Die Formel-1-Premiere in Sotschi steht im Zeichen des schwer verunglückten Franzosen. Nico Rosberg im freien Training fast eine Sekunde hinter Rivale Lewis Hamilton

Sotschi. Der Zustand des schwer verunglückten Formel-1-Piloten Jules Bianchi ist nach Angaben seines Vaters weiter kritisch. „Es gibt keine nennenswerten Veränderungen. Jeder weiß, dass er in einer kritischen Phase ist“, sagte Philippe Bianchi der französischen Zeitung „Nice Matin“. „Jules kämpft, wie er immer gekämpft hat. Wie auf der Strecke. Er ist stark.“ Philippe Bianchi und seine Frau sind nach dem Unfall ihres 25 Jahre alten Sohnes am vergangenen Sonntag beim Großen Preis von Japan in Suzuka in die Klinik nach Yokkaichi gereist. Jules Bianchi hatte bei dem Unglück schwere Kopfverletzungen erlitten

Der Rennstall Marussia wird beim Großen Preis von Russland auf dem neuen Kurs in Sotschi (So., 13 Uhr/RTL und Sky) aus Respekt vor seinem französischen Piloten nur mit einem Auto antreten. Am Donnerstag stand noch Ersatzpilot Alexander Rossi (USA) auf der offiziellen Meldeliste des Internationalen Automobilverbandes. Das Team sei aber der Meinung, dass angesichts der schwierigen Umstände nur der Wagen mit Stammpilot Max Chilton starten solle. „Es wird ein sehr emotionales Wochenende für das gesamte Team, aber wir werden versuchen, es hinter uns zu bringen. Und wir beten weiter für Jules“, sagte Chilton.

Im freien Training am Freitag gedachten alle Fahrer ihres verunglückten Kollegen, der in Suzuka bei Regen unter einen Abschleppkran gerast war. Aufkleber mit dem Aufdruck „Tous avec Jules #17“ („Alle mit Jules“) hatten die Piloten an Helmen und Autos angebracht, um eine Grußbotschaft zu senden.

Auf dem Stadtkurs rund um das seit Februar verlassen wirkende Olympiazentrum am Schwarzen Meer erlebte am Freitag der Wiesbadener Nico Rosberg einen weiteren Rückschlag im Titelkampf. Das Duell gegen seinen britischen Stallgefährten Lewis Hamilton verlor er klar. „Das ging voll in die Hose“, sagte Rosberg, nachdem er als Vierter fast eine Sekunde hinter dem WM-Führenden gelandet war.

„Ich muss mich erst einmal ein bisschen an die Strecke rantasten, wir haben auch am Setup viel probiert“, sagte der WM-Zweite. Demnach war er mit völlig anderen Einstellungen unterwegs als Hamilton. „Wir werden das dann am Sonnabend wieder zurückschrauben“, sagte Rosberg: „Die Setups waren vom Team so vorgegeben, und ich dachte eigentlich, dass ich das bessere hätte.“

Der 29-Jährige steht bei der Russland-Premiere der Formel1 unter enormem Druck. In der Gesamtwertung liegt er vier Rennen vor Saisonende zehn Punkte (256:266) hinter seinem englischen Rivalen. Es ist der größte Abstand in diesem Jahr. „Im Rennen wird es wieder eng werden“, sagte Hamilton nach dem Training trotzdem. Zwischen Hamilton, der zuletzt dreimal in Serie gewonnen hatte, und Rosberg hatten sich noch McLaren-Pilot Kevin Magnussen und Vizeweltmeister Fernando Alonso (Ferrari) geschoben. „Es wird hoffentlich trotzdem wieder ein Teamduell. Wir sind guter Dinge, dass wir wieder hier das beste Auto haben“, sagte Rosberg.

Das kann Weltmeister Sebastian Vettel auf seiner Red-Bull-Abschiedstour nicht behaupten, er landete lediglich auf Platz neun. Noch immer ist nicht offiziell bekannt, in welchem Auto der viermalige Champion in der kommenden Saison sitzen wird. „Es gibt keine Updates“, sagte der 27-Jährige, der in der Vorwoche seinen Abschied von seinem bisherigen Rennstall bekannt gegeben hatte. Medien hatten bereits den Wechsel zu Ferrari vermeldet.