Im Video: Der Trainer von Borussia Dortmund verlor erneut vor der Kamera die Nerven. Es ging um „Cojones“. Acht Millionen Fernsehzuschauer waren geschockt.

Madrid/Hamburg. Was haben die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright und Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp miteinander zu tun? Mehr, als man auf den ersten Blick meint. Es geht um Hoden, Eier oder auch Cojones, wie die Spanier sagen. Damit ist gemeint, dass Männer Mut haben und ihn auch zeigen. Gegen die Widrigkeiten dieser Welt. Gegen übermächtige Gegner. Gegen die Medien.

Albright benutzte den Begriff im Zusammenhang mit einer feigen politischen Aktion der Kubaner. Da habe jemand nicht gerade Cojones gezeigt, sondern Feigheit, sagte sie. Und Klopp, der nach dem Champions-League-Spiel bei Real Madrid mal wieder seine dunkle Seite zeigte, sagte, Cojones sei überhaupt das einzige spanische Wort, das er kenne. Er wird ein weiteres lernen: adios. Das heißt „Tschüs“, im besten Fall „Auf Wiedersehen“. Denn Borussia Dortmund wird sich nach dem 0:3 in Madrid wohl aus der Champions League verabschieden.

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Da werden auch die Cojones nicht helfen, der Mut, den Klopps Spieler im Rückspiel am Dienstag in Dortmund zeigen sollen. Aber Klopp bewies mal wieder, wie wenig er sich unter Kontrolle hat, wenn die Lage aussichtslos ist. Sein Wortgefecht mit ZDF-Mann Jochen Breyer und Oliver Kahn (auch er hatte früher mal von „Eiern“ gesprochen, die man haben müsse) war peinlich.

Klopp wollte sich das Nachfragen, ob das Rückspiel schon gelaufen sei und ob er nicht an Robert Lewandowski gedacht habe (der in Madrid fehlte), nicht gefallen lassen. „Wie könnte man mir Geld überweisen für einen Job, wenn ich heute sagen würde, die Sache ist durch?“, polterte der BVB-Trainer. Das sei ja so „doof“, als würde er sagen, „die hauen wir weg“.

Doofe Fragen, doofe Antworten, das sagte Klopp selbst – und enttarnte sich. Denn er könnte ja die Größe haben, sich nicht gemein zu machen mit den ach so bösen Journalisten. Doch wer sich in die Medien begibt, kommt darin um. Das müsste Klopp wissen, seit er dem ZDF als Experte zur Verfügung stand und artig alles mitmachte.

Dass Oliver Kahn, im Herzen immer ein Fußball-Bayer, daneben stand, machte es nicht besser. Dem unterstellt Klopp immer, die Vereinsbrille und die Häme des FC Bayern München zu haben.

Klopp knallte nach dem Interview das Mikro auf den Tisch, noch bevor der Techniker es ausschalten konnte. 8,38 Millionen Zuschauer (28,3 Prozent Marktanteil) zuckten zusammen. „Super, wir zwei“, ätzte Klopp noch zu Kahn und trat ab. ZDF-Moderator Breyer nahm‘s vergleichsweise cool. Doch für Klopp war es ein erneuter Ausraster, der seine Hilflosigkeit zeigt, in dieser Saison mit den sportlichen Rückschlägen klarzukommen.

Schon nach einem Bundesligaspiel hatte er eine ZDF-Frau angeherrscht, sie sei ja nur zum Urlaub im Stadion. Das verbat sich Claudia Neumann energisch.

Am Donnerstag gab es ein Gespräch zwischen Klopp und ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz, ein besonnener Mann. „Die Sache ist erledigt, ich habe mit Jürgen Klopp telefoniert“, sagte Gruschwitz.

Auf der Pressekonferenz sagte Klopp am Mittwochabend wieder einigermaßen gefasst: „Wir haben zu viele Verletzte, aber noch immer genügend gute Jungs, die in der Lage sind, über sich hinauszuwachsen.“ Diese Eigenschaft fehlt Klopp derzeit.