Große Zustimmung für Ernst-Otto Rieckhoff und sein Konzept HSVPlus. Es sieht eine Ausgliederung der Fußball-Profi-Abteilung und die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft vor. Kein anderes Modell fand die benötigte Zustimmung der HSV-Mitglieder.

Hamburg. Revolution beim Hamburger SV: Der sportlich wie finanziell angeschlagene Bundesligist bereitet die Ausgliederung seiner Profi-Fußballabteilung vor und will sich für Investoren öffnen. Erstmals in der Geschichte des Traditionsklubs bekam der Vorstand des Vereins den Auftrag, entsprechende Maßnahmen zur Vorbereitung einzuleiten.

Das ist das Ergebnis einer hitzig geführten Rekord-Mitgliederversammlung. Eine überwältigende Mehrheit von 79,4 Prozent der mehr als 7000 stimmberechtigten Mitglieder votierte am Sonntag für den von Ex-Aufsichtsratschef Ernst-Otto Rieckhoff (62) eingereichten Reformantrag „HSVPlus“.

Die Reform sieht vor, die Lizenzspielerabteilung aus dem Gesamtverein auszugliedern und nach dem Vorbild des FC Bayern in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Danach könnten bis zu 24,9 Prozent der Anteile an strategische Partner verkauft werden. „In den nächsten Jahren könnten wir so bis zu 100 Millionen Euro einnehmen“, sagte Rieckhoff.

Milliardär und Edelfan Klaus-Michael Kühne hatte im Vorfeld bereits seine Unterstützung angeboten. „Ich kann mir vorstellen, dieses Konzept als strategischer Partner in größerem Umfang zu unterstützen“, sagte der 76 Jahre alte Logistikunternehmer.

Der HSV dürfe aber „niemals zum Spielball externer Geldgeber“ werden, sagte Rieckhoff. Deswegen soll eine 50+1-Regel festgeschrieben werden, wonach die Mehrheit der Anteile immer beim Verein liegen soll: „Der Verein muss immer das Sagen haben. Es wird keine Scheichs oder Oligarchen geben.“ Der ehemalige oberste HSV-Kontrolleur konnte prominente Unterstützer für seine Ideen gewinnen. Unter anderem sprachen sich die Klub-Idole Horst Hrubesch, Thomas von Heesen, Ditmar Jakobs und Holger Hieronymus für „HSVPlus“ aus.

Die Beschlüsse vom Sonntag sind noch nicht bindend. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Sommer müssen noch einmal drei Viertel der Mitglieder der Strukturreform zustimmen, damit sie umgesetzt werden kann. Insgesamt standen fünf verschiedene Reformmodelle zur Abstimmung.

Der Antrag, zukünftig per Fern- bzw. Briefwahl an Mitgliederabstimmungen teilzunehmen, ist hingegen gescheitert. Die notwendige Dreiviertelmehrheit wurde am Sonntagabend nicht erreicht. In einer ersten Abstimmung sprachen sich 72,3 Prozent für die Fernwahl aus. Ein zweiter Versuch der Fernwahl-Befürworter scheiterte mit 73,7 Prozent. Nach der Abstimmung kam es zu tumultartigen Szenen im Saal.

Die Versammlung endete mit einem Misstrauensvotum gegen den Aufsichtsrat. Die verbliebenen Mitglieder verweigerten dem Gremium für das abgelaufene Geschäftsjahr die Entlastung. Dies hat aber zunächst keine direkten Konsequenzen.

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