DIe Fifa hat Franz Beckenbauer provisorisch für 90 Tage für jegliche nationale und internationale Tätigkeit im Fußball gesperrt. Fußballspiele darf er vorerst auch nicht besuchen.

Rio de Janeiro. Der „Kaiser“ ist wankelmütig geworden und lässt sich ein Hintertürchen offen: Nach Darstellung seines Beraters Marcus Höfl will Deutschlands Fußball-Lichtgestalt Franz Beckenbauer „die Entwicklung der nächsten Tage“ abwarten, ehe er eine definitive Entscheidung über einen Verzicht auf die Reise zur WM in Brasilien treffen wird. Dies schrieb Höfl als „Klarstellung“ bei Twitter.

Zuvor hatte Beckenbauer (68) der Bild gesagt: „Die WM ist für mich gestrichen, auf die geplante Reise nach Brasilien werde ich verzichten. Ich gehe davon aus, dass ich bei der Fifa nicht mehr willkommen bin.“ Am Freitag war er vom Weltverband Fifa provisorisch für 90 Tage gesperrt worden war. Beckenbauer wollte ohnehin erst zum Halbfinale ins Land des fünfmaligen WM-Champions reisen. Jetzt ist weiterhin offen, ob Beckenbauer zum reinen WM-TV-Konsumenten wird oder doch vor Ort anzutreffen ist.

Die Sperre hat allerdings weitreichende Konsequenzen, er darf vorerst keine Fußballspiele besuchen. „Franz Beckenbauer kann an keiner Aktivität im Zusammenhang mit dem Fußball teilnehmen. Das schließt, neben anderen Dingen, eine Einladung zum Besuch eines Fußballspiels oder den Besuch auf privater Basis eines Fußballspiels jeglicher Art ein“, sagte der stellvertretende Chef des unabhängigen Fifa-Ethik-Komitees, Alan Sullivan (Australien).

Der DFB-Ehrenspielführer hatte laut Darstellung der Fifa die Kooperation mit Chefermittler Michael J. Garcia verweigert und war deshalb sanktioniert worden. Beckenbauer bestritt dies und wies darauf hin, dass er die in Englisch abgefassten Fragen juristischen Inhalts nur in Deutsch habe beantworten wollen. Diesem Wunsch war Garcia allerdings offensichtlich nicht nachgekommen. Es ging um dessen Ermittlungen im Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2022 an Katar. Beckenbauer war bei den letzten WM-Turnieren immer ein gern gesehener Gast und bei der Heim-Weltmeisterschaft 2006 als Präsident des Organisationskomitees noch der große Zampano. Nun steht er am Pranger.

„Ich habe erst einmal auf das Datum heute geschaut. Ich dachte, es wäre der erste April und damit ein Aprilscherz“, sagte Beckenbauer bei Sky Sport News HD. Der „Kaiser“ war einst Mitglied im Exekutivkomitee der Fifa, der „Regierung des Weltfußballs“. Nun versucht Garcia, Deutschlands einstigem Ausnahmekicker, Kapitän der Weltmeister-Elf von 1974 und Teamchef der Weltmeistermannschaft von 1990, am Zeug zu flicken.

„Die Sperre durch die Fifa hat mich überrascht, ändert aber nichts an meiner Einschätzung. Franz Beckenbauer ist für mich ein Ehrenmann, der nichts zu verbergen hat. Ich gehe davon aus, dass er zur Aufklärung der offenen Fragen beitragen wird“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach dem SID.

Die Fifa wirft Beckenbauer jedenfalls vor, sich den Ermittlungen Garcias zu verweigern. Der Fall unterliegt nun dem offiziellen Untersuchungsverfahren, das von Vanessa Allard, Mitglied der Untersuchungskammer, geleitet wird.

Beckenbauer, der lediglich noch als Ehrenpräsident von Bayern München ein Amt im Fußball bekleidet (Beckenbauer: „Wenn der Ehrenpräsident für 90 Tage ruht, wird er das überleben„), war bis März 2011 Exko-Mitglied der Fifa. Bei den WM-Vergaben für 2018 (Russland) und 2022 (Katar) hatte er am 2. Dezember 2010 nach Angaben der Bild für die russische beziehungsweise die US-amerikanische Bewerbung gestimmt.

Die Sperre wurde vom stellvertretenden Vorsitzenden der rechtsprechenden Kammer der Fifa-Ethikkommission, Alan Sullivan, auf Antrag von Garcia ausgesprochen und gilt ab sofort. „Ich habe von der Fifa noch nichts bekommen. Man wird mich aber wohl noch benachrichtigen. Mal sehen, was da drin steht“, sagte Beckenbauer.