafür wurde der zu Saisonbeginn verbannte Sercan Sarerer aus der „U23“ direkt wieder in die Anfangsformation beordert. Hintergrund dieses überraschenden Comebacks: Bei Vedad Ibisevic wurde ein beginnender Ermüdungsbruch in der rechten Fußwurzel festgestellt, der Stürmer aus Bosnien fällt wochenlang aus.

Stuttgart war von Beginn an die bessere Mannschaft. Schon in der dritten Minute vergaben Alexandru Maxim, Christian Gentner und Sararer eine Dreifach-Möglichkeit. Der VfB machte danach einfach weiter mit dem Chancen-Wucher. Auch die zwischenzeitliche Frankfurter Wende wurde durch Stuttgarter Stellungsfehler in der Abwehr beziehungsweise einen schweren Patzer von Torwart Thorsten Kirschbaum beim 3:4 begünstigt. Die Frankfurter dagegen bekamen nicht einmal Ruhe und Ordnung in ihr Spiel, als sie auf einmal überraschend in Führung lagen führten.

So steckte der VfB auch die vermeintliche Wende beeindruckend weg und hatte schon unmittelbar nach dem 3:4 die erste Chance zum Ausgleich. 4:4 und 5:4 waren ein Schock für die Frankfurter Zuschauer, aber entsprachen dem Spielverlauf. Passend zu diesem verrückten Nachmittag hätte Aigner in der Nachspielzeit aber beinahe noch das 5:5 erzielt.

Dritter Heimsieg in Folge

Der FC Augsburg hat sich mit dem dritten Heimsieg in Serie von der Abstiegszone der Fußball-Bundesliga abgesetzt und zugleich die Nöte des weiterhin sieglosen SC Freiburg vergrößert. Kapitän Paul Verhaegh (10. Minute) mit seinem bereits dritten Elfmetertreffer der Saison und Hamit Altintop (66.) trafen am Samstag beim verdienten 2:0 (1:0)-Erfolg des FCA, der nach neun Partien zwölf Punkte aufweist. Der Tabellenvorletzte aus Freiburg (5 Punkte) ließ einmal mehr Zweifel an seiner Bundesliga-Tauglichkeit aufkommen – und das sowohl offensiv als auch defensiv.

Die guten Vorsätze des Teams von Trainer Christian Streich waren vor 28 324 Zuschauern schnell Makulatur. Beim Augsburger Eckball von Raul Bobadilla wurde Ragnar Klavan im Strafraum am Trikot gezogen, der FCA-Profi stürzte – und der Schiedsrichter pfiff. Marco Fritz hatte das Vergehen gesehen und zeigte auf den Punkt. Verhaegh verwandelte sicher; schon bei den Heimsiegen gegen Werder Bremen (4:2) und Hertha BSC (1:0) hatte der Augsburger Kapitän jeweils einen Foulelfmeter verwandelt.

Das Team von Trainer Markus Weinzierl blieb am Drücker. Mit den schnellen Kombinationen war die Freiburger Defensive überfordert. Bei einem klasse Angriff über Bobadilla und Hamit Altintop fehlte nur der krönende Abschluss. Daniel Baier knallte den Ball an die Unterkante der Latte (21.). Bei weiteren schön herausgespielten Chancen von Stürmer Tim Matavz (22.) und Flügelflitzer Alexander Esswein (29.) landete der Ball jeweils am Außennetz. Freiburg taumelte – und hätte eigentlich frühzeitig fallen müssen.

Erst mit einigen Ballverlusten und Nachlässigkeiten bauten die Augsburger den Gegner auf. Aber dem Sportclub fehlte offensiv die Überzeugung und erkennbar auch die Qualität. Jonathan Schmid verzog einen Freistoß aus bester Position (37.). Vladimir Darida prüfte FCA-Schlussmann Marwin Hitz immerhin mit einem abgefälschten Schuss (45.+1).

Gefährliche Angriffe starteten auch nach der Pause praktisch nur die Hausherren, auch wenn zunächst der bei Freiburg eingewechselte Sebastian Kerk einmal zum Abschluss kam, aber Hitz parierte (58.). Die Augsburger glänzten nicht, doch ihre oft über Bobadilla, Altintop und Esswein vorgetragenen Angriffe hatten Wucht und erkennbar ein Ziel – das gegnerische Tor. Essweins Hereingabe vollendete schließlich Altintop mit einem Flachschuss ins lange Eck zum 2:0. Zum Gegenschlag war Freiburg nicht fähig. Augsburg hätte sogar noch nachlegen können, etwas bei einer Direktabnahme von Bobadilla (81.).