Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Der erste Konkurrent, den ein Rennfahrer besiegen muss, ist sein eigener Teamkollege. Diese so schlichte wie wahre Regel gilt übrigens nicht nur in der Formel 1, sondern ist in allen Kategorien der Vollgasbranche verbindlich. Jeder andere Gegner könnte ja in einem schnelleren Auto sitzen. Nur im Vergleich mit dem Mann, der mit dem gleichen Material unterwegs ist, verfängt diese Ausrede nicht. Wer im internen Duell vorn liegt, wird auch die Unterstützung seines Teams gewinnen.

Wenn die automobile Königsklasse am Wochenende erstmals in dieser Saison in Europa ihre Kreise dreht, stehen zwei deutsche Piloten bereits mächtig unter Druck. Weltmeister Sebastian Vettel und der Titelfavorit Nico Rosberg müssen sich hausgemachten Rivalen stellen. Vettel wird im Red-Bull-Team vom respektlosen australischen Neuling Daniel Ricciardo attackiert. Rosberg muss sich beim Titelfavoriten Mercedes hinter seinem Kumpel aus alten Tagen, dem Briten Lewis Hamilton, einreihen.

Im Bullenstall sind sich die Chefs einig: Wenn der viermalige Champion Vettel sein Auto erst besser versteht, wird er dem aufmüpfigen Jungstar schnell die Grenzen aufzeigen. Bei den Silberpfeilen sieht die Sache anders aus. Hamilton genießt das Momentum nach drei Siegen in Folge, Rosberg, der zugibt, dass sein Verhältnis zum Briten „schwieriger geworden“ sei, muss in Spanien den Befreiungsschlag schaffen. Denn der Vorsprung durch Technik könnte für Mercedes schon bald schrumpfen. Und wenn die Konkurrenz näher rückt, hat noch jedes Team in der Formel 1 auf das schnellste Pferd im Stall gesetzt.