Hakan Calhanoglu will mit Bayer Leverkusen deutscher Meister werden. „Ich kann mit Druck umgehen“, sagte der 20-Jährige. Beim HSV ließ er sich wegen mentaler Probleme für vier Wochen krankschreiben.

Zell am See. Für Bayer Leverkusen ist Hakan Calhanoglu ein Hoffnungsträger. „Ich denke, dass er in der Offensive eine ganz neue Qualität und Gefahr bringen kann“, sagte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade voller Überzeugung über die rund 14 Millionen Euro teure Neuerwerbung des Bundesligisten.

Dem 20-jährigen offensiven Mittelfeldspieler, der auf Biegen und Brechen vom HSV zu seinem Traumverein wechseln wollte, macht diese enorme Erwartungshaltung nichts aus. „Klar spürt man den Druck, aber ich kann mit Druck umgehen“, sagte er im Trainingslager in Zell am See/Österreich. „Ich übernehme gerne Verantwortung, auch wenn ich noch sehr jung bin.“ Kurz vor dem Trainingsstart des HSV ließ sich Calhanoglu wegen mentaler Probleme für vier Wochen krankschreiben. Damals hielt er dem Druck der wütenden Fans, die seinen Wechselwunsch nicht nachvollziehen konnten, nicht stand.

Der in Mannheim geborene Deutsch-Türke könnte wie einst Michael Ballack – er führte Bayer 04 2002 ins Champions-League-Finale – zu einer zentralen Figur im ambitionierten Werksclub werden. Was der frühere Kapitän der Nationalmannschaft nicht geschafft hat, strebt Calhanoglu mit den Leverkusenern an: „Ich will vieles erreichen und mit Bayer mal deutscher Meister werden.“

Auf jeden Fall soll er dazu beitragen, den viermaligen Vizemeister in den kommenden Jahren auf Europacup-Kurs zu halten. „Mit ihm haben wir ein schwer ausrechenbares, kreatives Element hinzugewonnen“, meinte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Außerdem soll Calhanoglu mit seinem feinen Gefühl bei Freistößen und Ecken für neue Gefahr sorgen. Speziell bei der Nationalelf habe man während der WM gesehen, „wie wichtig Standards“ sind, sagte der frühere Weltklassestürmer Völler.

„Wieso soll ich die Fans verstehen?“


Das Transfergerangel, seine Krankschreibung und den Sturm der Empörung im Internet über sein Verhalten will Calhanoglu hinter sich lassen. „Die Zeit war nicht einfach. Man wird im Internet gemobbt und fertig gemacht“, sagte der 1,78 Meter große Profi und fügte trotzig an: „Wieso soll ich die Fans verstehen, wenn sie mich nicht verstehen? Ich kann das nicht nachvollziehen, denn sie wissen gar nicht, was um mich herum passiert ist.“ Calhanoglu: „Ich habe kein schlechtes Gewissen.“

Bei Bayer Leverkusen hat er einen Vertrag bis 30. Juni 2019 unterschrieben. „Ich möchte langfristig in Leverkusen bleiben, in Hamburg ging es ja sehr schnell“, meinte Calhanoglu, der bereits eine Wohnung im nahen Köln bezogen hat.