Borussia Dortmund sicherte sich den ersten Titel der Saison. Erzrivale Bayern München blickt angesichts der schweren Verletzung von Javi Martínez mit Sorgen auf den Bundesligastart.

Dortmund. Geschockt, gefrustet und mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn wirkte Pep Guardiola, als hätte er soeben schon alle Hoffnungen auf eine erfolgreiche Saison mit Bayern München begraben. Während Borussia Dortmund im Konfettiregen das 2:0 (1:0) und den fünften Gewinn des Supercups feierte, kreisten die Gedanken des Bayern-Coaches um die fatalen Folgen der schweren Knieverletzung von Javi Martínez. „Wir werden Probleme haben bis zur Winterpause“, prophezeite der 43-Jährige.

Jene Szene nach einer halben Stunde, als der spanische Nationalspieler beim Versuch eines Seitfallziehers mit seinem Knie gegen den Arm von Marcel Schmelzer prallte und mit einem Kreuzbandriss vom Platz getragen wurde, traf Guardiola ins Mark. „Der Cup und die Niederlage sind mir egal, die Verletzung von Martínez ist viel schlimmer“, klagte er vor dem Pokalspiel am Sonntag bei Preußen Münster und dem Bundesligastart am 22. August gegen Wolfsburg mit gesenktem Kopf.

Es ist nicht bekannt, welche Gedanken Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer durch den Kopf gingen, als er sich beim Abtransport des Defensiv-Strategen und Schlüsselspielers die Hände vor das Gesicht schlug. Aus Sammers Ahnung wurde tags darauf Gewissheit, als Martínez bei Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt die niederschmetternde Diagnose Kreuzbandriss erhielt. Er soll demnächst in den USA operiert werden, teilte der FC Bayern am Donnerstag mit. „Javi war in diesem Jahr überragend, von Beginn an“, unterstrich Guardiola die Bedeutung seines Landsmanns.

Im Umfeld des Double-Gewinners wurden bereits Erinnerungen an die Spielzeiten 2006/07 und 2010/11 wach, als die Bayern jeweils nach WM-Turnieren den Bundesiga-Start verpatzten und am Ende lediglich Platz vier und drei erreichten. Vor drei Jahren sogar mit zehn Punkten hinter dem Erzrivalen aus Dortmund.

„Wir brauchen viel Zeit“, betonte Guardiola immer wieder mit dem Hinweis auf die WM-Teilnehmer. In Torhüter Manuel Neuer, Jerome Boateng und Thomas Müller hatte er immerhin drei Weltmeister in der Startformation aufgeboten, sein Dortmunder Kollege Jürgen Klopp in Matthias Ginter indes nur einen.

Die Entschuldigung von mangelnder Fitness wollte Neuer, der frisch gekürte Fußballer des Jahres, nicht gelten lassen: „Es haben nur drei gespielt, die bei der WM, dabei waren. Die anderen waren von Anfang an in der Vorbereitung dabei.“

Den Ausfall von Martínez bezeichnete Neuer indes als „Katastrophe“. Ausgerechnet der gerade nach fast zwei Jahren Pause von zwei Kreuzbandrissen genesene Holger Badstuber gilt nun neben dem wackligen Dante als Kandidat für die Martínez-Position in der Innenverteidigung. Außerdem stehen Rekonvaleszent Thiago und Rafinha (Sprunggelenk) vorerst nicht zur Verfügung. Zumindest Franck Ribéry, der am Mittwoch seinen Rücktritt aus dem Nationalteam erklärte, wird am Montag wieder mit dem Training beginnen.

Bayern-Kapitän Philipp Lahm beklagte den fehlenden Spielrhythmus. „Wir sind mitten in der Vorbereitung“, sagte der Ex-Nationalspieler und sprach damit auch BVB-Coach Jürgen Klopp aus der Seele: „Dieser Wettbewerb ist toll, aber nach einer WM ziemlich heftig.“

Dessen Mannschaft, in der die Weltmeister Mats Hummels und Roman Weidenfeller im Kader fehlten, Kevin Großkreutz nicht spielte und Erik Durm nur einen Kurzeinsätz bestritt, feierte einen Sieg des Kopfes über den Körper. „Meine Spieler sind gelaufen wie die Hasen und haben alles rausgehauen“, lobte Klopp, der die Wiedergutmachung für die Testpleite am vergangenen Sonntag beim FC Liverpool (0:4) gefordert hatte.

Am Ende standen 21:4 Torschüsse und Tore des überragenden Henrich Mchitarjan (23.) und Pierre-Emerick Aubameyang (62.) für den neuen Rekord-Supercup-Gewinner. Der Gabuner feierte seinen Treffer mit einer roten Spiderman-Maske („Das habe ich meinem Sohn zu seinem dritten Geburtstag versprochen„) und sorgte für allgemeine Erheiterung. Das Lachen war Guardiola zu diesem Zeitpunkt längst vergangen.

Videobotschaft von Javi Martínez auf Spanisch:

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Statistik

Dortmund: Langerak – Piszczek, Sokratis, Ginter, Schmelzer (46. Durm) – Kehl – Kirch (85. Bender), Mchitarjan – Hofmann – Aubameyang (63. Ramos), Immobile. – Trainer: Klopp

München: Neuer – Boateng, Martinez (31. Dante), Alaba – Gaudino, Rode – Hojbjerg (59. Götze), Bernat – Müller (46. Lahm), Shaqiri – Lewandowski. – Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)

Tore: 1:0 Mchitarjan (23.), 2:0 Aubameyang (62.)

Zuschauer: 80.667 (ausverkauft)

Beste Spieler: Sokratis, Hofmann – Neuer, Gaudino

Gelbe Karten: – Hojbjerg, Boateng, Lahm