College-Football-Spieler Michael Sam hat sich zu seiner Homosexualität bekannt. Der 24-jährige Amerikaner gilt als großes Talent und wäre der erste offen schwule Profi der Eliteliga NFL.

Columbia/Köln. Michael Sam lüftete sein Geheimnis am Arbeitsplatz. Ausgerechnet auf dem Spielfeld seiner Universität Missouri wollte der 24-Jährige reinen Tisch machen, sich nicht länger verstecken. Eine vom Trainer verordnete Teambuilding-Maßnahme erschien ihm bereits vor der vergangenen Saison als der richtige Moment, und mit drei Worten stellte er die amerikanische Football-Welt auf den Kopf: „Ich bin schwul.“

Der Defensive End, der vier Jahre für die Missouri Tigers auflief, ist eines der größten Talente im amerikanischen College Football und gilt als kommender Stammspieler der Eliteliga NFL. Sollte er beim Draft im Mai ausgewählt werden, wäre er der erste offen schwule Profi.

„Ich habe in ihre Augen gesehen, und sie haben einfach mit dem Kopf geschüttelt“, beschrieb Sam sein Coming-out auf dem Trainingsplatz in der New York Times: „So nach dem Motto: Endlich sagt er es!„

Vor Sams Offenbarung hatte es Gerüchte gegeben, die irgendwann auch zu ihm selbst vorgedrungen waren. Deshalb entschied der Defensivspezialist, in die Offensive zu gehen. „Ich bin ein stolzer schwuler Mann. Ich wollte sichergehen, dass ich meine Geschichte so erzählen kann, wie ich will“, sagte der 116-kg-Koloss, der mit den Tigers jüngst eine Traumsaison beendet hatte, an deren Ende der Gewinn des Cotton Bowl stand.

Die positive Reaktion seiner Teamkollegen hallte auch in den Kommentaren aktueller Football-Profis wider. Daniel Chase, Quarterback der Kansas City Chiefs und ein ehemaliger Missouri Tiger, twitterte: „Ich habe mehrfach mit Sam gesprochen, und mich begeistern seine Ehrlichkeit und sein Mut.“ Super-Bowl-Sieger Malcolm Smith von den Seattle Seahawks twittterte: „Für Bigotterie ist im amerikanischen Sport kein Platz. Es braucht Mut, um die Kultur zu ändern.“ Präsidenten-Gattin Michelle Obama nannte Sam „eine Inspiration für uns alle“.

Welche Resonanz Sams Worte haben, wird sich zeigen. Der populäre Sport ist auf Testosteron und Härte gebaut, immer wieder gibt es Äußerungen wie die von Jonathan Vilma, einem Linebacker der New Orleans Saints, der das Zusammenspiel von hetero- und homosexuellen Spielern in Frage stellt: „Ich denke, er würde weniger akzeptiert werden, als wir denken.“

Experten, Freunde und Teamkollegen glauben dennoch, dass Sam als einer der kommenden Topspieler in der NFL auflaufen wird. Nicht zuletzt seinetwegen dürfte der kommende Draft einer der wichtigsten der Geschichte werden.