Am Wochenende kann Jyhan Artut in der Sporthalle Hamburg Team-Weltmeister im Darts werden, aber die Konkurrenz ist hart. „Mit den Fans im Rücken sollte etwas möglich sein“, glaubt der Hannoveraner.

Hamburg. Fast hätte ihn seine Tochter an diesem Wochenende in Hamburg zum ersten Mal in einem Wettkampf erlebt, von zu Hause in Hannover ist es ja nicht weit, aber dann fanden Jyhan Artut und seine Frau, dass es für die Kleine mit ihren sieben Jahren vielleicht doch noch nicht das Richtige ist. Im Fernsehen hat sie ihren Papa aber schon die Pfeile werfen sehen, und natürlich wollte sie es selbst auch gleich probieren. Warum auch nicht. Bei Artut hat es ja auch einmal so angefangen. 13 war er, als er in der Kneipe seines Vaters das erste Mal auf eine Dartscheibe zielte. „Es hat großen Spaß gemacht.“ Ein Kollege seines Vaters nahm ihn daraufhin mit in einen Club. Ein halbes Jahr später war der kleine Jyhan bereits Jugendeuropameister.

Inzwischen ist er 37 und aktuell Deutschlands bester Dartspieler, weshalb er zusammen mit dem Bremer Andree Welge, 42, sein Land von Freitag bis Sonntag beim World Cup of Darts in der Sporthalle Hamburg vertreten darf, im einzigen Teamwettbewerb, der unter dem Dach des Profiverbands PDC ausgetragen wird. „Ein super Format“ sei das, sagt Artut. Einmal ganz davon abgesehen, dass es vor vier Jahren mit seine Idee war, sähen das auch die Stars der Szene so. Neben Superstar Phil Taylor ist auch Weltmeister Michael van Gerwen dabei. Sie fühlen sich wohl in Hamburg, wo das Turnier nach der Premiere in Newcastle inzwischen eine feste Heimat gefunden hat. „Die Stadt ist Darts-begeistert, das merkt man an den Zuschauerzahlen“, sagt Organisator Sebastian Mayer von der PDC. Im Vorjahr kamen pro Session etwa 1500 Fans. Auch der Fernsehsender Sky, der den Wettkampf nach Großbritannien überträgt, habe sich sehr zufrieden gezeigt.

In England werden Dartspieler verehrt, für ihre Präzision, aber auch für ihre Volksnähe. Artut, gelernter Dreher, sagt: „In unserem Sport finden Leute aus allen Schichten zusammen.“ In England dürfte er auch als aktuell 77. der Weltrangliste deutlich bekannter sein als in seiner Heimat. Alle zwei Wochen fliegt er auf die Insel, um sich bei zweitklassigen Turnieren für eine der Topveranstaltungen zu qualifizieren, wo die Stars der Szene spielen und das große Geld zu verdienen ist. Seit zwei Jahren versucht er es, nicht immer gelingt es. Sponsoren hat er, leben kann er von seinem Sport nur, weil er auch für Schauwettkämpfe wie am vergangenen Mittwoch in Kaltenkirchen gebucht wird. Trotzdem bereue er nicht, die Gastronomie aufgegeben zu haben.

„Was fehlt, ist die Erfahrung“

Einmal ein bedeutendes Halbfinale erreichen, und der Durchbruch wäre geschafft, glaubt Artut. „Was fehlt, ist die Erfahrung.“ Am Können liege es jedenfalls nicht. Der Niederländer Michael van Gerwen lag noch vor einigen Jahren hinter Artut. Jetzt ist er Weltmeister und kaum noch zu schlagen. Warum soll bei Artut nicht auch der Knoten platzen?

Am Wochenende könnte er auch Weltmeister werden, im Team, aber die Konkurrenz ist hart. Das Teilnehmerfeld wurde auf 32 Nationen aufgestockt, von der ersten Runde an gilt das K.o.-System. „Mit den Fans im Rücken sollte etwas möglich sein“, sagt Artut. Seiner Tochter musste er versprechen, dass sie nächstes Jahr dabei sein darf.