Der BVB-Torwart freut sich endlich zum Kreis der Nationalmannschaft dazuzugehören und die Wertschätzung des Trainerstabs zu erfahren. Ob der Oldie gegen England zum Einsatz kommt, ist aber noch ungewiss.

München. Der Stolz und auch die Genugtuung waren Roman Weidenfeller auf dem DFB-Podium anzumerken. Sieben Jahre blieben die Türen zur deutschen Nationalmannschaft für den Dortmunder Keeper fest verschlossen. In der Öffentlichkeit wurde viele Jahre sogar das Bild von der DFB-Reizfigur Weidenfeller gezeichnet. Jetzt durfte der 33-Jährige am Dienstag mit einem Dauerlächeln im Gesicht bei der ersten Pressekonferenz vor den Klassikern gegen Italien und England über seine ersten Stunden im Elitekreis philosophieren.

„Der i-Punkt ist damit gesetzt, dass ich dazugehöre“, betonte Weidenfeller unabhängig von der Entscheidung, ob er am kommenden Dienstag im Londoner Wembleystadion sein spätes Debüt für Deutschland feiern darf oder nicht. Dem Dortmunder bereitet schon die Tatsache ein Glücksgefühl, „dass ich zu dem Kreis dazugehöre, dass ich die Wertschätzung vom Trainerstab und der Öffentlichkeit erfahre“. Lange Zeit konnten weder Meistertitel noch Glanzleistungen Bundestrainer Joachim Löw und Torwartcoach Andreas Köpke dazu veranlassen, den einstigen Junioren-Nationalspieler doch noch ins A-Team zu befördern.

„Prioritäten können sich verschieben“, erklärte Köpke zur veränderten Sicht der Führungskräfte, die Weidenfeller nun sogar noch auf die Schnelle eine WM-Chance eröffnet. „Wer die Bundesliga und die Champions League beobachtet, weiß, dass Roman sein Spiel umgestellt hat, dass er auf konstant hohem Niveau spielt“, erläuterte Köpke. Anders lautende Aussagen aus der Vergangenheit wären eben eine Beschreibung der damaligen Situation gewesen, die sich geändert habe, so der Bundestorwarttrainer: „Es ist eine logische Konsequenz.“

Zudem seien die Länderspiele am Freitag in Italien, das Stammkraft Manuel Neuer bestreiten wird, und in England „die letzte Chance, etwas auszuprobieren“, verkündete Köpke. Mit einem Oldie als Torwart-Ergänzung in einem WM-Aufgebot habe man schon 2010 „gute Erfahrungen“ gemacht. Nach Südafrika durfte nach dem Ausfall von René Adler der damals 36-jährige Hans-Jörg Butt mitreisen.

In Brasilien könnte Weidenfeller, der schon nach der WM 2006 erstmals in Sachen Nationalelf mit Köpke telefoniert hatte, den Butt kopieren. Zumal die Entwicklung der jüngeren Torhüter Marc-André ter-Stegen (21) und Ron-Robert Zieler (24) zuletzt nicht wie erhofft aufwärts ging. Der Hannoveraner Zieler war noch bei allen WM-Qualifikationsspielen für Brasilien dabei – ohne zu spielen.

„Durchweg positiv“ seien seine ersten Eindrücke, erklärte Weidenfeller. Er kenne die DFB-Kollegen ja aus der Liga. „Es ist etwas Besonderes, hier dabei zu sein und die Luft zu atmen“, sagte der zweimalige Meister und Champions-League-Finalist 2013. „Wir wollen ihn im Training sehen, wie er sich in der Mannschaft zurechtfindet, wie er sich fühlt, um die richtige Entscheidung für Brasilien zu treffen“, kündigte Köpke an. Weidenfeller saß daneben - und lächelte auch bei dieser Aussage wieder.