Ein Kommentar von Björn Jensen

Dass Marco Huck Respekt verdient, steht außer Frage. 1993 als Kriegsflüchtling aus Bosnien nach Deutschland gekommen, hat sich der 29 Jahre alte Cruisergewichts-Boxprofi trotz kaum vorhandener technischer Ausbildung zum millionenschweren Weltmeister emporgekämpft. Besiegt er an diesem Sonnabend in Halle (Westfalen) den Italiener Mirko Larghetti, hat er den WBO-Titel 13-mal erfolgreich verteidigt, was in seiner Gewichtsklasse nur dem Briten Johnny Nelson gelang.

Ebendieser Nelson hat nun jedoch eine Debatte aufgewärmt, der sich in Deutschland erfolgreiche Profiboxer schon mehrmals stellen mussten. Huck, sagte Nelson, trage höchstens eine Plastikkrone. Ein richtiger Champion sei er erst, wenn er seinen Titel im Ausland erfolgreich aufs Spiel setze. Und das stimmt. Nelson siegte als Weltmeister in Italien, Dänemark, den USA und Deutschland. Huck dagegen steht derzeit in einer Reihe mit Sven Ottke oder Dariusz Michalczewski – großartige Boxer waren das, aber eben keine großen Champions, weil sie nur zu Hause in den Ring stiegen.

Huck hat noch die Chance, es anders zu machen. Er muss versuchen, gegen andere Weltmeister zu Titelvereinigungskämpfen anzutreten. Er muss in die USA, wo sie Haudraufs wie ihn noch mehr zu schätzen wissen. Und wenn er sich, wenn der große König Wladimir Klitschko einst abgedankt hat, seinen Traum vom WM-Titel im Schwergewicht erfüllt, dann hat auch Johnny Nelson keinen Grund mehr, über Marco Huck zu lästern.

Huck – Larghetti Sa., 22.35 Uhr, ARD live