Für die einen ist RB Leipzig ein rotes Tuch, für die anderen ein interessantes Projekt. Am Lizenz-Streit mit der DFL wird deutlich, dass der Klub Fußball-Deutschland spaltet.

Leipzig. Den kaiserlichen Segen hat RB Leipzig schon mal. „Ich wünsche Leipzig, dass sie die Lizenz bekommen“, sagt Franz Beckenbauer. Nun sind aber die allerwenigsten Fußball-Fans Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz freundschaftlich so verbunden wie Beckenbauer, deshalb wird das Thema an den Stammtischen deutlich kontroverser diskutiert. Der Lizenz-Streit um den neureichen Zweitliga-Aufsteiger spaltet Fußball-Deutschland in Romantiker und Pragmatiker.

Zur zweiten Kategorie zählt sich die ostdeutsche Trainer-Ikone Eduard Geyer. Nach den Zweitliga-Abstiegen von Dynamo Dresden und Energie Cottbus brauche der Fußball-Osten dringend einen neuen Leuchtturm, findet „Ede Gnadenlos“. „Das ist kein Klub, der geliebt wird. Auf der anderen Seite kamen zu den zwei letzten Heimspielen in der 3. Liga jeweils 40.000 Zuschauer. Das gibt es auf der ganzen Welt nicht“, sagte Geyer.

Der ehemalige Coach von Dresden, Cottbus und Sachsen Leipzig forderte daher im Lizenz-Streit einen Kompromiss. „Natürlich gibt es da ein paar Angriffspunkte, einiges wirkt sehr eigenbrötlerisch. RB wird sich den Gegebenheiten des deutschen Profifußballs anpassen müssen“, sagte Geyer: „Ich hoffe, dass sie am Ende die Lizenz bekommen, dann könnten sie einiges bewegen. Die Mittel dafür haben sie.“

Der von einem Getränkehersteller finanzierte Klub hatte erneut Einspruch gegen die Lizenzauflagen seitens der Deutschen Fußball Liga (DFL) eingelegt, spätestens am 28. Mai wird der Lizenzierungsausschuss eine Entscheidung fällen. Ein informelles Gespräch zwischen RB und DFL soll es aber noch in dieser Woche geben.

Streitpunkte sind das Vereinslogo, das zu große Ähnlichkeit mit dem Firmenlogo des Geldgebers hat, die kaum vorhandene Möglichkeit einer Mitgliedschaft und die mit Red-Bull-Leuten besetzten Führungsposten. Sportrechtsexperten bezweifeln die rechtliche Position der DFL. Klub-Mäzen Mateschitz drohte zuletzt sogar damit, das Projekt RB Leipzig zu beenden.

Bei einigen Fans würde das zu Freudensprüngen führen. Der erst 2009 gegründete und mit vielen Millionen Euro hochgepäppelte Klub gilt gerade bei Anhängern von Traditionsvereinen als Inbegriff des Retortenklubs. Auf der Facebook-Seite „Wir sind gegen RB Leipzig“ werden zum Beispiel Fan-Choreografien aus Deutschlands Stadien gegen den „Brauseklub“ dokumentiert.

Aber auch von Bundesliga-Funktionären gibt es Gegenwind. Bernd Schiphorst, Aufsichtsrats-Vorsitzender von Hertha BSC, heimste auf der Mitgliederversammlung am Montagabend mit folgendem Seitenhieb Applaus ein: „Herr Mateschitz, halten Sie sich an die Regeln der DFL! Wir sind hier nicht bei der Formel 1.“

Dass sich RB und DFL nicht auf einen Kompromiss einigen, erscheint trotz der nach außen verhärteten Positionen unwahrscheinlich. Und wenn sich die „Roten Bullen“ erst einmal in der zweiten und dann vielleicht auch ersten Liga etabliert haben, dürfte das Geschrei um das Image aufhören, glaubt Geyer. In Leipzig sei die anfängliche Ablehnung längst einer Euphorie gewichen: „Die Querelen der anderen Vereine wie Lok oder Sachsen haben zu nichts geführt. Die Leipziger haben den Kanal voll, sie wollen guten Fußball sehen, und dann ist es ihnen egal, wie der Verein heißt.“