In Peking feiert auch der Rennstall von Hollywoodstar Leonardo DiCaprio seine Premiere

Peking. Alles an einem Tag, mitten in Metropolen der Welt und das mit einem Hauch von Hollywood: Die neue Formel E startet nach monatelanger Werbe- und PR-Tour am Sonnabend mit der Rennpremiere der ersten vollelektronischen Serie durch. Kein Geringerer als Hollywoodstar Leonardo DiCaprio gehört zu den Teambesitzern, einer seiner Fahrer heißt Nick Heidfeld. „Jeder mit dem du sprichst, sogar Sponsoren, sind sehr interessiert, weil es viel umweltfreundlicher ist. Das ist es auch, warum ich es mag: Es kann etwas Großes daraus werden“, betonte der ehemalige Formel-1-Pilot (37).

Der 183-malige Grand-Prix-Starter ist neben Daniel Abt einer von zwei deutschen Piloten und gehört zu einer Reihe einstiger Fahrer der Motorsport-Königsklasse, die nun in der Formel E die bis zu 270 PS starken Wagen steuern werden. Zwei Tage vor dem ersten ePrix in Peking (Sa., 10 Uhr MESZ/Sky) gab die FIA-Rennserie den Einsatz von Takuma Sato bekannt – der ebenfalls 37 Jahre alte Japaner kann 90 Formel-1-Auftritte vorweisen. „Definitiv werde ich dort mit Gänsehaut in die Startaufstellung fahren“, sagte Abt, mit 21 Jahren der jüngste Starter. Jarno Trulli, Jaime Alguersuari, Karun Chandhok, Bruno Senna, Nelson Piquet Junior, Jerome d’Ambrosio, Lucas di Grassi, Sébastien Buemi – sie alle fuhren auch schon in der Formel 1. Zwei Frauen sind ebenfalls am Start: Die Britin Katherine Legge, einst Testpilotin in der Formel 1 und Stammfahrerin in der DTM, sowie die Italienerin Micela Cerruti, die für das Trulli-Team antreten wird.

Über die quälende Sounddiskussion in der Formel 1 können Formel-E-Verantwortliche nur lachen. „Natürlich wird man die Motorengeräusche hören. Es ist ein Klang, den ich als cool und modern bezeichnen würde“, sagte Rennserien-Chef Alejandro Agag der „Welt“. Beim Topspeed erreicht der von allen Teams eingesetzte Standardwagen SRT_01E rund 80 Dezibel. Herkömmliche Straßenautos kommen im Durchschnitt auf 70 Dezibel.

Lärm ist out, der moderne Rennfahrer von heute denkt auch an die Umwelt. Das kann (und soll) nicht jedermanns Geschmack treffen. „Ich finde es Käse. Ich bin überhaupt kein Fan davon, und ich könnte mich als Zuschauer dafür null begeistern“, sagt Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. Gut, den Liebhaber röhrender Motoren und vierstelliger PS-Zahlen von der Leisetreter-Formel zu überzeugen, ist ähnlich schwer, wie einem Steakhouse-Besitzer das neueste Tofu-Schnitzel schmackhaft zu machen. Spötter mögen anmerken, dass die aktuellen Formel-1-Boliden auch nicht viel lauter als ein Staubsauger sind. Doch es geht um viel mehr. Rennsport 2.0. In einer Zeit, in der jungen Menschen das neueste Smartphone wichtiger ist als der eigene fahrbare Untersatz, muss der Motorsport neue Wege suchen – und diese auch beschreiten.

„Die Formel E ist erst der Anfang, und es ist notwendig, die erste Saison genau zu betrachten, um zu sehen, was und was nicht funktioniert“, sagte FIA-Präsident Jean Todt, der ebenfalls mit Spannung der Premiere in China entgegenblickt. Um die Fans einzubinden, können diese sogar unmittelbar Einfluss nehmen: Vor dem Rennen stimmen sie ab, welche drei Fahrer während des Rennens den sogenannten FanBoost bekommen. Für fünf Sekunden werden die auf 202,5 PS im Rennen limitierten PS dann auf 243 geschaltet.

Nach Peking geht es für Heidfeld und Co. nach Malaysia, Uruguay, Argentinien, Miami und Long Beach in den USA, Monte Carlo und: Berlin. Auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof wird am 30. Mai 2015 gefahren, am 27. Juni steigt in London das Finale der zehn Rennen umfassenden Serie. Weil die Batterie-Power für die Renndauer nicht reicht, wechseln die Piloten zwischendurch die Autos. Insgesamt 40 Wagen wurden daher für die zehn Teams nach China gebracht, auch für Venturi, den Rennstall von Mitgründer DiCaprio. „Die Zukunft unseres Planeten hängt davon, ob wir benzinsparende, saubere Auto bauen“, betonte der Schauspieler. Die Formel E will mit bestem Beispiel vorangehen.