Auch die Kreativspieler Gündogan und Reus können den BVB bei ihrer Rückkehr nicht entscheidend inspirieren. Die Pleite bei Aufsteiger Köln macht die Lage noch schwieriger – so schwierig wie seit Jahren nicht.

Köln. Die Lage bei Borussia Dortmund wird brenzlig. Nach dem bitteren 1:2 bei Aufsteiger 1. FC Köln verschärft sich der Ton in der bislang harmonischen BVB-Welt. „Sogenannte Führungsspieler machen kapitale Böcke“, wetterte Manager Michael Zorc. Und auch Trainer Jürgen Klopp forderte: „Wir müssen die Fehler abstellen. Nicht morgen, nicht übermorgen, sondern sofort!“ Drei Niederlagen nacheinander, seit fünf Spielen in der Fußball-Bundesliga ohne Sieg – nur sieben Zähler hatte Dortmund nach acht Spieltagen zu Zeiten der Drei-Punkt-Regel noch nie. „Man darf es gern Krise nennen. Wie auch sonst?“, meinte Zorc.

Nicht mal die Rückkehr von Ilkay Gündogan nach 434 Tagen ohne Pflichtspiel und von Marco Reus konnte die Talfahrt des Meisters von 2011 und Double-Gewinners von 2012 stoppen. Borussia Dortmund ist nach acht Liga-Spielen nur drei Punkte vom letzten Tabellenplatz entfernt. Zu Spitzenreiter Bayern München fehlen dem BVB 13 Punkte. Das Prädikat Meister-Herausforderer können die Westfalen vergessen. Zorc sprach offen von der „schwierigsten Situation in den vergangenen Jahren“. So schlecht wie jetzt war Dortmund in der Fußball-Bundesliga seit 2009/10 nicht mehr.

„Bei dem einen oder anderen muss es mal so richtig klick machen“, forderte Zorc, bevor schon am Mittwoch in der Champions League die nächste heiße Prüfung für die Borussen bei Galatasaray Istanbul ansteht. Die Diskrepanz zwischen Auftritten in der Königsklasse wie beim 2:0 gegen den FC Arsenal oder beim 3:0 gegen RSC Anderlecht gibt den Verantwortlichen Rätseln auf. „Das ist ja das Fatale“, sagte Zorc.

Die Führungsspieler sind nun gefragt. Nur, dass in der jetzigen Situation selbst einer wie der sonst so zuverlässige Nationalkeeper Roman Weidenfeller patzt. Der BVB-Torwart stürmte bei einer Flanke von rechts etwas ungestüm aus seinem Kasten und sprang am Ball vorbei. Simon Zoller bedankte sich in der 74. Minute mit dem 2:1-Siegtreffer vor 50 000 Besuchern im ausverkauften Stadion.

„Es fehlt die hundertprozentige Galligkeit“


Kevin Vogt (40.) hatte die Kölner in Führung gebracht, der zwischenzeitliche Ausgleich durch Ciro Immobile (48.) blieb ohne Wert. Der BVB stand nach zuvor acht Erstligasiegen gegen Köln in Serie mit „gar nichts in den Händen“ (Klopp) da. Für seinen Patzer entschuldigte sich Weidenfeller bei seinen Mitspielern. Viele jüngere hätten nur die guten Zeiten bei Dortmund mitgemacht, nun seien besonders erfahrene Spieler wie auch er gefragt, betonte der Weltmeister.

Die Gegentreffer waren auch für Rückkehrer Gündogan „so was von unnötig. Die haben wir uns zu 90 Prozent wieder selbst zuzuschreiben. Das sind Konzentrationsmängel, es fehlt die hundertprozentige Galligkeit“, bemängelte er bei „Sky“. BVB-Kapitän Mats Hummels versuchte unterdessen, trotz der Krise auch ein Stück Gelassenheit zu bewahren: „Wir werden jetzt nicht unruhig.“

Bei den Kölnern herrschte nach dem 1500. Heimtor in der FC-Erstligageschichte, den ersten Treffern dieser Saison vor den eigenen Fans und dem Ende der schlimmen Serie gegen den BVB unterdessen Freude pur. Trainer Peter Stöger sagte: „Wir haben heute zwei Sachen erledigt. Erstens haben wir zu Hause getroffen. Und zum Zweiten hat es gleich zu einem Sieg gereicht.“ Das war „eine riesen Überraschung, etwas Besonderes und wichtig“, meinte Stöger, während Klopp neben ihm saß und feststellte: „Wir müssen das regeln, dabei wird uns niemand helfen.“