Unter dem Motto „Ganz Hamburg ist am Start“ soll die ganze Stadt die Hamburger Teilnehmer an den Olympischen Sommerspielen, die 2016 in Rio de Janeiro stattfinden, unterstützen.

Hamburg. Sporttreiben ist auf Kreuzfahrtschiffen der gehobenen Klasse zwar möglich, aber eine solche Ansammlung an Topathleten wie am Mittwochmorgen hatte man auf der „AIDAluna“ noch nie gesehen. Der Luxusliner war auf seinem Rundkurs vom englischen Dover ins niederländische Amsterdam im Heimathafen Hamburg am Cruise Center Altona auf Zwischenstopp gegangen. Die letzten Reisenden hatten das Schiff gerade verlassen, als im Theatrium auf Deck neun der Startschuss für eine Kampagne gegeben wurde, die den Hamburger Sport in neue Erfolgssphären führen kann.

Unter dem Motto „Ganz Hamburg ist am Start“ soll die Bevölkerung der Metropolregion bewegt werden, die Hamburger Teilnehmer an den Olympischen Sommerspielen, die vom 5. bis 21. August 2016 in Rio de Janeiro ausgetragen werden, zu unterstützen – wie die Sportler, die anschließend bei den Paralympics starten. „Wir möchten es schaffen, die ganze Stadt hinter unserem Team Hamburg zu vereinen. Der Lokalpatriotismus ist nirgendwo in Deutschland stärker ausgeprägt als in Hamburg, das wollen wir nutzen“, sagt Philipp Hasenbein, Managing Director beim Sportvermarkter Sportfive, der für die Kampagne verantwortlich zeichnet.

Die Athleten sind zum dritten Mal nach 2008 (Peking) und 2012 (London) im Team Hamburg zusammengeführt worden. Diese Institution hat sich zum Ziel gesetzt, olympischen Sportlern eine finanziell sorgenfreie Vorbereitung auf ihren Karrierehöhepunkt zu ermöglichen. Gefördert werden nur Sportler, die für einen Hamburger Verein starten und in Hamburg ihren Lebensmittelpunkt haben. Zur Kategorie 1 gehören jene 32 Athleten, die alle zum A-Nationalkader zählen und – die Qualifikation vorausgesetzt – beste Nominierungschancen für die Spiele 2016 haben. Sie werden monatlich mit 450 Euro netto unterstützt. Sie gewannen bisher zusammen 16 olympische Goldmedaillen und 18 Weltmeistertitel. In der Förderstufe 2 werden 29 Perspektivsportler mit 200 Euro pro Monat bezuschusst, die für die Spiele 2020 oder 2024 aufgebaut werden sollen.

250.000 Euro jährlich kostet die Finanzierung. 150.000 werden zu gleichen Teilen von der Stadt, der Stiftung Leistungssport und dem Hamburger Sportbund aufgebracht, 100.000 sollen durch Sponsoren aus der Wirtschaft akquiriert werden. Mit Audi, der Hochbahn und dem Spaßbad Arriba sind drei Partner bereits gefunden, weitere sollen folgen. „Wir möchten mittelfristig das Team Hamburg in die Lage bringen, die Zahl der geförderten Athleten aufstocken oder den bestehenden Mitgliedern mehr Fördergeld zahlen zu können“, sagt Eike Gyllensvärd, ebenfalls Managing Director von Sportfive. Ein Namenssponsor wird nicht gesucht. „Team Hamburg ist die stärkste Marke, die es geben kann“, sagt Hasenbein.

Um eine breite Unterstützung in der Bevölkerung zu generieren, die auch bei vorangegangenen Kampagnen erwünscht war, aber nie erreicht wurde, setzen die Macher vor allem auf die sozialen Medien. Auf der neu gestalteten Internetseite (www.team-hamburg.de) sollen die Sportler ebenso erlebbar gemacht werden wie bei Facebook oder Twitter. „Wer die Begeisterung gespürt hat, die in Hamburg herrschte, als nach den Spielen 2012 das deutsche Olympiateam mit der MS ,Deutschland‘ in der HafenCity ankam, der weiß, welchen Rückhalt der Sport hier hat. Daraus ist viel Kapital zu schlagen“, glaubt Hasenbein. Das vorrangige Ziel sei es nun, den Menschen verständlich zu machen, dass viele olympische Sportler keine Großverdiener sind, sondern oft Nebenjobs annehmen müssen, um sich ihre Trainingslager zu finanzieren. „Wir haben eine Umfrage machen lassen, was die Menschen denken, wie viel ein Olympiasieger verdient. Die durchschnittliche Antwort war: ein bis zwei Millionen“, sagt Hasenbein. Dass deutsche Goldgewinner in London 15.000 Euro Prämie erhielten; dass ein durchschnittlicher Olympiastarter mit einem Stundenlohn von 7 Euro klarkommen muss; diese Fakten sollen in den kommenden Monaten vermittelt werden, damit möglichst viele Menschen die Notwendigkeit der Unterstützung für Spitzensportler verstehen.

Michael Neumann muss davon nicht überzeugt werden. Der Sportsenator unterstrich auf der von Ex-HSV-Vorstand Katja Kraus moderierten Talkrunde, bei der auch die Team-Hamburg-Mitglieder Edina Müller, Eric Johannesen, Steffen Deibler und Sebastian Bayer zu Wort kamen, seine Begeisterung für den olympischen Sport in Sätzen, die mehrfach für Szenenapplaus sorgten. „Sport hat in Hamburg noch immer einen zu geringen Stellenwert, seine Integrationskraft wird oft nicht ausreichend erkannt“, sagte er. Die Stadt helfe mit Steuermitteln für das Team Hamburg, aber auch durch Investitionen in die Infrastruktur, die Sportler auf ihrem Weg nach Brasilien unterstützen. Und in einem Nebensatz verriet Neumann, dass auch für 2016 eine Ankunft des deutschen Teams in Hamburg vorgesehen ist.

Ingrid Unkelbach hörte die Worte mit Freude. Die 54-Jährige, die seit November 2000 den Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein führt und als Nachfolgerin Renko Schmidts nun auch die Leitung des an die Stiftung Leistungssport angedockten Teams übernommen hat, ist guter Hoffnung, die angepeilten 35 Rio-Reiser angemessen fördern zu können: „Seit einigen Jahren ist die Unterstützung der Stadt vorbildlich, wir haben Partner, die mit Herzblut für die Sache arbeiten. Politik und Wirtschaft haben erkannt, wie wichtig der Sport und Olympiahelden im Besonderen sind.“ Wenn nun die Bevölkerung noch mitgenommen werde, könne das Team 2016 den Aufbruch in eine neue Ära der Hamburger Olympiageschichte schreiben.