Philip Witte, Olympiasieger 2008, startet mit dem UHC wieder durch. Start gegen Club an der Alster. Witte hat nicht bereut, den Schritt zurück in die Bundesliga gewagt zu haben.

Hamburg Der Muskelkater plagte ihn noch eine Woche, nachdem er im August seine ersten Testspiele für den Uhlenhorster HC absolviert hatte. Für einen wie Philip Witte, der in seinen besten Zeiten, als er 2008 mit Deutschland Hockey-Olympiasieger war, alles in Grund und Boden rannte, waren diese Schmerzen frustrierend, führten sie ihm doch vor Augen, dass er auf seine Fitness nicht bauen konnte beim Neustart seiner Leistungssportkarriere. Dennoch hat Witte nicht bereut, den Schritt zurück in die Bundesliga gewagt zu haben, denn das war immer sein Ziel gewesen, und wenn er an diesem Sonnabend (14 Uhr) zum Stadtderby gegen den Club an der Alster auf den Kunstrasen am Wesselblek läuft, schließt sich für den 30-Jährigen ein Kreis.

Leistungsarbeit statt Leistungssport – unter diesem Motto standen die vergangenen Jahre für den Offensivspieler. Im Sommer 2011 hatte sich Witte entschieden, seinem beruflichen Fortkommen Vorrang zu geben, und den UHC deshalb in Richtung seines Heimatvereins Großflottbek verlassen. Dort konnte er in der Zweiten Liga weiter seinem Hobby nachgehen, musste jedoch unter der Woche nicht am Teamtraining teilnehmen, um an den Wochenenden im Kader zu stehen, und schaffte sich damit den Freiraum für sein Vorhaben, in der Unternehmensberatung McKinsey durchzustarten.

Zwei Jahre lang sah sein Alltag in etwa so aus: Montagmorgens mit dem Flieger an den Einsatzort des aktuellen Projekts, donnerstagabends Rückkehr nach Hamburg, dort freitags ein halbwegs normaler Arbeitstag im heimischen Büro. 60 bis 65 Arbeitsstunden pro Woche waren die Regel. An Bundesliga-Hockey auf höchstem Niveau hätte Philip Witte gar nicht denken können – und tat es trotzdem. Und weil Mc Kinsey im dritten Jahr der Ausbildung seine Nachwuchskräfte bei voller Bezahlung von allen Projekten freistellt, damit sie sich auf ihre Promotion konzentrieren können, nutzte Witte im Sommer die Gelegenheit zur Rückkehr.

Ein Gespräch mit Cheftrainer Kais al Saadi gab den letzten Impuls, es noch einmal zu versuchen. Die Zeit dafür, die Trainingsumfänge auf das nötige Maß zu erhöhen, kann sich der Eppendorfer trotz seiner Doktorarbeit zum Thema Erneuerbare Energien freischlagen. Und er tut dies mit größter Lust, allerdings auch mit einer neu gewonnenen Gelassenheit. Als nach dem ersten Bundesligawochenende und den Siegen in Nürnberg und München der Oberschenkel zwickte, der ihm früher regelmäßig Probleme bereitete, verzichtete er am vergangenen Wochenende auf die Heimspiele gegen Blau-Weiß Berlin und den Berliner HC.

„Piwi hat gelernt, auf seinen Körper zu achten. Er ist körperlich noch nicht auf dem Stand, den er braucht. Aber er muss im nächsten Sommer in Topform sein, wenn es um den Titel geht, nicht jetzt“, sagt al Saadi, der seinem im offensiven Mittelfeld wie im Sturm gleichermaßen einsetzbaren Routinier eine klare Rolle zugeteilt hat. „Er soll sich zu Wort melden und die vielen jungen Spieler an die Hand nehmen.“ Diese Talente sind es, die für Witte den Unterschied zu seiner ersten Episode beim UHC darstellen. „Im Verein hat sich nicht viel verändert. Aber es ist beeindruckend zu sehen, dass aus den Jungs, die ich noch als Jugendspieler erlebt habe, jetzt gestandene Bundesligaspieler geworden sind“, sagt er.

Für ihn sei es deshalb eine Ehre, als Führungsspieler seine Erfahrungen weitergeben zu dürfen. Reifer sei er geworden, erklärt Witte, nicht mehr ganz so emotional wie früher. „Trotzdem bin ich unglaublich heiß darauf, mit den Jungs etwas zu erreichen“, sagt er. Wie lang er noch spielen werde, kann er nicht sagen. „So lange ich körperlich noch in Schuss bin!“ Der Muskelkater vom Trainingsstart, er ist schon fast vergessen.