Die Mannschaft von Martin Heuberger verliert das Play-off-Rückspiel gegen Polen mit 28:29 und verpasst damit nach dem 24:25 im Hinspiel gegen den EM-Sechsten die WM im kommenden Jahr in Katar.

Magdeburg. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat das Ticket für die WM 2015 in Katar verpasst und im deutschen Männer-Handball die große Krise ausgelöst. Das Team des Deutschen Handballbundes (DHB) verlor das Rückspiel der WM-Play-offs in Magdeburg gegen Polen mit 28:29 (14:10) und musste dem Nachbarn nach dem 24:25 im Hinspiel für die WM-Endrunde im Januar den Vortritt überlassen.

Bereits zum dritten Mal nach Olympia 2012 und der EM 2014 ist das DHB-Team damit bei einem Großturnier nicht dabei. Für Bundestrainer Martin Heuberger wird es nun eng.

„Das tut sehr, sehr weh. Wir werden uns Gedanken machen, wie es weitergeht, aber erst einmal müssen wir das Spiel verarbeiten“, erklärte DHB-Vizepräsident Bob Hanning im ZDF niedergeschlagen und suchte vergeblich nach Erklärungen für die Pleite: „Jeder wollte ja das Beste geben, wir haben es nur nicht zusammen hinbekommen.“ Zu Heubergers Zukunft sagte Hanning nichts. Lokalmatador Michael Haaß sah eine Ursache im schwachen Überzahlspiel seines Teams: „Das hat nicht geklappt.“

Keeper Silvio Heinevetter bot an seiner früheren Spielstätte eine starke Leistung, konnte die Niederlage aber auch nicht verhindern. Beste Werfer im Team der deutschen Mannschaft waren Kapitän Uwe Gensheimer und Holger Glandorf mit jeweils sieben Toren.

7700 Zuschauer verwandelten die Getec-Arena von Beginn an in ein schwarz-rot-goldenes Tollhaus und schrien die DHB-Sieben nach vorne. Das deutsche Team konnte die Euphorie jedoch zunächst nicht nutzen und lag in der Anfangsphase schnell mit 2:4 (6.) zurück. Erst zwei tolle Paraden von Heinevetter brachten die Gastgeber wieder ins Spiel zurück.

Wie schon im Hinspiel gab „Rückkehrer“ Michael Kraus dem Angriffsspiel der DHB-Mannschaft viele Impulse. Beim Stande von 6:6 düpierte der Weltmeister von 2007 den polnischen Keeper Slawomir Szmal mit einem verdeckten Kunstwurf durch die Beine. Dank Gensheimers Tor zum 8:6 war Mitte der ersten Halbzeit erstmals der benötigte Zwei-Tore-Vorsprung erreicht.

In dieser Phase zahlte sich aus, dass die deutsche Mannschaft ruhig blieb und im Angriff ihre Spielzüge konsequent zu Ende spielte. Kraus, aber auch Holger Glandorf (SG Flensburg-Handewitt) und Tim Kneule (Frisch Auf Göppingen) entwickelten viel Druck aus dem Rückraum, die Außenspieler und Kreisläufer kamen nicht so zum Zuge. In der Abwehr stand der Mittelblock um den jungen Hendrik Pekeler (TBV Lemgo) sicher, und kam der Ball mal durch, war Heinevetter zur Stelle. Mit einer beruhigenden 14:10-Führung ging es in die Halbzeit.

In der zweiten Halbzeit tat sich das DHB-Team aber zunächst wieder schwer. Polen kam auf 15:16 heran. Nun begann der Krimi von vorne. Die deutschen Spieler wurden nervöser und verloren häufiger den Ball. Auch der polnische Rückraum um den früheren Magdeburger Karol Bielecki wurde stärker, Mitte der zweiten Halbzeit gingen die Gäste mit 21:10 in Führung (46.). Zwar lag die deutsche Mannschaft wenig später wieder vorne, konnte sich aber trotz Überzahl beim Stand von 27:25 nicht entscheidend absetzen und ging letztlich als Verlierer aus der Halle.

Für Heuberger wird es nun eng. Unter dem Schutterwalder hat die deutsche Mannschaft endgültig den Kontakt zur Weltspitze verloren. Nach dem erneutem Scheitern auf dem Weg zu einem Top-Ereignis deutet viel darauf hin, dass der DHB die Zusammenarbeit spätestens im Sommer beendet und den Vertrag mit seinem Chef-Trainer nicht mehr verlängert. Heuberger hatte im Juli 2011 Weltmeister-Macher Heiner Brand als Nationalcoach abgelöst.

Im „Vorspiel“ von Magdeburg hatte die deutsche Frauen-Nationalmannschaft durch einen ungefährdeten 31:16 (14:5)-Erfolg über Mazedonien den Sieg in der Qualifikationsgruppe 7 für die EM im Dezember in Kroatien und Ungarn perfekt gemacht und hat nun Vorteile bei der Auslosung am Donnerstag. „Wir haben keine Wunschgegner. Wir nehmen es so, wie es kommt“, sagte Bundestrainer Heine Jensen.