Beachvolleyball-Queen Laura Ludwig verpasst mit Julia Sude ihre sechste deutsche Meisterschaft, Böckermann/Urbatzka nur Fünfte. Wir haben keinen Druck ausüben können“, erkannte Ludwig.

Timmendorfer Strand. Mit den Sieger-Interviews ist das so eine Sache. Jeder will die Champions möglichst zuerst abgreifen. Insofern hätte es Laura Ludwig, 28, vom HSV verkraften können, wenn sie nach dem Finale bei den Deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften nicht ihrer früheren Erfolgspartnerin Sara Goller, am Timmendorfer Strand erneut als Field-Reporterin für Sky TV im Einsatz, sondern der ARD Rede und Antwort gestanden hätte. Das Erste durfte sich nach der erstmaligen Liveübertragung mit den neuen Titelträgerinnen Karla Borger/Britta Büthe schmücken. Die beiden Stuttgarterinnen holten sich mit einem 2:0-Sieg (21:17, 21:18) über Ludwig und Interimspartnerin Julia Sude (VfB Friedrichshafen) erstmals einen Kleinstwagen des Titelsponsors Smart ab, der in der neuen Elektrovariante (23.000 Euro) doppelt so viel wert ist wie das Vorjahres-Siegerauto.

Der Schlüssel für Erfolg respektive Niederlage in der Ahmann-Hager-Arena – an vier Tagen kamen 60.000 Besucher – lag bei Laura Ludwig. Borger/Büthe, Vizeweltmeisterinnen von 2013, deckten die einstige Berliner Göre zu fast 100 Prozent mit Aufschlägen ein. „Wir haben keinen Druck ausüben können“, erkannte Ludwig. Ebenso wenig mit eigenem Service. Dass die Gegnerinnen „konsequent alles auf Laura spielen“, hatte auch Cheftrainer Jürgen Wagner so noch nicht erlebt.

Stammpartnerin Kira Walkenhorst soll zurück in die Weltklasse geführt werden

„Von der Platzierung her ist Timmendorf ein Erfolg“, konstatierte Wagner. Mit Sude, die beim 2:0 (23:21, 23:21) gegen die späteren Vierten Victoria Bieneck/Julia Großner (Berlin) überzeugt hatte, wird Ludwig noch beim Grand Slam in Sao Paulo angreifen (23.–28.9.). Danach bleibt der diesmal ungekrönten deutschen Strandkönigin die Chance zu einem längeren Urlaub. Die Rekordjagd auf ihren sechsten DM-Titel will sie 2015 wieder mit Kira Walkenhorst, 23, fortführen. Die Aufschlag- und Blockriesin möchte Wagner nach auskuriertem Pfeifferschen Drüsenfieber von November an zunächst auch separat zurück in die Weltklasse führen.

„Wir haben ein Luxusproblem“, sagte die neue Meisterin Karla Borger. Mit Britta Büthe rangiert sie in der Weltrangliste als Neunte nur einen Platz hinter den DM-Dritten Katrin Holtwick/Ilka Semmler (Essen). Ludwig/Walkenhorst, die nach ihrem Grand-Slam-Triumph in Shanghai das Ranking zeitweise anführten, liegen krankheitsbedingt auf Platz 35. Aber nur zwei deutsche Frauenteams dürfen 2016 bei Olympia in Rio starten.

Ob die Männer das Kontingent ausschöpfen, ist weniger sicher. Mit ihrem zweiten Titel nach 2012 untermauerten die Berliner Jonathan Erdmann/Kay Matysik ihren Status als nationale Nummer eins. Ob hinter den WM-Dritten, die Sebastian Fuchs/Thomas Kaczmarek (Berlin/Rottenburg) mit 2:1 (21:19, 19:21, 18:16) besiegten, in den nächsten knapp zwei Jahren noch ein internationales Topteam erwächst, ist jedoch fraglich. Die für den HSV startenden Sebastian Dollinger/Lars Flüggen, im Halbfinale mit 1:2 den Meistern unterlegen, sicherten sich mit 2:0 gegen Armin Dollinger/Clemens Wickler (Köln/Berlin) immerhin DM-Bronze.

Mit einem 1:2 gegen die Viertplatzierten hatten die Titelverteidiger Markus Böckermann/Mischa Urbatzka (FC St. Pauli) nach schwacher Leistung den Halbfinaleinzug verpasst – auch wenn das 1:2 der Weltranglisten-27. zuvor gegen Erdmann/Matysik unglücklich verlief. „Wir haben es dem Gegner am Ende leicht gemacht“, sagte Coach Bernd Schlesinger. „Der Titel ist nur noch Makulatur.“ 2000 Euro blieben Böckermann/Urbatzka diesmal für Platz fünf, ebenso Jana Köhler (Hamburg) mit Anni Schumacher (Dresden). Von einem Elektro-Zweisitzer können sie vorerst alle nur träumen. Für Laura Ludwig war die verpasste Prämie später indes kein Thema mehr: „Ich hab ja mein schwarzes Cabrio, und der Neue hier hat ja gar kein Dach“, sagte sie lachend.