Der SC Paderborn schießt sich mit einem Rekordtor auf Platz eins der ersten Bundesliga. Der FC Schalke hat mit neun Feldspielern noch ein 2:2 gegen Eintracht Frankfurt geholt. Augsburg schießt Bremen ab. Stuttgart verliert gegen Hoffenheim

Hamburg. Borussia Dortmund hat den Sprung an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga verpasst. Der Vizemeister verlor am Sonnabendabend sein Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 mit 0:2 (0:0). Der zum vierten Mal in dieser Saison erfolgreiche Japaner Shinji Okazaki (66.) und Matthias Ginter mit einem Eigentor (74.) besiegelten die Niederlage der Dortmunder. Der Italiener Ciro Immobile (70.) vergab für den BVB einen Handelfmeter.

Schalke wartet weiter auf ersten Sieg

Der FC Schalke 04 wartet auch nach vier Spieltagen in der Fußball-Bundesliga auf den ersten Sieg. In einer turbulenten Partie retteten die Königsblauen am Sonnabend gegen Eintracht Frankfurt trotz Unterzahl und eines zwischenzeitlichen 0:2-Rückstandes noch ein 2:2 (1:2) und immerhin einen Zähler. Die Hessen gingen durch Alexander Meier (15.) und Marco Russ (24.) in Führung. Eric Maxim Choupo-Mouting (40./Handelfmeter) und Julian Draxler (50.) sorgten vor 61.798 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Veltins-Arena mit ihren Toren für das am Ende verdiente Unentschieden.

Nach einer Gelb-Roten Karte für Kevin-Prince Boateng (62.) und glatt Rot für Draxler (71.) musste die Mannschaft von Jens Keller lange in Unterzahl agieren. In der Schlussphase war auch Frankfurt nach der Ampelkarte für Slobodan Medojevic (85.) dezimiert.

Schalkes Trainer Keller veränderte sein Team nach dem tollen Auftritt beim 1:1 beim FC Chelsea in der Champions League auf einer Position. Für Sidney Sam rückte Choupo-Moting in die Startelf. Beim Gegner aus Hessen kam Meier zu seinem ersten Einsatz in dieser Saison von Beginn an. Meier orientierte sich gleich in die Sturmspitze. Schalke bemühte sich vom Start weg, das Spiel an sich zu reißen. Allerdings sprang in der ersten Viertelstunde keine Tormöglichkeit gegen die defensiv gut stehenden Frankfurter heraus.

Überraschend fiel dann die Gästeführung. Nach einer Flanke prüfte Boateng unfreiwillig seinen eigenen Torhüter Ralf Fährmann. Der Schalke-Keeper reagierte zwar gut, konnte den Ball aber nicht aus der Gefahrenzone bugsieren. So kam Meier an den Ball und konnte ihn aus spitzem Winkel zur Eintracht-Führung einschieben.

Die Königsblauen drängten danach zwar auf den Ausgleich, doch Frankfurts Torhüter Kevin Trapp blieb ungeprüft. Dafür brannte es auf der Gegenseite einmal mehr lichterloh. Die Verwirrung in der Schalker-Defensive nutzte Russ, der zunächst Boateng und Christian Fuchs aussteigen ließ und mit einem herrlichen Außenrist-Schuss zum vollendete.

Danach endlich erwachte Schalke aus seiner Lethargie. Einen Freistoß von Dennis Aogo (29.) konnte Trapp jedoch aus dem kurzen Eck fischen. Die größte Möglichkeit zum Anschlusstreffer vergab Max Meyer (31.), der frei vor Trapp den Ball am Tor vorbei schob. Nachdem Schiedsrichter Markus Schmidt ein Handspiel des Schalkers Kaan Ayhan nicht geahndet hatte, entschied er fünf Minuten vor der Pause auf der Gegenseite auf Strafstoß. Slobodan Medojevic war bei einer Abwehraktion gegen Draxler der Ball an die Hand gesprungen. Den Elfmeter verwandelte Choupo-Moting frech mit einem Lupfer.

Kurz nach dem Wechsel hatten die Schalker Anhänger erneut Grund zum Jubel. Dem bis dahin stark auftrumpfenden Weltmeister Draxler gelang nach einer Flanke von Choupo-Moting per Kopf der nicht unverdiente Ausgleich. Danach überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst sah der bereits verwarnte Boateng die Gelb-Rote Karte nach einem taktischen Foul im Mittelfeld. Aleksandar Ignjovski verfehlte die erneute Frankfurter Führung bei einem Schuss an den Außenpfosten nur knapp. Zwei Minuten später musste auch Draxler an seinem 21. Geburtstag vom Platz, weil er nach einem Zweikampf mit Carlos Zambrano im Sitzen nachgetreten hatte. Mit Glück und Geschick konnten neun Schalker das Unentschieden in der Schlussphase aber noch über die Zeit retten.

Augsburg schießt Bremen ab

Der FC Augsburg ist in der Fußball-Bundesliga nach seinem Holperstart endgültig in Fahrt gekommen und durch den ersten Heimerfolg in die obere Tabellenhälfte geklettert. Die bayerischen Schwaben feierten am Sonnabend einen verdienten 4:2 (2:1)-Sieg gegen Werder Bremen. In einem spektakulären Duell drehten Daniel Baier (14. Minute) und Paul Verhaegh per Foulelfmeter (45.+3) die Partie nach dem frühen Rückstand durch Bremens Davie Selke (3.). Für die Gäste von der Weser traf Franco di Santo ebenfalls noch vom Punkt (56.), ehe Tobias Werner (56.) und Tim Matavz in der Nachspielzeit vor 29 044 Zuschauern die umjubelten Siegtreffer gelangen.

Nach den drei Remis zum Liga-Start und vor allem dem sehenswerten 3:3 in Leverkusen hatte Bremens Coach Robin Dutt endlich den ersten Sieg gefordert, man sei doch schließlich nicht „beim Eiskunstlauf, wo es auch Haltungsnoten gibt“. Drei Punkte sollte also herausspringen in Augsburg, und das Match ging auch gut los für die Gäste. Nach einer Flanke von Santiago Garcia entwischte Jung-Stürmer Selke seinem Bewacher und schob den Ball ein – es war sein erstes Bundesligator überhaupt. Werder-Manager Thomas Eichin dürfte sich zufrieden die Hände gerieben haben, hatte er doch erst unter der Woche den Vertrag des U19-Europameisters und EM-Torschützenkönig bis 2018 verlängert.

Die für Kampf und Laufbereitschaft bekannten Augsburger waren also früh gefordert und konterten schnell. Mit einem brillanten Schlenzer in die Tiefe fand Halil Altintop seinen Mittelfeldkollegen Baier, der Bremen-Keeper Raphael Wolf überwand und sich für sein erstes Bundesligator seit April 2013 feiern lassen konnte.

Die Gastgeber waren das spielbestimmende Team, immer wieder versuchte es die Weinzierl-Elf über die linke Seite mit Neuzugang Abdul Rahman Baba. Der Ghanaer schlug etliche Flanken vor das Bremer Tor, einen Mitspieler erreichte er dabei aber in den seltensten Fällen.

So bemüht die Fuggerstädter angetrieben von Altintop waren, so ungenau wurden die Angriffe oft zu Ende gespielt. Bremen brachte kaum Entlastungsangriffe zustande und kassierte noch im ersten Durchgang das 1:2. In der Nachspielzeit gab Schiedsrichter Marco Fritz nach einem Foul von Fin Bartels an Raul Bobadilla Elfmeter, Kapitän Paul Verhaegh ließ sich die Strafstoß-Chance nicht entgehen.

Nach dem Seitenwechsel zeigte Fritz wieder auf den Punkt, wieder im selben Sechzehner, wieder war Bartels in die elfmeterwürdige Aktion verwickelt – nur diesmal als Gefoulter. Di Santo traf sicher zum 2:2.

Alles war also wieder offen in Augsburg – mit der Punkteteilung wollten sich die Teams aber nicht zufrieden geben. Augsburgs Jan-Ingwer Callsen-Bracker (49.) und Ragnar Klavan (54.) scheiterten per Kopf, Tobias Werner (58.) und Altintop (64.) probierten Weitschüsse. Die größte Chance aber vergab Bremens eingewechselter Izet Hajrovic, dem FCA-Torwart Hitz mit einem genialen Reflex das Tor verwährte (65.).

Besser machte es die Hausherren, und schöner obendrein: Caiuby traf mit einem sehenswerten Weitschuss nur die Latte, aber Werner staubte per Kopf ab. Sekunden vor Schluss machte Matavz im Konter alles klar.

VfB schlittert immer weiter in die Krise

Der VfB Stuttgart schlittert immer tiefer in die Krise. Der Fast-Absteiger der vergangenen Saison kassierte beim 0:2 (0:1) am Sonnabend gegen die Fußball-Minimalisten von 1899 Hoffenheim seine dritte Niederlage und stürzte auf den letzten Tabellenplatz ab. Anthony Modeste (15. Minute) und Tarik Elyounoussi (84.) bescherten den Gästen den verdienten Erfolg und vermiesten Armin Veh das 100. Bundesliga-Spiel als Coach der Schwaben.

Vor 44 000 Zuschauern erwiesen sich die Stuttgarter mal wieder als viel zu harmlos in der Offensive. Mit nur einem Punkt aus vier Partien müssen die Schwaben nun die extrem schwierige Dienstreise zu Vize-Meister Dortmund (Mittwoch/20.00 Uhr) antreten.

Dabei gehörte die Anfangsphase den Stuttgartern. Mutig und schnell spielten sie nach vorne, zwingende Torchancen konnten sich die Schwaben trotz mehr Ballbesitzes und Vorteilen bei den Ecken allerdings nicht erarbeiten. Martin Harniks Kopfball (9.) nach einer mustergültigen Flanke von Gotoku Sakai war noch die beste Aktion des VfB. 1899-Torwart Oliver Baumann war jedoch auf dem Posten.

Ohne Verteidiger Georg Niedermeier (Adduktorenprobleme) und Stürmer Vedad Ibisevic (Fieber) musste Veh kurzfristig in dieses so wichtige Duell gehen. Für die kalte Dusche sorgte nach einer Viertelstunde Modeste. Nach einem Freistoß von Jung-Nationalspieler Sebastian Rudy, den Coach Markus Gisdol nach zahlreichen Ausfällen als rechten Außenverteidiger aufbot, verschätzte sich Daniel Schwaab – der Franzose ließ VfB-Keeper Sven Ulreich keine Chance.

Die Fans aus der sogenannten Cannstatter Kurve feuerten ihre Truppe um den lauffreudigen Harnik immer wieder an. Ihren Unmut hatten sie zum Anpfiff schon geäußert, als sie Sportvorstand Fredi Bobic und Präsident Bernd Wahler mangelhaftes Krisenmanagement vorwarfen. „Bei allen Fans wirkt die abgelaufene Saison noch nach, daher verstehe ich die Sorgen und Ängste der Fans“, sagte der VfB-Boss beim TV-Sender Sky und stärkte dem früheren Nationalspieler den Rücken. „Wenn es sportlich nicht läuft, dann ist Fredi Bobic als Verantwortlicher natürlich der Kritik ausgesetzt. Er ist aber absolut der Mann unseres Vertrauens.“

Der VfB offenbarte das immer wieder von Veh kritisierte Manko: Die entscheidenden Pässe in die Tiefe kamen nicht an. Die Hoffenheimer agierten in der Defensive solide, waren im Vorwärtsgang insgesamt aber harmlos. Mehr als einen Kopfball von Moritz Leitner (37.) hatten die bemühten Hausherren nicht entgegenzusetzen. Auch Spielmacher Daniel Didavi blieb die dringend nötigen Impulse schuldig.

Schwäbischer Powerfußball nach dem Wechsel? Fehlanzeige! Zwar versuchte es zum Beispiel Timo Werner immer wieder mal mit einer Einzelaktion, durch die dichte 1899-Deckung schaffte es der Youngster aber auch nicht. Stattdessen schoss der eingewechselte Kevin Volland (80.) im VfB-Strafraum Modeste an und verpasste die Entscheidung. Abgebrüht vollendete dann hingegen Elyounoussi einen Konter. Die VfB-Fans reagierten mit einem heftigen Pfeifkonzert.

Paderborn nach Rekordtor Spitzenreiter

Neuling SC Paderborn sorgt weiter für Furore in der Fußball-Bundesliga. Das Team von Trainer Andre Breitenreiter feierte am Sonnabend mit dem 2:0 (0:0) gegen Hannover 96 im dritten Anlauf den ersten Heimsieg der Clubgeschichte im Oberhaus, bleibt weiter ungeschlagen und übernahm mit acht Punkten vor dem Abendspiel sogar die Tabellenführung. Helden des Tages waren einmal mehr Elias Kachunga (71.), der sein drittes Tor erzielte, und der Ex-Hannoveraner Moritz Stoppelkamp mit einem Schuss aus gut 80 Metern ins leere Tor (90.+3). Paderborn sammelte aus vier Spielen bereits acht Punkte. Hannover verpasste einen Club-Startrekord und hat nach der ersten Niederlage weiter sieben Zähler auf dem Konto.

Für Paderborn folgen nun spektakuläre Aufgaben. Am Dienstag steht der Auftritt in der Allianz-Arena bei Doublesieger Bayern München an, am kommenden Sonnabend folgt das Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Hannover spielt am Mittwoch gegen den zweiten Aufsteiger 1. FC Köln und reist am kommenden Sonnabend zum VfB Stuttgart.

Die beiden Trainer Andre Breitenreiter und Tayfun Korkut bauten ihre Teams auf jeweils einer Position um: Bei Paderborn rückte Michael Heinloth für Marvin Bakalorz in die Anfangsformation, bei Hannover Ceyhun Gülselam für Leon Andreasen. Die 15 000 Zuschauern in der erstmals ausverkauften Benteler-Arena sahen eine unterhaltsame Anfangsphase, in der beide Teams modernen Fußball boten. Ein bisschen Pressing, ein bisschen Gegenpressing und schnelle Ballpassagen. Die reifere Spielanlage zeigten die Gäste.

Chancen waren allerdings Mangelware. Nach nicht einmal zwei Minuten prüfte Mario Vrancic Gäste-Keeper Ron-Robert Zieler, der dann noch einmal gegen Süleyman Koc auf dem Posten war (42.). Die beste Chance für Hannover hatte Leonardo Bittencourt, der mit einer Direktabnahme an Lukas Kruse scheiterte (23.).

Am Spielgeschehen änderte sich in der zweiten Halbzeit wenig. Korkut brachte bei Hannover Andreasen. Beide Mannschaften gingen engagiert zu Werke. Aber zündende Ideen hatten Seltenheitswert. Kopfbälle von Hannovers Joselu (61.) und Paderborns Koc (65.) verfehlten ihr Ziel. Dann aber schäumten die Emotionen über: Kapitän Uwe Hünemeier setzte sich bei einem Kopfball-Duell auf der rechten Seite durch und spielte auf Kachunga, der ins kurze Eck traf. Kachunga (77.) und Stoppelkamp (78.) hatten wenig später das 2:0 auf dem Fuß, das Stoppelkamp in der Nachspielzeit mit einem kuriosen Treffer gelang. Als Zieler sein Tor verlassen hatte, traf der frühere Hannoveraner mit seinem Schlag aus der Abwehr optimal und beförderte den Ball ins leere Gehäuse.

Mit Material von dpa und sid