Der Weltranglisten-Erste und Wimbledonsieger Novak Djokovic war dann doch eine Nummer zu groß: Philipp Kohlschreiber ist als letzter deutscher Tennisprofi bei den US Open ausgeschieden.

New York. Unter dem Applaus von Novak Djokovic und Boris Becker verließ der geschlagene Philipp Kohlschreiber das Louis-Armstrong-Stadium. 1:6, 5:7, 4:6 verlor der 30 Jahre alte Augsburger am Montag im Achtelfinale der US Open gegen den Weltranglisten-Ersten und verabschiedete sich nach einer kurzen Umarmung am Netz als letzter deutscher Tennisprofi aus New York.

„Er hat mir gesagt: Gut gefightet. Ich habe ihm viel Glück gewünscht“, erzählte Kohlschreiber enttäuscht, aber nicht deprimiert. „Über die Niederlage bin ich traurig, ich hätte gerne hier noch weitergespielt. Aber ich bin auch stolz. Ich habe alles rausgeholt, auch wenn's weh getan hat. Es hat leider nicht gereicht“, kommentierte er seinen kämpferischen aber glücklosen Auftritt auf dem glühend heißen Betonboden.

Bei Temperaturen von knapp 40 Grad Celsius diktierte Djokovic das Geschehen gegen seinen Trainingspartner und zerstörte nach 2:03 Stunden die leise-verwegenen Hoffnungen Kohlschreibers auf eine Überraschung. „Es hätte auch anders laufen können“, sagte Djokovic im Siegerinterview in einer Mischung aus Höflichkeit und Bescheidenheit. Coach Becker, gegen die Sonne mit einer weißen Schirmmütze geschützt, quittierte die Worte seines Schützlings mit einem Nicken.

Im zweiten Durchgang wehrte Djokovic nervenstark einen Satzball ab und forderte die Zuschauer mit rudernden Armbewegungen zu mehr Spektakel auf. Mit einem kleinen Tänzchen noch auf dem Platz bedankte er sich später bei den euphorisierten Fans für die lautstarke Unterstützung. „Gegen so einen starken Gegner ist es natürlich schwer“, sagte Kohlschreiber. „Aber ich kann mir nicht vorwerfen, dass ich nicht gekämpft habe und nicht alles gegeben habe.“

Tatsächlich darf er zufrieden abreisen. Im Flushing Meadows Park sammelte Kohlschreiber in diesen Tagen reichlich Pluspunkte – auf und neben dem Platz. Der aus dem Davis-Cup-Team ausgebootete und in Deutschland oft viel kritisierte Profi wirkte abgeklärt und entspannt, trainierte mit Weltklasseleuten wie Djokovic und Roger Federer – und war der einzige Deutsche in der zweiten Turnierwoche.

Gegen Djokovic sahen die Zuschauer nur im ersten Satz einen Klassenunterschied. „Schlecht bewegt“, fluchte Kohlschreiber, als eine Vorhand im Netz landete. Als ihm mit einem Zu-Null-Aufschlagsspiel der einzige Punkt im ersten Satz zum 1:5 gelang, feierten ihn die Zuschauer wie einen Grand-Slam-Champion. „Über den ersten Satz müssen wir nicht reden. Ich war zu übermotiviert, zu wild“, sagte Kohlschreiber.

Viel war vor Turnierbeginn über die Form des 27 Jahre alten Serben Djokovic spekuliert worden. Nach dem Wimbledonsieg und seiner Hochzeit schied er bei den Masters-Series-Turnieren in Toronto und Cincinnati jeweils schon im Achtelfinale aus. Doch rechtzeitig zum letzten Grand Slam der Saison scheint er in Hochform. Im zweiten Durchgang wehrte Ddjokovic cool und nervenstark einen Satzball Kohlschreibers ab.

„Er hat sehr viele Sachen sehr gut gemacht“, sagte Kohlschreiber, der in dieser Saison oft und viel mit Djokovic trainierte und den ein mittlerweile freundschaftliches Verhältnis auch mit Boris Becker verbindet. „Boris hat mir gesagt, man müsse jedes Jahr ein oder zwei Prozent an seinem Spiel verändern“, verriet Kohlschreiber. Noch hat der konstanteste deutsche Spieler ja ein paar Jahre vor sich.