Deutschlandachter gewinnt E.on Hanse Cup auf der Alster, Schwimmweltmeister Thomas Lurz siegt vor 10.000 Zuschauern im Duell allein gegen alle.

Hamburg. „Ist hier Wahlkampf?“, fragte eine Passantin, als sie am Sonnabend den Jungfernstieg entlangkam und von Weitem Menschenmassen, Musik, Beifall und Zwischenrufe vernahm. Nein, es war Sport, großer Sport sogar. Andernfalls wären wohl kaum 40.000 Zuschauer erschienen, um auf der Binnenalster die Wettkämpfe der Ruder-Bundesliga, der weltbesten Achter und Einer zu verfolgen, die sich spannende Duelle lieferten. Schon deshalb wurde der Dame erklärt, könne es keine Politikveranstaltung sein. Und weil auch am Sonntag nach Angaben der Veranstalter mehr als 10.000 Schaulustige die Rennen der Schwimmer verfolgten, ist sich Hamburgs Sportsenator Michael Neumann (SPD) sicher, dass es im nächsten Jahr die dritte Auflage des E.on Hanse AlsterCups geben wird – wohl wieder Mitte September. Selbst der Regen am Sonnabendnachmittag vertrieb nur wenige Besucher.

Die Schwimmer sind mit dem späten Termin allerdings nicht glücklich. Auch wenn in diesem Jahr die Wassertemperatur mit 17,2 Grad Celsius fast zwei Grad über der des Vorjahres lag, würden sie lieber im Hochsommer in die Alster springen. „Für die Leistungsschwimmer sind die Bedingungen kein Problem, die Jedermänner schrecken sie eher ab“, glaubt Stefan Lurz. Der Bundestrainer der Freiwasserschwimmer, Bruder des Rekordweltmeisters Thomas Lurz, schlägt daher vor, im nächsten Jahr zumindest die Fünf-Kilometer-Strecke der internationalen deutschen Meisterschaften (4.–6. Juli) aus Allermöhe in die Hamburger Innenstadt zu verlagern. „Die Alster wäre das perfekte Ambiente und der Juli der perfekte Monat“, sagt Lurz.

Die Zahl der diesmal 350 Jedermännern ließe sich im Juli womöglich verdoppeln, der Hamburger Schwimmverband sieht für seine Veranstaltung Potenzial für 1000 Starter. Klasse musste deshalb am Sonntag Masse ersetzen. Wo aber ein Thomas Lurz, 33, auftritt, ist für beste Unterhaltung gesorgt. Erst gewann der Würzburger das Eliterennen über 1500 Meter in 15:39,99 Minuten vor Team-Weltmeister Christian Reichert, dann besiegte er drei Stunden danach eine Würzburger 6x500-Meter-Staffel über 3000 Meter in 32:51 Minuten, wobei ihm auf der letzten Runde Reichert nahe kam. Als Dritter trafen die Waterpolo Allstars aus Meckelfeld ein – zehn Minuten später.

„Es war spannend und ganz schön anstrengend”, gab Lurz zu. Die Würzburger hatten sechs Spitzenschwimmer aufgeboten, drei Frauen und drei Männer. „Gegen die Frauen habe ich mich weit weniger für den Endspurt schonen können als erhofft“, sagte Lurz. Im nächsten Jahr, wann auch immer, will er sich wieder in Hamburg präsentieren. „Die Veranstaltung ist großartig.“ Vielleicht klappt 2014, was in diesem Jahr noch am Geld scheiterte: ein Duell mit dem tunesischen Olympiasieger Oussama Mellouli, 29.

Deutschland Achter gewinnt Sonntag auch den Nord-Ostsee-Kanal-Cup

Am Sonnabend hatte der Deutschlandachter wie im Vorjahr seine Sprintqualitäten bewiesen. Im Finale des 270-Meter-Rennens besiegte das gegenüber dem Olympiasieg 2012 auf sechs Plätzen umbesetzte Boot Europameister Polen mit einer halben Länge Vorsprung. Im Zwischenlauf hatte die Crew um den Hamburger Schlagmann Eric Johannesen, 25, Weltmeister Großbritannien auf Distanz gehalten. „Es war etwas ganz anderes als die übrigen 2000-Meter-Rennen. Man muss hier sehr schnell in die hohen Frequenzbereiche kommen“, sagte der Bochumer Kristof Wilke, 28. „Und jeder Schlag muss sitzen“, ergänzte Johannesen. Rund 30 sind es insgesamt. Ralf Holtmeyer sieht darin kein Problem: „Spitzenruderer müssen das können!“ Die kompakte Veranstaltung „auf dem kleinen See“ gefällt dem Bundestrainer: „Sie ist eine Abwechslung für die Teams. Die haben in Hamburg ihren Spaß.“

Am Tag darauf war der vorbei. Beim Kanal-Cup „musst du an deine Grenzen gehen“, sagte Johannesen. Nach dem kürzesten Rennen der Saison gewann der Achter zum zehnten Mal auch das längste. Nach 12,725 Kilometern auf dem Nord-Ostsee-Kanal von Breiholz nach Rendsburg ließ das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes vor rund 100.000 Zuschauern Großbritannien, den USA und Polen in 36:34,41 Minuten mit einem Start-Ziel-Sieg keine Chance.

Die Einer-Premiere auf der Binnenalster hatte der Magdeburger WM-Dritte Marcel Hacker, 36, gewonnen. „Ich bevorzuge eigentlich die längere Distanz, aber hier war es auch sehr schön.“

In der Ruder-Bundesliga verteidigte der Krefelder Ruder-Club als Tagessieger bei Männern und Frauen seine beiden deutschen Meistertitel. Favorite Hammonias Dole-Achter wurde in der Gesamtwertung bei den Männern als bestes Hamburger Boot Vierter wie der Alsterachter der RG Hansa bei den Frauen.