Leverkusens Sportchef Völler will mit dem türkischen Nationaltrainer Terim wegen des Vorfalls um Töre sprechen. Dieser hatte nicht auf den Auftritt von Calhanoglu im ZDF-Sportstudio reagiert.

Hamburg. Wie zuvor erwartet, war das Medienecho auf den denkwürdigen ZDF-Auftritt von Hakan Calhanoglu am Sonnabend gewaltig – zumindest in Deutschland. In der Türkei hielten sich die Protagonisten dagegen mit Reaktionen auf die schweren Vorwürfe des früheren Hamburgers zurück, nachdem er im „Aktuellen Sportstudio“ behauptet hatte, dass Nationalmannschaftskollege Gökhan Töre und ein Freund ihn und Leverkusens Ömer Toprak mit einer Pistole bedroht hätten.

Auch der türkische Nationaltrainer Fathi Terim, der bereits zuvor in die Kritik geraten war, weil er den Fall Töre in der Vergangenheit verschwiegen und später dann sogar verharmlost haben soll, wollte sich zunächst nicht äußern. Vor dem vergangenen Länderspiel gegen Tschechien hatte er noch auf einer Pressekonferenz berichtet, dass sich der frühere Hamburger Töre für den Zwischenfall mehrfach entschuldigt habe. Was er nicht sagte: Töre, der in der Vergangenheit mehrfach mit Skandalen aufgefallen war und dem sogar Verbindungen ins kriminelle Milieu nachgesagt werden, hatte zunächst den Vorfall heftig dementiert und sogar die Berichte als frei erfunden bezeichnet.

Nachspiel: Hakan Calhanoglu ist falsch beraten

Erst im Sommer hatte Besiktas Istanbul den Offensivmann für 4,5 Millionen Euro von Rubin Kazan gekauft, nachdem die Türken ihn zuvor ein Jahr lang ausgeliehen hatten. Laut transfermarkt.de soll das als schwierig geltende Talent sogar einen Marktwert von sieben Millionen Euro haben.

Völler sucht Aussprache mit Terim

Leverkusen sucht derweil eine Aussprache mit Terim. Dabei will Sportchef Rudi Völler die Pistolen-Affäre mit dem erfahrenen Fußballlehrer im türkischen Team diskutieren. „Ich habe dem türkischen Nationaltrainer Fatih Terim am Montag noch einmal eine Einladung geschickt. Es ist mein Wunsch, dass er nach Leverkusen kommt, damit wir uns zusammensetzen und die Sache gemeinsam ausräumen“, sagte Völler dem Express.

Völler bezeichnete Calhanoglus Vorstoß in der „Bild"-Zeitung als „sehr mutig“: „Hakan hat sein Herz ausgeschüttet und erklärt, was passiert ist. Das musste mal raus“, sagte der Bayer-Manager, der in Wahrheit aber alles andere als glücklich mit den Aussagen gewesen sein soll.

So sollen Leverkusens Verantwortliche besonders auf das ZDF und auf Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein sauer gewesen sein, da diese die Naivität Calhanoglus ausgenutzt haben soll. Wirklich naiv, da waren sich Beobachter des TV-Auftritts am späten Sonnabend weitgehend einig, scheint aber vielmehr die Entscheidung von Leverkusens Presseabteilung gewesen zu sein, den rhetorisch nicht gerade begabten Calhanoglu überhaupt erst ins Sportstudio zu setzen. Die Konsequenzen dürfte der in dieser Saison auf dem Platz restlos überzeugende Jungprofi in knapp zwei Wochen zu spüren bekommen, wenn er mit Bayer Leverkusen erstmals in Hamburg auf seinen frühen Club HSV trifft.