Timmendorf ist ein Muss in der deutschen Beachvolleyball-Szene. Dabei geht es nicht um große Preisgelder. Es geht ums Image, um Vermarktungschancen. 2014 gilt als „Quantensprung“ für die Sportart.

Timmendorfer Strand. Das große Geld wird auch bei der 22. Auflage des Kultturniers in Timmendorfer Strand nicht verteilt. Dennoch haben die deutschen Meisterschaften in dem Ostseeort, die seit Donnerstag laufen, für die besten deutschen Beachvolleyballer eine herausragende Bedeutung. „Turniere definieren sich ja nicht nur über das Preisgeld. Timmendorf ist etwas Besonderes“, sagte Ilka Semmler, die zusammen mit ihrer Berliner Partnerin Katrin Holtwick beim Aufeinandertreffen der besten 16 Duos an Nummer eins gesetzt ist. Zweimal konnten die für Essen startenden Holtwick/Semmler schon die nationale Krone gewinnen. „Timmendorf ist einfach das Mekka der deutschen Beachszene“, betonte die 30-jährige Katrin Holtwick.

Zum Auftakt besiegten die Weltranglisten-Achten die auf Position 16 eingestuften Marie Dinkelacker und Britta Steffens (Konstanz) mit 2:0 (21:18, 21:16). „Wir haben uns noch ein bisschen gequält“, sagte Katrin Holtwick nach dem Auftakt. „So richtig hat es sich noch nicht angefühlt. Aber es muss nicht schön sein, Hauptsache gewonnen“, ergänzte Ilka Semmler, die in dieser Saison mit ihrer Partnerin schon einen Grand-Slam-Sieg, dazu einen zweiten und einen dritten Platz bei den wichtigsten World-Tour-Turnieren erkämpft hatte.

Für die Siegerduos des Frauen- und Männerturniers gibt es gar keine Siegprämie – dafür einen Kleinwagen, „den sich das Team dann teilen darf“, bemerkte die Stuttgarter Vize-Weltmeisterin Karla Borger mit einem Schmunzeln. Mit Partnerin Britta Büthe will sie als Nummer zwei „am Ende ganz oben stehen“. Die Anziehungskraft ist groß: „Ich habe das Gefühl, dass Timmendorf in diesem Jahr besonders voll ist.“

Auf der Welttour gibt es für die Nationalteams viel mehr zu gewinnen. Holtwick/Semmler sowie Laura Ludwig (Hamburg) und die derzeit wegen einer Erkrankung aussetzende Kira Walkenhorst durften sich in diesem Jahr als erste deutsche Grand-Slam-Siegerinnen bei den Damen in der Geschichte der attraktiven Sportart immerhin 43.000 Euro pro Team und Erfolg einstecken. Mindestens 600.000 Euro Preisgelder gibt es bei jedem der Topturniere zwischen China und Brasilien.

In Timmendorfer Strand werden für die gesamte Meisterschaft mit 60 Spielen gerade einmal 50.000 Euro und die beiden Autos vergeben – für die zweitplatzierten Duos liegen je 5000 Euro bereit. Dennoch würde keines der Spitzenteams auf einen Auftritt in der 6000 Zuschauer fassenden Arena an der Timmendorfer Seebrücke verzichten.

Kay Matysik, mit seinem Berliner Partner Jonathan Erdmann derzeit nationale Nummer eins und nach dem Karriere-Ende der Olympiasieger Julius Brink und Jonas Reckermann international erfolgreichstes deutsches Männerteam, ließ sich vor vier Jahren nicht mal von einem Gipsfuß von der Teilnahme in Timmendorf abhalten. „Es blieb dann aber auch bei der Teilnahme – nach zwei Niederlagen war ich raus“, erzählte der 34-Jährige. Im Vorjahr stoppte ihn eine Schulterblessur.

Bei seinem 13. Meisterschafts-Start will Matysik mit seinem acht Jahre jüngeren Partner Erdmann den Erfolg von 2012 wiederholen. Als Titelverteidiger treten die für den FC St. Pauli startenden Markus Böckermann und Mischa Urbatzka an. Bei den Frauen könnte sich Meisterin Laura Ludwig mit dem sechsten Titel zusätzlich den Rekord sichern – mehr als fünfmal hat noch niemand gewonnen. Mit Interimspartnerin Julia Sude (Friedrichshafen) hat die 28 Jahre alte Hamburgerin am Wochenende mit Platz zwei beim Grand Slam im polnischen Stare Jablonki die Konkurrenz beeindruckt.

Es geht um Präsenz für die Sponsoren, um Präsentation, um neue Vermarktungschancen, wenn sich die ganze Beachvolleyball-Familie für vier Tage trifft. Im Vorjahr ist der Pay-TV-Sender Sky in die Berichterstattung eingestiegen. In diesem Jahr überträgt dazu die ARD zu attraktiven Sport-Sendezeiten die Finalspiele der Frauen am Sonnabend (13.35 Uhr) und der Männer am Sonntag (13.20 Uhr) live. „Das ist ein Quantensprung“, betonte Tour-Organisator Frank Mackerodt.