Geglücktes Jubiläum für 1899 dank eines starken Torwarts - Klassenerhalt endgültig sicher. Nach dem Rauswurf von Sami Hyypiä feiert Bayer einen Sieg gegen Hertha. Die Werkself klettert auf Platz vier.

Sinsheim/Leverkusen. Mit einem Sieg zum Doppel-Jubiläum hat 1899 Hoffenheim die zarten Europa-League-Hoffnungen des FC Augsburg wohl beendet. Die Kraichgauer gewannen am Sonntag ihr 200. Bundesliga-Spiel 2:0 (2:0) gegen den FCA, der im Rennen um die internationalen Plätze als Achter mit 42 Punkten weiter Boden verloren. Im 100. Heimspiel von 1899 erzielten Sejad Salihovic (19.) und Jannik Vestergaard (41.) die Treffer für die Hausherren. Hoffenheim belegt zwei Punkte hinter Augsburg Rang neun und steht vier Spieltage vor Saisonschluss jenseits von Gut und Böse.

Die Partie hätte einen anderen Verlauf nehmen können, wenn Sascha Mölders nach nur 66 Sekunden nicht am Pfosten gescheitert wäre. Der Augsburger Siegtorschütze vom Bayern-Spiel war nach einem Befreiungsschlag von Daniel Baier und einem Ausrutscher von Vestergaard frei vor Jens Grahl aufgetaucht. Grahl vertrat Koen Casteels nach dessen in Berlin erlittenen Schienbeinbruch und zeigte beim ersten Zu-Null-Spiel seit dem 1. Februar eine starke Leistung. Sein Gegenüber Marwin Hitz rettete zunächst gut gegen Roberto Firmino, sah dann aber bei beiden Gegentoren nicht gut aus.

Zunächst zirkelte Salihovic einen Freistoß mit seinem starken linken Fuß nicht ganz unhaltbar zu seinem elften Saisontor ins Netz. Mit insgesamt 44 Treffern ist der Bosnier nun alleiniger Bundesliga-Rekordschütze der Hoffenheimer vor Vedad Ibisevic. Vier Minuten vor dem Seitenwechsel klärte Hitz einen Eckball von Salihovic nicht konsequent genug. Beim folgenden Schuss von Tarik Elyounoussi klärte Augsburgs Kapitän Paul Verhaegh noch auf der Linie, gegen den Abstauber von Vestergaard war der Niederländer dann machtlos.

Zwischen den beiden Treffern verhinderte Grahl mit mehreren starken Paraden den möglichen Ausgleich, weil die Gäste dank ihrer Zweikampfstärke besser ins Spiel kamen. Einen Flachschuss von André Hahn stoppte Grahl stark (23.), dann rettete er binnen einer Minute mit Klasse-Reflexen gegen Halil Altintop und Hahn (28.). Insgesamt besaßen die Gastgeber unter den Augen ihres von einem Autounfall genesenen einstigen Kollegen Boris Vukcevic aber ein Übergewicht.

+++DIE HÖHEPUNKTE DER PARTIE ZUM NACHLESEN+++

Während der zwischenzeitlichen Schwächephase von 1899 sah Kapitän Andreas Beck seine fünfte Gelbe Karte und fehlt damit am kommenden Samstag beim Spiel in Bremen. Die Trainer Markus Gisdol und Markus Weinzierl, die 2010/11 gemeinsam den DFB-Trainerlehrgang absolvierten und vor dem Spiel lange im Mittelkreis zusammenstanden, sahen auch nach Wiederanpfiff eine offene Partie. Beide Schlussleute waren weiter gefordert: Erst hielt Hitz den nächsten Salihovic-Freistoß glänzend (48.), dann verhinderte Grahl gegen Alexander Esswein zweimal den Anschlusstreffer (54./57.).

Gegen die schwächste Defensive der Liga verstärkte der FCA vor 26 449 Fans nun seine Bemühungen. Altintop (74.) und der gerade eingewechselte Raphael Holzhauser konnten Grahl nicht überwinden (78.), Raul Bobadilla schoss am langen Eck vorbei (75.). Die Hausherren hätten durch Firmino (85.) noch das 3:0 nachlegen können.

Das Schema zum Spiel:
1899 Hoffenheim - FC Augsburg 2:0 (2:0)
Hoffenheim: Grahl - Johnson, Strobl, Vestergaard, Beck - Rudy (79. Süle), Polanski - Elyounoussi (87. Herdling), Firmino, Salihovic (68. Modeste) - Volland. Trainer: Gisdol
Augsburg: Hitz - Verhaegh, Callsen-Bracker, Hong, Ostrzolek - Kohr (25. Vogt), Baier - Hahn (77. Holzhauser), Halil Altintop, Esswein - Mölders (64. Bobadilla). Trainer: Weinzierl
Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart)
Tore: 1:0 Salihovic (19.), 2:0 Vestergaard (41.)
Zuschauer: 26.449
Gelbe Karten: Beck (5) - Vogt (5)

Perfektes Lewandowski-Comeback in Leverkusen

Bayer Leverkusen hat Sascha Lewandowski ein perfektes Comeback als Interimstrainer beschert. 330 Tage nach seinem Abschied von der Bundesliga-Bühne feierte der 42-Jährige mit seiner neu motivierten Truppe einen verdienten 2:1 (2:1)-Heimsieg gegen Hertha BSC. Routinier Stefan Kießling mit seinem 15. Saisontreffer (1. Minute) und Youngster Julian Brandt (24.) schossen die Werkself aus der Krise auf Platz vier (51 Punkte). Für die Berliner, die nach der 13. Saisonniederlage als Zehnter (37) weiter im Mittelfeld der Tabelle dümpeln, traf Ramos-Vertreter Sandro Wagner (38.).

Der knappe Sieg ging völlig in Ordnung, weil Bayer mehr Spielanteile und die besseren Chancen hatte. Erst vor acht Tagen hatte Leverkusen die Notbremse gezogen: Nach der Minus-Serie mit nur einem Sieg in neun Spielen trennte man sich von Sami Hyypiä. Alle setzten dann auf den „Lewandowski-Effekt“ – und die Hoffnung ging auf: Schon nach 40 Sekunden brach nach dem schnellsten Saisontor der Bundesliga ein Jubelsturm unter den 29.377 Zuschauern in der BayArena aus: Nach präziser Flanke von Giulio Donati brachte Kießling die Werkself mit einem Aufsetzer-Kopfball in Führung.

Gonzalo Castro hatte zweieinhalb Minuten später das 2:0 auf dem Fuß, der frühere Nationalspieler verzog aber. Hertha war geschockt, Bayer stürmte weiter. Sebastian Boenisch traf in seinem 100. Erstligaspiel nur das Lattenkreuz (19.). 30 Sekunden nach der ersten nennenswerten Offensivaktion der Gäste – ein Lattenknaller von Änis Ben-Hatira - fiel auf der Gegenseite das 2:0. Der 17 Jahre alte Brandt überwand Hertha-Keeper mit einem Lupfer aus zehn Metern – ein Supertor des stark spielenden Fußball-Teenagers.

+++DIE HÖHEPUNKTE DER PARTIE ZUM NACHLESEN+++

Bayer bestimmte nach der Pause zunehmend das Geschehen, war im 16er aber nicht konsequent genug. Hertha lauerte auf Konter – Joker Nico Schulz vergab den möglichen Ausgleich (80.). Für Bayer-Sportchef Rudi Völler waren die drei Punkte wohl das schönste Geschenk zum 54. Geburtstag. Vor der Partie hatte er den Glauben an eine bessere Zukunft beschworen. „Viele Dinge haben wir in der Rückrunde nicht mehr gut gemacht. So eine Rückrunde ist nicht würdig für Bayer Leverkusen“, sagte er im Pay-TV-Sender Sky.

Nach dem Kopfballtor durch Wagner wurden die Gäste, die nach dem 1:1 gegen Hoffenheim mit insgesamt vier Neuen in der Startelf antraten, mutiger und munterer. Allerdings hatte Hertha ein echtes Handicap: Erstmals in dieser Saison stand Adrian Ramos (Oberschenkquetschung) nicht in der Startelf. Der Top-Stürmer, für den Wagner in die Spitze rückte, hat immerhin 16 der 38 Treffer für sein Team erzielt.

Gäste-Coach Jos Luhukay hatte vor der Partie gewarnt: „Vielleicht werden durch den Trainerwechsel ein paar Prozente frei“. Routinier Lewan Kobiaschwili kehrte in die Innenverteidigung zurück. Der Georgier durfte zwar nur 56 Minuten mitmachen, feierte aber ein recht seltenes Jubiläum: sein 350. Bundesliga-Spiel.

Das Schema zum Spiel:
Bayer Leverkusen - Hertha BSC 2:1 (2:1)
Leverkusen: Leno - Donati, Toprak, Spahic, Boenisch - Lars Bender, Can - Brandt (89. Öztunali), Castro (71. Rolfes), Son - Kießling. Trainer: Lewandowski
Berlin: Kraft - Pekarik, Sebastian Langkamp, Kobiaschwilli (57. Baumjohann), van den Bergh - Hosogai - Allagui, Skjelbred (71. Ronny), Cigerci, Ben-Hatira (46. Nico Schulz) - Wagner. Trainer: Luhukay
Schiedsrichter: Stieler (Hamburg)
Tore: 1:0 Kießling (1.), 2:0 Brandt (24.), 2:1 Wagner (38.)
Zuschauer: 29.377
Gelbe Karten: Donati (4) - Cigerci (6)